Klima- und Energie-Modellregionen – eine Erfolgsstory

Die Klima- und Energie-Modellregion Salzburger Seenland räumte beim Energy Globe Award Salzburg 2013 ab. In drei von fünf Kategorien – Wasser, Luft und Feuer – gewannen vorbildhafte Projekte aus drei Gemeinden nordöstlich der Landeshauptstadt Salzburg.

Es wird viel über Smart Grids, die intelligenten Stromnetze der Zukunft, gesprochen. Köstendorf erprobt sie entlang eines ganzen Straßenzugs. Damit spart der Ort 160 Tonnen CO2 pro Jahr und gewann den begehrten Energy Globe Award Salzburg in der Kategorie Luft.

 

Smart Grid. Im intelligenten Stromnetz werden aus KonsumentInnen so genannte Prosumer, das heißt, sie beziehen Strom nicht nur aus dem Netz, sondern produzieren ihn auch selbst mit Photovoltaik. Langfristiges Ziel in Köstendorf ist eine Phototovoltaikanlage auf jedem zweiten Dach und ein Elektroauto in jeder zweiten Garage. Bisher wurden im Rahmen dieses europaweit beachteten Forschungsprojekts 40 PV-Anlagen mit einer Spitzenleistung von insgesamt 150 Kilowatt (kWp) neu errichtet. 35 Elektroautos werden über Ladestationen von ElectroDrive Salzburg betrieben. Und um den vorort produzierten Strom bestmöglich zu nutzen, lautet das Motto "Waschen bei Sonnenschein".

 

Die Steuerung übernimmt ein in Europa erstmalig eingesetzter "smarter" Trafo. Auch die anderen Smart-Grid-Komponenten – Informations- und Kommunikationstechnologie, regelbare Ladestationen, Wechselrichter, regelbarer Ortsnetztrafo und Smart Meter – sind sehenswert. "Die Anlagen und ein speziell dafür gebauter 'SmartGrid'-Lehrpfad stehen im Rahmen unseres 'Energie-Tourismus' auch zur Besichtigung für interessierte Gruppen zur Verfügung", erklärt Gerhard Pausch, Energiekoordinator des Regionalverbands Salzburger Seenland und Manager der gleichnamigen Klima- und Energie-Modellregion.

 

Ressourcenschonend. Die Wassergenossenschaft Schleedorf holte sich den Energy Globe Salzburg in der Kategorie Wasser. Mit einem durchdachten Konzept war es der Genossenschaft gelungen, pro Jahr über 30 Millionen Liter Wasser einzusparen und damit auch den jährlichen Stromverbrauch um 25.000 Kilowattstunden zu reduzieren. Bei einem "Tag der offenen Quellen" wurde zudem der Stellenwert des eigenen Wassers in den Blickpunkt gerückt. "Letztlich wird das Ziel verfolgt, die Wasserversorgung für künftige Generationen abzusichern und die Grundwerte der Genossenschaft – Selbsthilfe, Selbstverwaltung, Selbstkontrolle – wieder populär zu machen", so der Obmann der Schleedorfer Wassergenossenschaft, Matthäus J. Wimmer.

 

Fast autark. Dass die Straßenmeisterei Flachgau/Seekirchen ebenfalls einen Energy Globe gewann, verwundert nicht. Dass dieser innovative Gebäudekomplex jedoch in der Kategorie "Feuer" gewann, irritiert ein wenig. Schließlich kommen die Büro- und Sozialräume für 45 Bedienstete, Werkstätten, Garagen, Lager und die Salzhalle ganz ohne Feuer aus. Die Gebäude in Niedrigstenergie- und Passivhaus-Bauweise beziehen ihre Energie aus einer 156 Quadratmeter großen Solarthermie-Anlage, einer Photovoltaikanlage mit 9,83 kWp und einer Wärmepumpe, die über zehn Sonden Erdwärme aus 150 Meter Tiefe schöpft.

 

Abgerundet wird das ausgeklügelte Energiekonzept durch eine Betonkernaktivierung im gesamten Wirtschaftsbereich, die Fußbodenheizung im Büro- und Sozialtrakt sowie einen 26.000 Liter fassenden Pufferspeicher, der nicht nur Wärme speichern und liefern kann, sondern auch überschüssige Wärme im Gebäudekomplex zurückgewinnt. Möglich machte den Erfolg "lp architekten", das Architekturbüro von Thomas Lechner aus Altenmarkt im Pongau, sowie das Land Salzburg als Auftraggeber.

