Raiffeisen Public E-Carsharing Bezirk Landeck

Bisher gab es im gesamten Bezirk Landeck mit rund 45.000 Einwohner*innen und 30 Gemeinden als Ergebnis der Maßnahme 3 der KEM Weiterführungsphase I nur 2 E-Carsharing-Fahrzeuge an nur 1 Standort (Prutz). Viele Gemeinden haben sich zwar für die Umsetzung von E-Carsharing interessiert und über die KEM ausführliche Informationen dazu erhalten. Trotzdem wurden keine weiteren Standorte umgesetzt. Die Raiffeisenbanken des Bezirks bemühen sich seit 2 Jahren um ein bezirksweites Marketing. Im Zuge dieser konzeptionellen Neuaufstellung wurde das Thema Nachhaltigkeit ins Zentrum gerückt und Möglichkeiten evaluiert, was die Raiffeisenbanken konkret anstoßen können. Die Idee, Raiffeisen könnte als Partner für E-Carsharing auftreten, wurde mit der KEM in einem allgemeinen Beratungsgespräch geboren. In einer über ein Jahr laufenden Projektentwicklungsphase wurde von der KEM Landeck mit den Raiffeisenbanken des Bezirks Landeck ein geeignetes Modell ausgearbeitet, das in Kooperation mit 9 ausgewählten Filialstandorten umgesetzt werden konnte. Im Herbst 2022 wurden Informationsveranstaltungen durchgeführt. Die eigens entwickelte Kooperationsvereinbarung zwischen der jeweiligen Raiffeisenbank und den Standortgemeinden wurde Anfang Jänner 2023 von der KEM vorgelegt. Die Gemeinden hatten bis Ende März 2023 Zeit, die Vereinbarungen zu unterzeichnen. Beschlüsse dazu folgten in allen 9 Gemeinden ohne Verzögerung. Eine Pressekonferenz mit LH Anton Mattle und LR René Zumtobel fand im März statt. Die Fahrzeuge wurden im April bestellt. Start hätte August 2023 sein sollen, dieser verschob sich aufgrund von Lieferschwierigkeiten bei den Fahrzeugen jedoch auf Oktober 2023. Am 05. Oktober 2023 konnten alle 9 Renault Zoes vom E-Carsharing-Dienstleister floMOBIL an die Landecker Gemeinden im Beisein der Raiffeisenvorstände, der Presse sowie LR René Zumtobel übergeben werden.

Durch die Initiative der Raiffeisen und ihre Bereitschaft, als Standort- und Vertragspartner für den Tiroler E-Carsharing-Anbieter floMOBIL aufzutreten, wurden die Entscheidungen für E-Carsharing in den Gemeinden sehr schnell gefasst. Ein geeignetes Kooperationsmodell wurde von der KEM entwickelt und den Projektpartnern vorgelegt. Das Projektmanagement lag bei der KEM. Sämtliche Abstimmungen und Präsentationen mit und in den Gemeinden wurden von der KEM durchgeführt. Allerdings war der Beitrag der KEM hier der einer gezielten Umsetzungsbegleitung und Koordination. Nur durch die starke Partnerschaft mit den Raiffeisenbanken und die Zusage von Raiffeisen, das Marketing für die Fahrzeuge federführend zu übernehmen, konnte sehr schnell ein flächendeckendes, klimaschonendes, flexibles und kostengünstiges Angebot für nachhaltige Mobilität in der Region geschaffen werden. Dieses geschlossene Vorgehen und die starke Kooperation waren der klare Erfolgsfaktor für eine Umsetzung! Der Bezirk Landeck hat nun von 0 Standorten mit E-Carsharing zu Beginn der Weiterführungsphase bis zum Ende der Projektlaufzeit 10 Standorte geschaffen

Modellregion:
Landeck

Ansprechperson:

Elisabeth Steinlechner
0660/6503001
Projektinhalt und Ziel

Das Ziel des Projekts wurde von den Raiffeisenbanken mit der KEM festgelegt: Jede der drei Raiffeisenbanken definiert jeweils 3 Standorte für E-Carsharing, für die sie die Standortpartnerschaft und 50 % der Kosten übernehmen würden. Die 3 Standorte werden von der Raiffeisen festgelegt und den Gemeinden ein Kooperationsangebot unterbreitet. Bei Nicht-Interesse werden Alternativstandorte gesucht. Es war jedoch nach dem Infotermin für die 9 ausgewählten Standorte im November 2022 und Vorlage der von der KEM entworfenen Kooperationsvereinbarung sowie konkreter Kostenkalkulation sehr schnell klar, dass alle 9 Standorte das Angebot annehmen. Bereits im März 2023 lagen alle GR-Beschlüsse vor und die Fahrzeuge konnten bestellt werden.

