Schnelle Pakete per Fahrrad und Bahn

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Greenstarter im Porträt. Es müssen nicht Lkw und Flugzeug sein, wenn's bei der Abholung und Zustellung von Paketen schnell gehen soll. Das in der Schweiz gegründete Start-up-Unternehmen ImagineCargo bietet als klimaschonende Alternative einen Expressdienst per (Lasten-)Fahrrad und Bahn an. Während sich das junge Unternehmen in 15 deutschen und schweizerischen Städten über steigendes Interesse an seinem Same-Day-Service erfreuen kann, folgte in Österreich kurz nach dem Markteintritt im Herbst 2015 das vorläufige Aus. Denn mit Jahresbeginn 2016 stellten die ÖBB ihr Bahnkurierpaket ein. Nun sucht ImagineCargo nach Alternativen.

Als sich ImagineCargo bei greenstart, der Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds, anmeldete, schienen die Weichen gestellt. Friedrich Kugi, Leiter der Wiener Niederlassung, und sein Team konnten den nachhaltigen Paket-Expressdienst gemeinsam mit lokalen Fahrradbotendiensten in Wien, Linz, Graz und Salzburg anbieten. Und sie dachten bereits darüber nach, auch Innsbruck, Lustenau, Dornbirn und Wolfurt in ihr Netzwerk zu integrieren.

Rückschlag. „Nach der Einstellung des Bahnkurierpakets der ÖBB zu Jahresbeginn suchen wir nun nach Alternativen in Österreich“, sagt Kugi. Und offenbar wurde ImagineCargo fündig, zumindest was die Bundeshauptstadt betrifft. „Wir werden Wien sehr bald wieder an unser Netzwerk zwischen Österreich, Deutschland und der Schweiz ankoppeln können.“ Sendungen, die um 8.30 Uhr in Wien abgeholt werden, könnten dann um etwa 15.15 Uhr in München, um 18.30 Uhr in Frankfurt oder um 20.00 Uhr in Berlin zugestellt werden.

Bis zu minus 99 Prozent CO2. Die Entscheidung der Bahn trifft aber nicht nur ein junges ambitioniertes Unternehmen, sondern hat auch negative Konsequenzen für den Klimawandel. Denn ein einzelnes 5-Kilo-Paket, so rechnete Firmengründer Nick Blake aus, verursacht auf einer 800 bis 1000 Kilometer langen Reise bis zu 12 Kilogramm CO2-Emissionen. Mit Lastenrad und Bahn können die Emissionen dagegen auf bis rund 120 Gramm reduziert werden, das entspricht einer Einsparung von 99 Prozent. Diese Erkenntnis veranlasste den Logistiker auch zur Firmengründung. Nun sucht ImagineCargo nach Lösungen, um Österreichs Städte wieder ins Netz integrieren zu können. Freilich ein schwieriges Unterfangen, denn trotz der Liberalisierung des Schienenverkehrs kommen nur sehr wenige andere potenzielle Partner in Frage. Doch aufgegeben werden nur Pakete.

In der Schweiz und in Deutschland bietet ImagineCargo seinen Expressservice inzwischen in 15 Städten an. In Zürich und Berlin treten auch eigene MitarbeiterInnen in die Pedale, in den übrigen Städten übernehmen Partner-Botendienste die Transporte von und zum Bahnhof. In Wien übernimmt der Radbotendienst Spinning-Circle Abholung und Zustellung – und fungiert auch als Ansprechpartner für KundInnen in Wien. Preislich kann das Jungunternehmen mit der konventionell agierenden Konkurrenz durchaus mithalten. „Auf der Mittelstrecke sind unsere Preise mit konventionellen Expressdiensten vergleichbar, auf der Langstrecke können wir sogar günstiger anbieten“, erklärt Kugi.

„greenstart war hilfreich.“ Den Start-up-Wettbewerb greenstart hat Kugi bislang als sehr hilfreich erlebt: „Die Workshops, das Coaching, die Expertise von Fachleuten sowie der Austausch mit anderen Start-ups waren wirklich hilfreich.“ Aber kann ein Unternehmen, dem die Geschäftsgrundlage entzogen wurde, bei greenstart gewinnen? Oder könnte umgekehrt eine Auszeichnung als „greenstar 2016“ sogar dabei helfen, eine neue umweltfreundliche Lösung für den Paket-Transport in Österreich zu finden? Darüber werden Öffentlichkeit und Jury im Herbst entscheiden.

Die drei GewinnerInnen werden bei der großen greenstart-Abschlussveranstaltung bekanntgegeben. Bis dahin stellt der KEM-Newsletter alle diesjährigen FinalistInnen des Start-up-Programms greenstart vor.