 

Intensive Zusammenarbeit. Der Dreifacherfolg beim heurigen Energy Globe Award Salzburg hat viele Väter und Mütter. 1995 schlossen sich zehn Gemeinden rund um Wallersee, Obertrumer See, Grabensee und Mattsee zum Regionalverband Salzburger Seenland zusammen. Seit 2007 beschäftigt sich die Region intensiv mit dem Thema Energie und Klimaschutz. Im Rahmen des EU-Projekts „SEC – Sustainable Energy Citizenship“ nahm sie ihren Energieverbrauch und Effizienzsteigerungspotenziale detailliert unter die Lupe. Daraus entstand ein engagiertes "Energie-Leitbild bis 2015". Im Rahmen des LEADER-Programms wurde der Weg zu höherer Energieeffizienz und mehr erneuerbaren Energien fortgesetzt. Seit 2010 ist das Salzburger Seenland Klima- und Energie-Modellregion (KEM).

 

e5-Kooperation. "Unsere wichtigsten Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind die zehn BürgermeisterInnen, engagierte Personen aus Politik und Verwaltung sowie Bürger im Umkreis der Gemeinden, die sich zum Beispiel in e5-Teams oder Energiegruppen organisiert haben", erklärt KEM-Manager Pausch. Im e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden und Regionen (www.e5-gemeinden.at) setzen sich die teilnehmenden Kommunen – verkürzt gesagt – das Ziel, ein Maximum an Maßnahmen für Energieeffizienz und erneuerbare Energie herauszuholen. Gleichzeitig treten sie dabei in Wettbewerb mit anderen Gemeinden im In- und Ausland.

 

"Ehrlicherweise muss ich sagen, dass es auch Projekte gab, die ohne großes Zutun der KEM entstanden", räumt Pausch ein. "Man merkt aber – und das wird von Außenstehenden bestätigt –, dass sich durch die KEM eine Dynamik entwickelt, die uns  zur Vorzeigeregion im Bereich Energie- und Klimaschutz gemacht hat." So hat sich die Zahl der e5-Gemeinden im Seenland zwischen 2010 und heute von einer auf sechs erhöht – und weitere Gemeinden bekunden Interesse.

 

Zahlreiche Projekte. Die Liste der bisherigen Aktivitäten in der KEM Salzburger Seenland ist lang. Hier nur einige Beispiele: Die KEM verhalf den Gemeinden zu zusätzlichen Förderungen im sechsstelligen Bereich durch Unterstützung bei der Einreichung und Abrechnung von Sanierungs- und Photovoltaik-Projekten. In Köstendorf fand bereits zweimal eine Energiemesse samt Energiefest statt. In Schleedorf produziert die erste Photovoltaikanlage mit BürgerInnenbeteiligung Strom. Die Wanderausstellung "Klimaladen – Was hat mein Konsum mit dem Klima zu tun?" erreichte bis jetzt rund 5.000 BesucherInnen. Das Sozialprojekt "Energie.Sozial.Grenzenlos" hilft bedürftigen Haushalten beim Kosten sparen. "Wir haben im Seenland auch das 'Heizkessel-Casting' erfunden, das heute im gesamten Land Niederösterreich kopiert wird", nennt Pausch ein weiteres Beispiel. (Vgl. www.enu.at/heizkesselcasting)

 

Bau-Know-how. Aktuell besuchen in Seeham neun Gemeinde-MitarbeiterInnen und für Gemeinden planerisch tätige Personen eine von der KEM und der Energieberatung Salzburg organisierte Energieausbildung. Diese entspricht der "Energieberaterausbildung A" und wird um Know-how aus dem Bereich der Gebäudeplanung ergänzt. "Die Ausbildung ist in Salzburg einmalig und für mich neben der Zusammenarbeit mit e5 einer der wichtigsten Schritte, um das Thema Energie dauerhaft in den Gemeinden zu verankern", erklärt der KEM-Manager.

 

Auch angehenden Bauherren und -frauen werden grundlegende Kenntnisse im Rahmen von Bau- und Sanierungs-Abenden mit auf den Weg gegeben. Die nächste Veranstaltung mit dem provokanten Titel "Dämmen wir unsere Häuser kaputt?" findet am 9. April in Seeham statt. "Gemeinsam mit der Energieberatung Salzburg möchten wir bei dem Abend mit Geschichten und Mythen rund um das Thema Dämmen aufräumen und ganz bewusst auch Sanierungen ansprechen, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht optimal gelaufen sind", erläutert Pausch.

 

Drahtesel als Packesel. In Kooperation mit dem Land Salzburg und der Wirtschaftskammer organisiert die Modellregion heuer auch eine Förderaktion für Fahrrad-Anhänger zum Transport von Kindern oder Lasten. Der Zuschuss von 50 Euro pro Anhänger sollen vor allem das "Alltagsradeln" ankurbeln – schließlich ist die Region im nordöstlichen Flachgau geradezu zum Radeln prädestiniert.