Durch die neuartige Kooperation sind Gemeinden nicht mehr die alleinigen Akteure und Entscheidungsträger bei E-Carsharing. Diese „Entlastung“ der Gemeinden sollte eine schnellere Umsetzung begünstigen, was auch der Fall war. Die Gemeinden sind nicht nur dankbar für die Kostenteilung sondern auch für die Übernahme der „Hauptverantwortung“ durch die Raiffeisen, die als Vertragspartner des E-Carsharing-Anbieters auftreten und federführend das Projekt leiten. Die Raiffeisen wiederum konnte dieses individuell gestaltete Projekt nur durch die Unterstützung der KEM Landeck umsetzen. Die Kooperation untersch. Partner aus der Region war damit wesentlicher Inhalt und wesentliche Zielsetzung zugleich. Es gab einen sehr hohen Abstimmungsaufwand zwischen den vielen unterschiedlichen Beteiligten. Dies war jedoch eines der großen Stärken des Projekts – dass viele Beteiligte nun zusammenarbeiten und gemeinsam Projekte angehen.

Projektablauf

Nach einem ersten Gespräch mit dem neuen Marketing-Verantwortlichen der drei Raiffeisenbanken des Bezirk Landeck stand fest, dass die Raiffeisen „neue Wege“ im Bereich Nachhaltigkeit gehen möchte. Das Themenfeld E-Carsharing wurde als mögliches Aktionsfeld identifiziert. Es wurde auch gleich von der Raiffeisen mitgeteilt dass sie an einer Lösung „für alle“ interessiert sind – also nicht nur für Mitarbeiter*innen und Kund*innen sondern für die gesamte Bevölkerung.

Damit war der Grundstein gelegt und in monatlichen Projektmanagementsitzungen zwischen der Raiffeisen-Marketing-Leitung und der KEM Landeck wurde ein Modell für ein kooperatives Projekt zwischen Raiffeisen und Gemeinde der Region entwickelt. Im Frühsommer 2022 wurde es erstmals den Raiffeisenvorständen vorgestellt und im Herbst 2023 (nach mehrmaliger Präsentation und Diskussion) bereits beschlossen.

Im November 2022 konnten bereits 9 von der Raiffeisen ausgewählte Standorte zum Infoabend für das Kooperationsprojekt eingeladen werden. Organisiert und moderiert wurde der Abend von der KEM Landeck. Er fand im Lantech Landeck statt. Alle 9 geladenen Gemeinden waren dabei.

Im Jänner 2023 wurde ihnen dann die von der KEM entworfene Kooperationsvereinbarung mit konkreten Kostenvorgelegt (4 Jahre Laufzeit, Auftragnehmer floMOBIL, Raiffeisen und Gemeinde teilen alle Restkosten nach Nutzung zu gleichen Teilen) – mit der Deadline Ende März 2023. Bis Ende März konnten in allen 9 Gemeinden positive Beschlüsse für die Teilnahme am Projekt gefasst werden.
Im April fand eine Pressekonferenz mit LH Anton Mattle und LR René Zumtobel in Landeck zum Leuchtturmprojekt statt. Die Fahrzeuge (9 Renault Zoes) wurden bestellt und die KEM begleitete die Gemeinden bei der Errichtung und Fördereinreichung der Ladeinfrastruktur. Der geplante Start im August 2023 konnte wegen Lieferschwierigkeiten bei den Fahrzeugen nicht eingehalten werden.

Am 05. Oktober 2023 fand dann das gut vorbereitete Startevent in Wörgl bei floMOBIL unter Beisein der Presse und LR René Zumtobel statt. Die Fahrzeuge wurden an diesem Tag überstellt und in Betrieb genommen.

