Die Klimaschutztrainerin

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KEM-Managerin im Portrait. Sie hat viele gute Ideen. Ihre beste ist vielleicht, den Ideen engagierter BürgerInnen breiten Raum zu geben. Monika Forster lädt die Bevölkerung der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Vorderwald ein, selbst aktiv zu werden und unterstützt sie dabei. Somit verwandelt sie ihre KEM-Projekte in eine Vielzahl von kleinen Projekten, die das Leben in den Dörfern des Vorderwalds nachhaltig verändern. Heuer lautet ihr Schwerpunkt Elektromobilität.

Wenn Monika Forster ihrer Arbeit als KEM-Managerin in der energieregion vorderwald  nachgeht, muss sie nicht beim kleinen Einmaleins anfangen. Denn Klimaschutz, regionale Wertschöpfung und erneuerbare Energien werden im Vorderwald, dem nördlichen Teil des Bregenzerwaldes, schon lange ernst genommen. Bereits 1995 entstand in Langenegg das erste Biomasse-Heizwerk, heute stammen in der ganzen Region 80 Prozent der Raumwärme aus dem Wald. Fünf der acht Gemeinden* in der Klima- und Energiemodellregion sind auch im e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden engagiert – Langenegg und Hittisau haben die höchste Kategorie (fünf „e“) erreicht, Krumbach hält bei vier „e“. Mit den Energiebeauftragten der Gemeinden, dem sogenannten Energieteam, hat Forster wichtige Verbündete.

Solaranlagen-Check. Pro EinwohnerIn sind im Vorderwald 1,8 Quadratmeter thermische Solaranlagen installiert – mehr als doppelt so viel wie im Vorarlberg-Schnitt. Diese sollte man hin und wieder allerdings überprüfen lassen, und so startete Forster 2014 den Solaranlagen-Check. „Aufgrund des enormen Interesses, aber auch weil bei einem Großteil der Anlagen Mängel aufgedeckt wurden, haben wir die Aktion heuer wiederholt“, sagt Forster. „Eine Reparatur aller vor zwei Jahren überprüften Anlagen würde jährlich ein Plus von über 100.000 CO2-frei erzeugten Kilowattstunden erbringen.“ Die heuer geförderten 150 Solaranlagen-Checks waren innerhalb von 14 Tagen vergeben. Wer zu spät kam oder nicht im Vorderwald lebt, kann immerhin von zehn Tipps zur Selbstkontrolle von Solaranlagen der energieregion vorderwald profitieren.

„Die Bevölkerung der Region, aber auch die politischen EntscheidungsträgerInnen stehen den Themen der KEM sehr offen gegenüber“, freut sich Forster. Da viele Hausaufgaben bereits erledigt seien, gehe es nun vor allem darum, bewusstes Verhalten zu fördern, statt mit weiteren technikorientierten Projekten einzelnen Kilowattstunden hinterher zu jagen. „Nicht nur Wärmedämmung oder Photovoltaikanlagen, sondern auch unser Lebensstil, unser Konsum- und Ernährungsverhalten sind maßgeblich für unseren täglichen ökologischen Fußabdruck“, so die KEM-Managerin.

Nachhaltiger Lebensstil. Ganz in diese Richtung entwickelte Forster 2014 gemeinsam mit Martin Strele und seiner Kairos Wirkungsforschung und Entwicklung gGmbH das Leitprojekt „Gut – Genug“, das im Zeichen der Ernährung stand. Der KEM-Newsletter berichtete. Auch wenn das Projekt bereits abgeschlossen ist, wirkt es bis heute nach, zum Beispiel in Form eines Gemeinschaftsgartens und des Krimskrams-Ladens in Hittisau. Mehrere Geschäfte haben ihr Sortiment an Bio-Gemüse und Fairtrade-Produkten erweitert, und es wurden lokale Anlaufstellen geschaffen, in denen überschüssige Lebensmittel – vor allem Obst aus Privatgärten – zur Verfügung gestellt werden. Die Vorderwälder Brennholzbörse, die als eigens Projekt ins Leben gerufen wurde, bringt WaldbesitzerInnen mit Menschen zusammen, die ihre Arbeitskraft im Wald gegen kostenloses Brennholz eintauschen.

Dass die Projekte ihre eigentliche Laufzeit überdauern, liegt nicht nur an den spannenden Inhalten, sondern vor allem an der von Forster angewandten Methode, die sie heuer im Bereich der Elektromobilität ausprobieren möchte. Denn Forster gibt nur ein breites Themenfeld vor, bietet in vier Veranstaltungen umfassende Informationen und lässt ihre TeilnehmerInnen eigene Projekte entwickeln und die gesammelten Erfahrungen öffentlich präsentieren. „Die Leute wissen selbst am besten, wie man das Leben im eigenen Dorf noch nachhaltiger gestalten könnte“, sagt Forster. „Sie können im Rahmen von „Gut – Genug“ Konzepte entwickeln und umsetzen und damit viele kleine positive Veränderungen bewirken, die sowohl dem Klima- und Umweltschutz als auch dem Zusammenhalt im Ort dienen.“

Die Bevölkerung mobilisieren. Auch das aktuelle „Gut – Genug“-Projekt stieß auf großes Interesse bei den VorderwälderInnen. Schließlich versprach die KEM nicht nur 300 Euro pro umgesetztem Projekt, sondern stellt vor allem elektrische Testfahrzeuge aller Art zur Verfügung. „Wir werden E-Bikes, E-Roller, Elektro-Pkws und, soweit möglich, auch verschiedene Nutzfahrzeuge im Einsatz haben“, so Forster. Da das Interesse an „Gut - Genug: Elektrisch Mobil im Vorderwald“ so groß war, darf nun auch eine Begleitgruppe aus maximal 20 Personen am Projekt teilnehmen.

Unabhängig davon startet am 1. August das Car-Sharing in Sulzberg. Drei elektrische Renault Zoe und ein Privatfahrzeug mit konventionellem Antrieb stehen dann zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung. Die Gemeinden Doren, Hittisau, Krumbach und Langenegg sind bereits seit 2011 mit VLOTTE-Elektroautos elektrisch mobil. Und wer im Vorderwald auf Ökostrom umsteigt, erhält einmalig 50 Euro von der Gemeinde.

Im Gegensatz zu den meisten anderen ländlichen Regionen Österreichs kann sich auch der öffentliche Verkehr im Vorderwald sehen lassen. „Tagsüber verkehren die Busse im Stundentakt“, so Forster. „Nur am Abend ist man auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen.“ Damit auch die TouristInnen ihr Auto stehen lassen, kann mit der Bregenzerwald-Gäste-Card von 1. Mai bis 31. Oktober 2016 neben diversen Seilbahnen auch der Landbus gratis genutzt werden.

Begeisterte Radfahrerin. Monika Forster stammt ursprünglich aus Bayern. Sie studierte Landschaftsökologie an der TU München und arbeitete in den Bereichen Regionalentwicklung, Naturschutz, Dorferneuerung und Tourismusmarketing, bevor sie 2007 mit ihrem Mann nach Bregenz übersiedelte. Entspannung findet sie vor allem auf den Bergen und dem Fahrradsattel. Das Fahrrad nutzt sie auch für ihren Weg vom und zum Büro im Energieinstitut Vorarlberg. Das sei gut, meint sie, aber nicht genug. Und so tritt sie auch in der Freizeit kräftig in die Pedale.