 

Weitere Informationen
Regionalverband Salzburger Seenland: www.rvss.at
Energy Globe Salzburg: www.energyglobe.at/salzburg
KEM Salzburger Seenland: www.klimaundenergiemodellregionen.at

Es wird viel über Smart Grids, die intelligenten Stromnetze der Zukunft, gesprochen. Köstendorf erprobt sie entlang eines ganzen Straßenzugs. Damit spart der Ort 160 Tonnen CO2 pro Jahr und gewann den begehrten Energy Globe Award Salzburg in der Kategorie Luft.

 

Smart Grid. Im intelligenten Stromnetz werden aus KonsumentInnen so genannte Prosumer, das heißt, sie beziehen Strom nicht nur aus dem Netz, sondern produzieren ihn auch selbst mit Photovoltaik. Langfristiges Ziel in Köstendorf ist eine Phototovoltaikanlage auf jedem zweiten Dach und ein Elektroauto in jeder zweiten Garage. Bisher wurden im Rahmen dieses europaweit beachteten Forschungsprojekts 40 PV-Anlagen mit einer Spitzenleistung von insgesamt 150 Kilowatt (kWp) neu errichtet. 35 Elektroautos werden über Ladestationen von ElectroDrive Salzburg betrieben. Und um den vorort produzierten Strom bestmöglich zu nutzen, lautet das Motto "Waschen bei Sonnenschein".

 

Die Steuerung übernimmt ein in Europa erstmalig eingesetzter "smarter" Trafo. Auch die anderen Smart-Grid-Komponenten – Informations- und Kommunikationstechnologie, regelbare Ladestationen, Wechselrichter, regelbarer Ortsnetztrafo und Smart Meter – sind sehenswert. "Die Anlagen und ein speziell dafür gebauter 'SmartGrid'-Lehrpfad stehen im Rahmen unseres 'Energie-Tourismus' auch zur Besichtigung für interessierte Gruppen zur Verfügung", erklärt Gerhard Pausch, Energiekoordinator des Regionalverbands Salzburger Seenland und Manager der gleichnamigen Klima- und Energie-Modellregion.

 

Ressourcenschonend. Die Wassergenossenschaft Schleedorf holte sich den Energy Globe Salzburg in der Kategorie Wasser. Mit einem durchdachten Konzept war es der Genossenschaft gelungen, pro Jahr über 30 Millionen Liter Wasser einzusparen und damit auch den jährlichen Stromverbrauch um 25.000 Kilowattstunden zu reduzieren. Bei einem "Tag der offenen Quellen" wurde zudem der Stellenwert des eigenen Wassers in den Blickpunkt gerückt. "Letztlich wird das Ziel verfolgt, die Wasserversorgung für künftige Generationen abzusichern und die Grundwerte der Genossenschaft – Selbsthilfe, Selbstverwaltung, Selbstkontrolle – wieder populär zu machen", so der Obmann der Schleedorfer Wassergenossenschaft, Matthäus J. Wimmer.

 

Fast autark. Dass die Straßenmeisterei Flachgau/Seekirchen ebenfalls einen Energy Globe gewann, verwundert nicht. Dass dieser innovative Gebäudekomplex jedoch in der Kategorie "Feuer" gewann, irritiert ein wenig. Schließlich kommen die Büro- und Sozialräume für 45 Bedienstete, Werkstätten, Garagen, Lager und die Salzhalle ganz ohne Feuer aus. Die Gebäude in Niedrigstenergie- und Passivhaus-Bauweise beziehen ihre Energie aus einer 156 Quadratmeter großen Solarthermie-Anlage, einer Photovoltaikanlage mit 9,83 kWp und einer Wärmepumpe, die über zehn Sonden Erdwärme aus 150 Meter Tiefe schöpft.

 

Abgerundet wird das ausgeklügelte Energiekonzept durch eine Betonkernaktivierung im gesamten Wirtschaftsbereich, die Fußbodenheizung im Büro- und Sozialtrakt sowie einen 26.000 Liter fassenden Pufferspeicher, der nicht nur Wärme speichern und liefern kann, sondern auch überschüssige Wärme im Gebäudekomplex zurückgewinnt. Möglich machte den Erfolg "lp architekten", das Architekturbüro von Thomas Lechner aus Altenmarkt im Pongau, sowie das Land Salzburg als Auftraggeber.

