Frauenpower mit Multiplikatoreffekt

Die Haushalte sind eine wichtige, aber schwierig zu erreichende Zielgruppe im Klimaschutz. Wie es trotzdem gelingen kann, eine Welle an privatem Engagement auszulösen, zeigt das Leitprojekt „Gut – Genug“, das Monika Forster, KEM-Managerin der energieregion vorderwald, auf die Beine gestellt hat, eindrucksvoll. Darin machen sich 35 Frauen aus dem Vorderwald und dem Großen Walsertal eigene Gedanken und imitieren nachhaltige Projekte.

Gesucht waren Menschen aus Mehrpersonenhaushalten, die für die täglichen Einkäufe im Haushalt verantwortlich sind und sich für Nachhaltigkeit, Klimaschutz „und ein gutes Leben“, so steht's im Anmeldeformular, interessieren. Offenbar sind in Vorarlberg die Frauen für Haushalt, Einkäufe und Nachhaltigkeit zuständig, denn kein einziger Mann hat sich angemeldet. „Die 35 Frauen entwickelten und entwickeln zahlreiche Ideen und setzen diese mit viel Schwung und Elan um“, freut sich Projektleiterin Monika Forster.

 

„Einkaufen und essen, was uns und dem Klima gut tut“ lautet der Untertitel des Leitprojekts „Gut – Genug“. Die Teilnehmerinnen besuchten mindestens drei von vier mehrstündigen Informationsveranstaltungen und verpflichteten sich, ihr neu erworbenes Wissen im Rahmen einer selbst organisierten Zusammenkunft mit FreundInnen oder KollegInnen weiterzuvermitteln – oder ein kleines Projekt umzusetzen.

 

Weiter verwenden. Wir werfen alle viel zu viel weg, dachte sich Projektteilnehmerin Emmi Matt und gründete im Gemeindeamt Hittisau „'s Krims Krams“. Dort sammelt sie mit ihrem Team gut erhaltene Alltagsgegenstände und gibt sie an Interessierte kostenlos ab. Geschirr, Gläser, Spielsachen, Tisch- und Bettwäsche, Handtücher, Kleidung und Schuhe wechseln jeden Freitagnachmittag die BesitzerInnen. „Im Laden gibt es auch einen Kaffeetisch, der gerne genutzt wird, und so hat sich 's Krims Krams zu einem sozialen Treffpunkt entwickelt“, freut sich Forster. „Insgesamt hat sich gezeigt, dass viele Projekte nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern auch das Miteinander fördern.“

 

Lokal einkaufen. Im Dorfladen einkaufen ist nachhaltig, sind Julia Moosmann und Birgit Ernst aus Sulzberg/Thal überzeugt. Aber hier gab es kaum Bio- und Fair-Trade-Produkte. Die Lagerkapazität des Ladens ist beschränkt, also veranstalteten die beiden Frauen am 28. März einen Informationsvormittag samt Verköstigung mit Bio- und Fair-Trade-Produkten. Außerdem starteten sie eine Umfrage unter den KundInnen, welche Produkte künftig vorrätig gehalten werden sollen. Weitere Bio- und Fair-Trade-Produkte können vorbestellt werden. Die Plastiksackerl des Dorfladens sind Mehrweg-Obst- und Gemüsebeuteln gewichen.

 

Apropos Obst und Gemüse. Dieses wächst in vielen Gärten oft so üppig, dass es von den Familien selbst nicht verputzt oder zu Marmelade weiterverarbeitet werden kann. Wohin mit all den Kirschen, den Himbeeren und Zucchini? Daniela Hörburger, Salome Willi, Lucia Dürr und Doris Kranzelbinder aus Riefensberg fanden eine Lösung. Wer zu viel Obst, Gemüse, oder auch Fleisch hat, kann dies nun im Gemeindeamt melden. Wer lokale Produkte kaufen möchte, findet die Angebote auf der Homepage der Gemeinde. Auch beim traditionellen Kinderfasching haben die vier Frauen Würstel und Limo durch gesunde regionale Lebensmittel ersetzt – und es hat geschmeckt.

 

 

Essig statt Plastik. Den überbordenden Plastikmengen sagen Annette Spanring, Jasmine Österle, Manuela Kaufmann, Sara Raidel, Ulrike Feurle und Carmen Hantsche aus Krumbach den Kampf an. Sie veranstalteten am 27. März einen Film- und Informationsabend im Pfarrsaal Krumbach. Neben einer geballten Ladung Information erhielten die BesucherInnen auch eigens kreierte Biobaumwolltaschen kostenlos. Im Großen Walsertal wiederum setzten Cornelia und Herta Studer ein Schulprojekt um. Die  beiden vermittelten Themen wie  Ernährung und CO2-Ausstoß, die Bedeutung saisonaler regionaler Produkte, Müllvermeidung und Recycling auf außergewöhnliche Art: Sie produzierten mit den Kindern und Jugendlichen Essig aus Apfelmost, ohne dafür einen einzigen Euro aufzuwenden.

 

Engagement geweckt. „Dieses Projekt ist bisher wahrscheinlich das langfristigste und nachhaltigste, das wir in unserer Klima- und Energie-Modellregion ins Leben gerufen haben“, resümiert Monika Forster. „Informationsveranstaltungen sind wichtig. Aber erst durch die eigene Beschäftigung mit den Themen, durch das eigene Tun erhalten all die Informationen Leben.“ Als Belohnung bekommen die 35 engagierten Teilnehmerinnen zu Projektabschluss im Juni je 400 Euro – natürlich in Form von Gutscheinen für regionale Produkte.

 

„Monika Forster zeigt mit dem Leitprojekt „Gut – Genug“, wie es gelingt, die Bevölkerung als wesentlichen Teil einer Klima- und Energie-Modellregionen zu motivieren und aktivieren“, gratuliert Christoph Wolfsegger, Programm- und Researchmanager im Klima- und Energiefonds zu dem gelungenen Projekt mit Multiplikatoreffekt. „Ein herzliches Danke auch allen 35 Projektteilnehmerinnen für ihre kreativen Projekte, die sowohl die Nachhaltigkeit als auch den Zusammenhalt im Ort fördern.“


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