Lebenslang lernen

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KEM-Managerin im Portrait. Sabine Watzlik, Managerin der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Vöckla-Ager und Geschäftsführerin des Technologiezentrums Attnang-Puchheim, treibt die Entwicklung ihrer Region voran – und auch ihre persönliche. Gerade eben hat sie ein Masterstudium an der Donau-Uni Krems abgeschlossen. „Verkehrsplanung für Schulzentren“ lautet das Thema ihrer Masterarbeit, in der sie in der KEM umgesetzte Projekte wissenschaftlich aufbereitet.

„Ich arbeite gern mit Kindern und Jugendlichen“, sagt Sabine Watzlik und bereitet gerade ihr drittes Klimaschulenprojekt vor. Es wird unter dem Motto „Frieden und Energie“ stehen. Schließlich gibt es in der Region das Erste Österreichische Friedensmuseum Wolfsegg – und das Thema ist brandaktuell.

Die Energiemanagerin. Sabine Watzlik studierte Betriebswirtschaftslehre in Linz und leitet seit 15 Jahren das Technologiezentrum Attnang-Puchheim als Geschäftsführerin. Bevor sie 2011 KEM-Managerin wurde, absolvierte sie Ausbildungen zur Energieberaterin und Europäischen Energiemanagerin. Als Geschäftsführerin der REVA (Regionale Planungs- und Entwicklungs GmbH Vöckla-Ager) widmete sie sich unter anderem dem nachhaltigen Betrieb der REVA-Eishalle in Vöcklabruck. Dieses Projekt wird vom Klima- und Energiefonds als Best-Practice-Beispiel präsentiert.

Heuer im Februar schloss sie auch ihr Studium „Energy Innovation und Management“ an der Donau-Universität Krems ab. Ihre Masterarbeit bei Professor Hermann Knoflacher widmete sie der Verkehrsplanung für Schulzentren. Denn als KEM-Managerin konnte sie zahlreiche Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln.

Klimaschulenprojekte. An Watzliks erstem Klimaschulenprojekt 2013 beteiligten sich fünf Schulen – HTBLA Vöcklabruck, ORG Vöcklabruck, BRG Vöcklabruck, PTS Schwanenstadt und NMS Attnang. Das Highlight für die Jugendlichen war die Produktion von Fotostorys und Filmen zum Thema Energie. Den Stoff für ihre „vb-energy-news“, so der Projekttitel, sammelten sie bei diversen Exkursionen zu innovativen Unternehmen und anderen klimarelevanten Schauplätzen wie dem Dachsteingletscher. Die Filme wurden nicht nur bei einem großen Abschlussevent, sondern auch über eine regionale Internetplattform präsentiert.

Im Vorjahr beschäftigten sich SchülerInnen der NMS Attnang-Puchheim, der NMS Schwanenstadt und der HTBLA Vöcklabruck im Rahmen einer Klimawoche mit dem Energieverbrauch daheim und in der Schule. HTBLA-SchülerInnen berechneten sogar Energieausweise für Schulen in den Nachbargemeinden. Bei diesem Klimaschulenprojekt stand auch die Mobilität rund um die Schule und zu Hause im Mittelpunkt. Präsentiert wurden die Ergebnisse nicht nur auf Deutsch, sondern auch in vier weiteren Sprachen.

Verkehrschaos beenden. 2013 Jahr startete Watzlik auch ein „Talente regional“-Projekt namens School-Mobility-VB, das sich der Verkehrsplanung für Schulzentren widmet und kürzlich abgeschlossen wurde. Gemeinsam mit den Schulzentren in Vöcklabruck (BG, BRG, HAK/HASCH, HTBLA sowie zwei Volksschulen) wurden die turbulente Verkehrssituation rund um die Schulen analysiert und Verbesserungsmaßnahmen geplant.

Die Auswertung von Fragebögen ergab, dass 87 Prozent der LehrerInnen und 18 Prozent der SchülerInnen mit dem Auto zur Schule kommen. Eine Analyse der Wohnorte zeigte, dass die motorisierten SchulbesucherInnen hauptsächlich aus der näheren Umgebung kommen. „Die Lehrerinnen und Lehrer haben verbal durchaus Bereitschaft zur Veränderung bekundet. Aber die Überzeugungsarbeit, die noch nötig ist, um die Bereitschaft in konkrete Taten zu verwandeln, wird nicht einfach“, so Watzlik. „Denn angesichts unterschiedlicher Beginn- und Endzeiten sowie schweren Schularbeitsheften fällt der Umstieg nicht immer leicht.“

Die gemeinsam mit den Schulen und einem Verkehrsplanungsbüro erarbeiteten Verbesserungsvorschläge umfassen neben der Bewusstseinsbildung auch eine bessere Anbindung der Schulen an den öffentlichen Verkehr, den Aufbau von Mitfahrnetzwerken, Infrastruktur für die E-Mobilität sowie für den Rad- und Fußverkehr. Denn bislang schieben sich jeden Morgen FußgängerInnen, RadfahrerInnen und Autos wild durcheinander zu den Schulen. Watzlik: „Wir haben ein gemeinsames Gremium mit der Stadtgemeinde Vöcklabruck gebildet, das die verschiedenen Vorschläge nun bewertet, Angebote einholt und die Finanzierung plant.“

Elektrisch mobil. Im November organisierte Watzlik eine E-Mobilitätswoche mit Austrian Mobile Power. Dabei konnten Interessierte eine Woche lang E-Autos in verschiedensten Größen sowie diverse Ladestationen testen. Auch das Thema Mitfahrnetzwerke, der KEM-Newsletter berichtete, will Sabine Watzlik weiter vorantreiben: „Ich möchte weitere Firmen ansprechen und werde gemeinsam mit der Stadt Vöcklabruck Ortsteilgruppen bilden, um neue Fahrgemeinschaften ins Leben zu rufen.“

In der ab März anlaufenden dreijährigen Verlängerungsphase der KEM setzt Watzlik einen Schwerpunkt in Richtung Beratung für Wirtschaftsbetriebe. Dabei geht es unter anderem um betriebliches Mobilitätsmanagement und um Beratung in Sachen Energieeffizienzgesetz. Dieses ermöglicht Unternehmen, Einsparungen aus Energieeffizienzmaßnahmen an Energielieferanten zu verkaufen.

Lange Nacht. Watzlik beteiligt sich mit dem Technologiezentrum heuer an der Langen Nacht der Forschung am 22. April von 17 bis 23 Uhr. Dabei wird auch die KEM Vöckla-Ager mit einer eigenen Station vertreten sein. „Wir haben uns da einiges einfallen lassen“, meint Watzlik. „Es wird eine Simulation des Energieverbrauchs in der Region geben, die auch zeigt, wohin es gehen könnte. Für die Kinder gibt es Bausätze, mit denen sie photovoltaikbetriebene Spielzeugautos basteln können.“

Erholung findet die unermüdliche Netzwerkerin vor allem im Sport: Radfahren, Mountainbiken, längere Touren mit dem E-Bike und Skitouren. „Im Moment ist das Lawinenrisiko auf den Bergen zu hoch, also gehe ich lieber langlaufen.“ Im Sommer hisst die in Schörfling am Attersee aufgewachsene und beheimatete KEM-Managerin gern auch die Segel. Doch dann geht's wieder an die Arbeit – ganz gemäß eines Zitats des jungen Umweltaktivisten Felix Finkbeiner, der zum Europäer des Jahres 2015 gewählt wurde: „Wir heute Lebenden sind gleichzeitig die erste und die letzte Generation, die die Klimakrise noch lösen kann.“