 

Intensive Zusammenarbeit. Der Dreifacherfolg beim heurigen Energy Globe Award Salzburg hat viele Väter und Mütter. 1995 schlossen sich zehn Gemeinden rund um Wallersee, Obertrumer See, Grabensee und Mattsee zum Regionalverband Salzburger Seenland zusammen. Seit 2007 beschäftigt sich die Region intensiv mit dem Thema Energie und Klimaschutz. Im Rahmen des EU-Projekts „SEC – Sustainable Energy Citizenship“ nahm sie ihren Energieverbrauch und Effizienzsteigerungspotenziale detailliert unter die Lupe. Daraus entstand ein engagiertes "Energie-Leitbild bis 2015". Im Rahmen des LEADER-Programms wurde der Weg zu höherer Energieeffizienz und mehr erneuerbaren Energien fortgesetzt. Seit 2010 ist das Salzburger Seenland Klima- und Energie-Modellregion (KEM).

 

e5-Kooperation. "Unsere wichtigsten Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind die zehn BürgermeisterInnen, engagierte Personen aus Politik und Verwaltung sowie Bürger im Umkreis der Gemeinden, die sich zum Beispiel in e5-Teams oder Energiegruppen organisiert haben", erklärt KEM-Manager Pausch. Im e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden und Regionen (www.e5-gemeinden.at) setzen sich die teilnehmenden Kommunen – verkürzt gesagt – das Ziel, ein Maximum an Maßnahmen für Energieeffizienz und erneuerbare Energie herauszuholen. Gleichzeitig treten sie dabei in Wettbewerb mit anderen Gemeinden im In- und Ausland.

 

"Ehrlicherweise muss ich sagen, dass es auch Projekte gab, die ohne großes Zutun der KEM entstanden", räumt Pausch ein. "Man merkt aber – und das wird von Außenstehenden bestätigt –, dass sich durch die KEM eine Dynamik entwickelt, die uns  zur Vorzeigeregion im Bereich Energie- und Klimaschutz gemacht hat." So hat sich die Zahl der e5-Gemeinden im Seenland zwischen 2010 und heute von einer auf sechs erhöht – und weitere Gemeinden bekunden Interesse.

 

Zahlreiche Projekte. Die Liste der bisherigen Aktivitäten in der KEM Salzburger Seenland ist lang. Hier nur einige Beispiele: Die KEM verhalf den Gemeinden zu zusätzlichen Förderungen im sechsstelligen Bereich durch Unterstützung bei der Einreichung und Abrechnung von Sanierungs- und Photovoltaik-Projekten. In Köstendorf fand bereits zweimal eine Energiemesse samt Energiefest statt. In Schleedorf produziert die erste Photovoltaikanlage mit BürgerInnenbeteiligung Strom. Die Wanderausstellung "Klimaladen – Was hat mein Konsum mit dem Klima zu tun?" erreichte bis jetzt rund 5.000 BesucherInnen. Das Sozialprojekt "Energie.Sozial.Grenzenlos" hilft bedürftigen Haushalten beim Kosten sparen. "Wir haben im Seenland auch das 'Heizkessel-Casting' erfunden, das heute im gesamten Land Niederösterreich kopiert wird", nennt Pausch ein weiteres Beispiel. (Vgl. www.enu.at/heizkesselcasting)

 

Bau-Know-how. Aktuell besuchen in Seeham neun Gemeinde-MitarbeiterInnen und für Gemeinden planerisch tätige Personen eine von der KEM und der Energieberatung Salzburg organisierte Energieausbildung. Diese entspricht der "Energieberaterausbildung A" und wird um Know-how aus dem Bereich der Gebäudeplanung ergänzt. "Die Ausbildung ist in Salzburg einmalig und für mich neben der Zusammenarbeit mit e5 einer der wichtigsten Schritte, um das Thema Energie dauerhaft in den Gemeinden zu verankern", erklärt der KEM-Manager.

 

Auch angehenden Bauherren und -frauen werden grundlegende Kenntnisse im Rahmen von Bau- und Sanierungs-Abenden mit auf den Weg gegeben. Die nächste Veranstaltung mit dem provokanten Titel "Dämmen wir unsere Häuser kaputt?" findet am 9. April in Seeham statt. "Gemeinsam mit der Energieberatung Salzburg möchten wir bei dem Abend mit Geschichten und Mythen rund um das Thema Dämmen aufräumen und ganz bewusst auch Sanierungen ansprechen, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht optimal gelaufen sind", erläutert Pausch.

 

Drahtesel als Packesel. In Kooperation mit dem Land Salzburg und der Wirtschaftskammer organisiert die Modellregion heuer auch eine Förderaktion für Fahrrad-Anhänger zum Transport von Kindern oder Lasten. Der Zuschuss von 50 Euro pro Anhänger sollen vor allem das "Alltagsradeln" ankurbeln – schließlich ist die Region im nordöstlichen Flachgau geradezu zum Radeln prädestiniert.

 

Weitere Informationen
Regionalverband Salzburger Seenland: www.rvss.at
Energy Globe Salzburg: www.energyglobe.at/salzburg
KEM Salzburger Seenland: www.klimaundenergiemodellregionen.at