Die KEM organisiert weiterhin den Austausch unter den Projektteilnehmern, z. B. das erste Come Together am 11. Jänner 2024 im Lantech Landeck und bereitet die Marketingmaßnahmen mit der Raiffeisen vor. Im März wird ein Beitrag für Tirol 2050 – Geschichten des Gelingens gedreht, im April werden kurze Videos für die Raiffeisen Social Media Kampagne gefilmt. Alle weiteren Abstimmungen erfolgen immer über die KEM und das Projektteam der Raiffeisen. Die Kommunikation mit den Gemeinden erfolgt über die KEM Landeck.

Angabe / Abschätzung der Kosten in EUR

Für das Raiffeisen Public E-Carsharing Kooperationsprojekt wurden 9 Renault Zoes in 9 Gemeinden der Region installiert, die für eine Laufzeit von 48 Monaten für E-Carsharing bereitstehen. Die Fahrzeuge werden gegen eine monatliche Systemgebühr vom E-Carsharing-Anbieter floMOBIL zur Verfügung gestellt. Buchung, Abrechnung und Service sind in der Gebühr inkludiert. Für die 9 Standorte wird eine Gesamtsumme von 630.000 € investiert. Die Einnahme der Nutzungsgebühren des E-Carsharing reduzieren die Kosten. Bei Vielnutzung (60 Fahrten/Monat zu durchschnittlich 2,5 Stunden und 20 km) können die Kosten um ca. 250.000 € reduziert werden. Die verbleibenden Kosten werden zur Hälfte von der Raiffeisen und zur anderen Hälfte von den Gemeinden getragen.

Nachweisbare CO2 Einsparungen in Tonnen

In den meisten Gemeinden wird auf Basis langjähriger Erfahrungen mit E-Carsharing von einem Viel-Nutzungs-Szenario ausgegangen. Das bedeutet im Schnitt/Monat 60 Ausleihen mit je 2,5 Stunden Dauer und 20 km. Es können je Fahrzeug damit 8-10 Fahrzeuge im Ort ersetzt werden. Für den Ersatz der Fahrzeuge und das damit veränderte Mobilitätsverhalten liegen keine Werte vor. Wohl aber für die mit den Fahrzeugen gefahrenen (angenommenen) Kilometer:

Pro E-Carsharing-Fahrzeug können im Viel-Nutzungs-Szenario ca. 5.000 kg CO2/Jahr eingespart werden, was bei 9 Fahrzeugen und 4 Jahren Laufzeit ca. 180.000 kg CO2 für das Projekt bedeutet. Die indirekten Einsparungen durch das veränderte Mobilitätsverhalten und durch die ersetzten (Zweit-) Autos kann aber wie erwähnt nicht beziffert werden. Fakt ist, dass viele Fahrten, die mit einem eigenen PKW unternommen werden würden, als E-Carsharing-Nutzer*in auf anderem Wege erfolgen, sei es durch den ÖPNV, Fahrrad oder zu Fuß, weil es für kurze und schnelle Wege nicht mehr notwendig erscheint, das Fahrzeug zu buchen und abzuholen. Die Möglichkeit, die Fahrzeuge nutzen zu können, schafft Sicherheit und Vertrauen in eine flexible Mobilität. In der Praxis aber werden viele Wege folglich unmotorisiert zurückgelegt! Der Impact ist damit viel größer als die kalkulierbare CO2-Einsparung durch die Fahrzeuge selbst.

Projekterfolge (Auszeichungen) / Rückschläge in der Umsetzung

Das Raiffeisen Public E-Carsharing Bezirk Landeck wurde von der Tiroler Landesregierung als Vorzeigeprojekt mit Pressearbeit begleitet. Die Einreichung beim VCÖ-Mobilitätspreis war jedoch nicht erfolgreich und soll im Frühjahr 2024 wiederholt werden. Gleichzeitig wird eine Einreichung zum Trigos Award bis zum 1. März 2024 erfolgen.

Trotz „Umsetzungsbeschleuniger“ Raiffeisen und der Tatsache, dass Kooperationen die Basis aller nachhaltiger Aktivitäten der Zukunft sind, konnten bisher keine Preise für das Projekt abgeholt werden. Das ist aus Sicht der KEM Landeck sehr bedauernswert!

