Studie: Mehr regionale Wertschöpfung dank Biomasse

Beim Einsatz heimischer Biomasse zur Wärmeversorgung werden fossile Energieimporte ersetzt und gleichzeitig die regionale Beschäftigungsintensität erhöht. Dies bestätigt eine Studie, die der Klima- und Energiefonds bei der Österreichischen Energieagentur in Auftrag gegeben hat. Im Detail wurden die Auswirkungen der Biomassenutzung in der Praxis für die Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Hartberg in der Steiermark analysiert. Und die Stadtgemeinde Hartberg hat prompt die politischen Konsequenzen daraus gezogen.

Die Ergebnisse der Analyse des Status Quo der KEM Hartberg überzeugen: Obwohl rund 53 Prozent des Heizenergieverbrauchs der KEM durch fossile Energieträger gedeckt werden – der Großteil davon durch Heizöl – und 47 Prozent durch feste Biomasse, liegt die direkte regionale Wertschöpfung aus Wartung, Betrieb und Brennstoffbereitstellung der biogenen Anlagen bei 3,8 Mio. Euro pro Jahr, jene aus Wartung und Betrieb der fossilen Anlagen bei 0,5 Mio. Euro. 31 regionale Vollzeitäquivalente werden durch das biogene System gesichert, nur 4,2 durch das fossile. Der Geldabfluss aus der Region beträgt 0,9 Mio. Euro durch biogene Energieträger, 7,2 durch fossile. Die CO2-Emissionen der Klima- und Energie-Modellregion durch Bioenergie liegen bei 800 Tonnen pro Jahr – durch fossile bei 31.100 Tonnen.

 

Politische Konsequenzen. Im Sinne des Klimaschutzes, aber auch der regionalen Wirtschaft, beschloss der Gemeindrat von Hartberg am 13. April 2015, gemeindeeigene Straßen, Gehsteige und Gründstücke nicht für den Ausbau eines Gasnetzes zu Heizzwecken zur Verfügung zu stellen. Mehr dazu hier.

 

Heimische Wertschöpfung zählt. „Der größte Unterschied zwischen Bioenergien und fossilen Energieträgern liegt in der heimischen Wertschöpfungs- und Beschäftigungskette, die von der Waldpflege über den Holztransport, die Produktion von Scheitholz und Hackgut bis vor den Ofen oder Heizkessel regional beschäftigungs- und wertschöpfungswirksam ist“, betont Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. Um ein Terajoule (TJ) Holz – das entspricht ungefähr 114 Festmetern – vom Wald über verschiedene Zwischenschritte und ein Nahwärmesystem letztlich als Wärme bis zum Kunden zu bringen, sind ungefähr 168 regionale Arbeitsstunden notwendig. Die Arbeitsstunden variieren je nach Heizsystem und nach der Art der dafür erforderlichen Brennstoffbereitstellung. Für ein TJ Brennholz, das in einem Scheitholzkessel verbrannt wird, sind 143 direkte regionale Arbeitsstunden notwendig. Der Betreiber einer Ölheizung sichert hingegen etwa 21 direkte regionale Arbeitskräftestunden pro TJ, „Gasheizer“ in etwa 10.

 

Regionale Wertschöpfung mal sechs. In Summe kann durch die Wartung und den Betrieb der Biomassekessel und Nahwärmeanschlüsse eine sechsfach höhere direkte regionale Wertschöpfung, das sind im Jahr rund 1.000 Euro pro Kessel oder Anschluss, lukriert werden als durch Wartung und Betrieb von fossil beschickten Kesseln. „Die Klima- und Energie-Modellregion Hartberg ist ein gutes Referenzbeispiel für viele andere Regionen in Österreich. Die Annahmen für die Berechnung der Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte wurden so gewählt, dass sie gut übertragbar sind. Die gewonnen Erkenntnisse aus dem vorliegenden Projekt sollten auch Entscheidungsträgern in anderen Regionen Anlass zu mehr Investitionen in heimische erneuerbare Energien liefern“, meint Christoph Wolfsegger, Programm- und Research-Manager im Klima- und Energiefonds.

100 Prozent Biomasse? „Es wurde auch durchgerechnet, wie die Situation bei einer fiktiven 100-prozentigen Versorgung der KEM Hartberg mit erneuerbarer Wärme aus Biomasse aussehen würde“, erklärt Anton Schuller, Referatsleiter für Umwelt und Energie der Stadtgemeinde Hartberg und KEM-Manager. Für die Wartung und den Betrieb der neuen und der bestehenden Heizungsanlagen beliefe sich die direkte regionale Wertschöpfung in der KEM-Region Hartberg auf 6,5 Mio. Euro jährlich. Würden alle diese Kessel einmal pro Jahr gewartet und mit Brennstoff beliefert, könnten dadurch 61 direkte regionale Arbeitsplätze gesichert werden. Der jährliche Geldabfluss aus der Klima- und Energie-Modellregion Hartberg durch Wartung und Betrieb würde sich von 8,1 Mio. Euro im Szenario „Status Quo“ auf 1,6 Mio. Euro verringern, die CO2-Emissonen der Region infolge der Wärmebereitstellung von aktuell ca. 32.000 auf 1.600 Tonnen im Jahr sinken. Auf der anderen Seite würde die Wärmeversorgung aus 100 Prozent fossilen Energieträgern eine jährliche direkte regionale Wertschöpfung in Höhe von etwas mehr als 1,1 Mio. Euro lukrieren. Nur 8,5 direkte regionale Arbeitsplätze würden gesichert werden. In beiden Fällen sind die Einmaleffekte, die aus der Installation der Heizanlagen resultieren, bereits abgezogen.

 

Biomasse als Problemlöser. „Die Studie zeigt eindeutig auf, dass die Bioenergie ein Teil der Lösung für zahlreiche Probleme ist: Schaffung regionaler Wertschöpfung und Beschäftigung, Stärkung regionaler Kaufkraft, Erhöhung der Versorgungssicherheit und Vermeidung von Treibhausgasemissionen“, erklärt Josef Plank, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbands. „Mehr als die Hälfte unseres Energiebedarfs können wir bis 2030 mit erneuerbaren Energien decken – 50 Prozent davon mit Bioenergie. Das Potenzial ist vorhanden, denn der heimische Holzvorrat ist seit den 1980iger-Jahren um 40 Prozent angewachsen.“ Stoffliche und energetische Nutzung seien kein Gegensatz, sondern fänden parallel statt. „Die regionale Nutzung von Bioenergie ist besonders ressourceneffizient, da keine energieintensive Verarbeitung notwendig ist und fossile Rohstoffe direkt beim Konsumenten im Heizungskeller ersetzt werden können. Bioenergiesortimente fallen bei der Holzernte im Wald, bei der Weiterverarbeitung im Sägewerk und in der Holzwerkstoffindustrie an“, so Plank.


Weitere Informationen:
Factsheet zur Studie