Jährlich bis zu 8,8 Milliarden Euro Schäden durch Klimawandel

So teuer kommt der Klimawandel der österreichischen Volkswirtschaft bis 2050. Das zeigt die vom Klima- und Energiefonds finanzierte Studie „COIN - Cost of Inaction: Assessing the Costs of Climate Change for Austria“. Kommen extreme Wetterereignisse – wie ein Jahrhunderthochwasser – hinzu, können die Schäden bis Ende des Jahrhunderts allein im Gebäudesektor sogar um weitere 41 Milliarden Euro ansteigen.

COIN ist ein interdisziplinäres Projekt der Universität Graz mit 42 ForscherInnen aus 18 Forschungsgruppen in ganz Europa, das durch das Klimafolgenforschungsprogramm ACRP des Klima- und Energiefonds mit 378.000 Euro finanziert wurde. Untersucht wurden zwölf Schlüsselbereiche*, die sich mit jenen der österreichischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel decken.
Das Team rund um Karl Steininger, Professor an der Universität Graz, erforschte die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels nun genauer als alle bisherigen Studien auf nationaler und internationaler Ebene.

 

Doppelstrategie. „Die Begrenzung der Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius ist eine Aufgabe, die internationaler und nationaler Anstrengungen bedarf“, erklärte Umweltminister Andrä Rupprechter anlässlich der Präsentation der Studie. „Der neue Weltklimavertrag, der Ende des Jahres in Paris beschlossen wird, ist die notwendige Antwort darauf. In Österreich verfolgen wir eine Doppelstrategie. Mit aktivem Klimaschutz, also der Verringerung der Treibhausgas-Emissionen, bekämpfen wir die Ursachen des Klimawandels, mit Anpassungsmaßnahmen lindern wir die Symptome.“ In beiden Bereichen hat das BMLFUW wesentliche Initiativen gesetzt, beispielsweise die Förderschienen der Umweltförderung und des Klima- und Energiefonds, den Sanierungsscheck, die Klimaschutzinitiative klima:aktiv oder das Aktionsprogramm „Hochwassersicheres Österreich“.

 

 

„Österreich ist als alpine Region besonders stark vom Klimawandel betroffen. Das wird bereits im Klimabericht deutlich. COIN gibt diesen Erkenntnissen zusätzliche Brisanz. Die Studie beziffert erstmals die Folgekosten des Klimawandels für Österreich“, betont Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds.

 

Anpassungsstrategien. Der Klima- und Energiefonds entwickelte unter anderem zwei Handbücher, um Regionen und Gemeinden konkrete Handlungsanleitungen zur Entwicklung einer individuellen Klimawandelanpassungsstrategie zu geben: „Gesund in den Klimawandel? – So steigern Sie Abwehrkräfte in Ihrer Gemeinde (KlimaNETZ)“, und „Methoden und Werkzeuge zur Anpassung an den Klimawandel (Famous)“.  „Künftig werden auch konkrete Maßnahmen zur Anpassung auf regionaler Ebene durch uns unterstützt“, kündigt Höbarth an.

 

 

Handlungsbedarf. Von den Auswirkungen des Klimawandels sind praktisch alle Bereiche betroffen, besonders die menschliche Gesundheit, die Energiewirtschaft, die Forst- und Landwirtschaft und der Tourismus, aber auch Verkehrsinfrastruktur und Gebäude. Die Szenarien wurden unter der Annahme berechnet, dass die globale Erwärmung 2050 die 2-Grad-Grenze nicht überschreitet. „Das unterstellt geringere Emissionen als der Pfad, auf dem wir uns global derzeit befinden. Sollten wir keine stärkere Emissionsreduktion schaffen, muss deutlich nach oben korrigiert werden“, erläutert Karl Steiniger, der die Studie federführend betreut hat.

 

Als mögliche Anpassungsstrategien nennt Steiniger beispielsweise das Bauverbot in Hochwasserzonen und „eine kluge Stadtplanung, die Hitzeinseln vermeidet und natürliche Beschattung begünstigt.“ Handlungsbedarf ortet er auch in einem für Österreich besonders wichtigen Wirtschaftszweig: „Der Wintertourismus wird in vielen Lagen Österreichs kürzer oder gar nicht mehr in der bekannten Form stattfinden können. Die Betriebe sind gut beraten, sich schon heute Alternativen für ihre Gäste zu überlegen.“


* Landwirtschaft, Verkehr und Mobilität, Tourismus, Fertigung und Handel, Gesundheit, Wasserver- und -entsorgung, urbane Räume, Katastrophenmanagement, Energie- und Stromversorgung sowie Forstwirtschaft


Weitere Informationen:
Download: Die Folgeschäden des Klimawandels in Österreich
Klimaforschungsnetzwerk CCCA
Projektwebsite COIN


Foto:
V.l.n.r. Karl Steininger, Studienautor und Professor an der Karl-Franzens-Universität, Andrä Rupprechter, Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft sowie Ingmar Höbarth, Geschäftsführer Klima- und Energiefonds