Ein weiterer Rückschlag war die Einreichung zur Bundesförderung für E-Mobilität, der eine KPC-interne Berechnung der CO2-Einsparungen zugrunde liegt und die eine Fördersumme von insgesamt 21.000 € bei 630.000 € Projektvolumen ergab.

E-Carsharing verursacht hohe Kosten und sollte von Bund und Ländern besser gefördert werden wenn man E-Carsharing als dauerhaften Service in den ländlichen Gemeinden installieren will.

Nachhaltige Perspektiven

Das Kooperationsprojekt hat eine flächendeckende Ausweitung des E-Carsharing-Angebots für die Region gebracht. Kooperation mit starken Wirtschaftspartnern wird von der KEM als Enabler für weitere Umsetzungen gesehen und weiter forciert. Für weitere interessierte Gemeinden, die kein Angebot von der Raiffeisen bekommen haben, werden auch Gespräche mit anderen Betrieben geführt. Ein betriebliches Engagement soll aus Sicht der KEM Landeck aber über reines Sponsoring hinausgehen.

Jedenfalls ist betriebliches Engagement für die Region ein Erfolgsfaktor, nicht nur im Bereich nachhaltige Mobilität. Auch andere nachhaltige Projekte können zukünftig mit Partnern aus der Wirtschaft umgesetzt werden.

Das Raiffeisen Public E-Carsharing Bezirk Landeck könnte jedenfalls auch noch eine Erweiterung erfahren. Die Raiffeisenvorstände entscheiden 2024 über weitere Fahrzeuge in den bereits umgesetzten Gemeinden bzw. über neue Standorte. Auch wollen Raiffeisenbanken außerhalb des Bezirks das Projekt kopieren.

Um schneller in die Umsetzung bei E-Carsharing zu kommen kann die KEM Landeck daher dringend anraten, Umsetzungspartner für Gemeinden zu finden, um den Gemeinden die Entscheidungs- und Finanzlast zu einem guten Teil abzunehmen und den gesamten Umsetzungprozess zu beschleunigen. Ein starker Partner schafft Vertrauen. Zusammen geht alles leichter!

Modellregions-Manager

Elisabeth Steinlechner
Steinlechner Elisabeth

     43-5442-67804
     43-660-6503001
     e.steinlechner@e3-consult.at

Berufliche Laufbahn

Elisabeth Steinlechner betreut seit vielen Jahren die Energiethemen im Bezirk Landeck für Gemeinden und Betriebe. Sie hat mit dem Regionalmanagement Landeck Investkostenförderungen für Photovoltaik, Energieeffizienz, Trinkwasserkraft und LED-Straßenbeleuchtung in den regionalen Förderprogrammen entwickelt und betreut. Mehr als 40 betriebliche PV-Projekte bis zur einer Größe von 350 kWp konnten dabei gefördert werden. Viele regionale Energieprojekte wurden von ihr in Umsetzung gebracht. Sie betreut den Arbeitskreis Erneuerbare Energien, eine Plattform für Fachleute aus dem Dreiländereck Landeck/Imst, Vinschgau und Engadin und ist in vielen Tiroler Netzwerken und einschlägigen Kommissionen tätig, u.a. ist sie Vorstandsmitglied der Energie Tirol.


Ort
Innsbruck

"Relativ schnell nach war klar, dass die Umsetzung der Maßnahme „E-Carsharing“ unserer Weiterführungsphase nicht leicht umzusetzen sein wird. Als dann die Raiffeisenbanken den Austausch mit mir suchten ergab sich die Gelegenheit, ein zukunftsfähiges Kooperationsprojekt zu entwickeln: die Raiffeisen als starke regionale Partnerin für eine schnellere Umsetzung und starkes Marketing sowie Kostenteilung 50-50 zwischen der jeweiligen Raiffeisenbank und Gemeinde; Projektmanagement durch die KEM. Von 1 E-Carsharing-Standort auf insgesamt 10 Standorte hat es die Region damit geschaffen. Das ist ein Leuchtturm für ganz Tirol!"