Sich was trau'n am Traunsee

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KEM-Manager im Porträt. Horst Gaigg, KEM-Manager der Region Traunstein und Geschäftsführer des Technologiezentrums Salzkammergut, treibt eine Reihe nachahmenswerter Energieprojekte voran. Und er präsentiert die guten Nachrichten auf Facebook und im Rahmen einer Kooperation mit einer Regionalzeitung. Dabei scheut er sich nicht, auch heiße Eisen wie die Kleinst-Photovoltaik – den Sonnenstrom vom Balkon – anzupacken.

Die Elektrotankstelle mit vier Ladeplätzen vor dem Technologiezentrum Salzkammergut (TZS) in Gmunden ist seit Sommer in Betrieb. „Da wir ein Flachdach haben, sieht man die Photovoltaikanlage leider nicht. Wir werden daher nun auch ein paar Module sichtbar anbringen, damit man sofort erkennt, dass hier erneuerbare Energie getankt wird“, sagt Horst Gaigg. Was aber gleich ins Auge springt, ist der weiße Tesla, der sich den Strom vom Dach des Gebäudes holt. Er gehört einer im TZS angesiedelten Firma und soll, ebenso wie ein Elektro-Mercedes, bald als Car-Sharing-Fahrzeug fungieren.

Kontinuierliche Projektarbeit. Seit 2010 KEM-Manager der Klima- und Energie-Modellregion Traunstein, setzte Gaigg zahlreiche Projekte um. Ein E-Bike-Projekt und zahlreiche Schulprojekte, darunter auch ein Klimaschulenprojekt sowie Schnuppertickets zur kostenlosen Benutzung des öffentlichen Verkehrs sind nur drei Beispiele. 24 Gemeindegebäude der Region liefern dank KEM-Investitionsförderung nun Strom. Die installierte Photovoltaik-Leistung liegt derzeit bei 440 Kilowattpeak und soll in den nächsten Jahren weiter wachsen.

Energieeffizient schwimmen. Gemeinsam mit dem Elektrotechniker Christian Hummelbrunner aus Vorchdorf nahm Gaigg den Energieverbrauch der Freibäder in Laakirchen und Vorchdorf unter die Lupe. „Die Filterpumpen wurden hier – wie bei den meisten Freibädern – in der Vergangenheit zu großzügig dimensioniert und laufen oft länger, als es technisch und hygienisch notwendig wäre“, so Gaigg. Durch einfache und kostengünstige Maßnahmen werden nun im Vorchdorfer Freibad 18.000 und im größeren Bad von Laakirchen 50.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr eingespart.

Das Freibad in Vorchdorf erhielt zudem eine Photovoltaikanlage mit 20 Kilowatt Spitzenleistung. „Photovoltaik und Freibäder ergänzen einander besonders gut, da gerade an Sonnentagen besonders starker Badebetrieb herrscht und der produzierte Strom zu 100 Prozent verwertet werden kann“, freuen sich die beiden Energieprofis.

Öffentlichkeitsarbeit. Aber dringt all das tatsächlich zu den Menschen rund um den Traunsee durch? Noch zu wenig, meint Gaigg und legt sich bei der Öffentlichkeitsarbeit ins Zeug. Im Vorjahr startete er eine Facebook-Seite, heuer traf er mit der Regionalzeitung „Tips“ eine Vereinbarung und liefert nun alle 14 Tage Berichte zum Thema Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Darin schreibt er über die Leistungen der KEM und stellt Vorzeigeprojekte wie das Agrarbildungszentrum Altmünster und Energiepioniere aus der Region vor. Anfang August lockte Gaigg Kinder und Jugendliche mit Kinogutscheinen, Energiefresser im Haushalt auszuforschen. Und Ende August veröffentlichte er einen Beitrag über Kleinst-Photovoltaik unter dem Titel „Anschrauben, anstecken und fertig – Strom vom Balkon“.

Heißes Eisen. Aber darf man PV-Module über einen Wechselrichter einfach mit einer Steckdose verbinden? „Ja, die im Sommer neu erschienene Version der TOR-Richtlinie* macht dies möglich, allerdings müssen solche Anlagen dem Netzbetreiber gemeldet werden“, sagt Gaigg. Die Aufsichtsbehörde E-Control, (gemäß § 22 Abs. 2 E-ControlG) Verfasserin der Richtlinie, wollte dazu auf Anfrage des KEM-Newsletters mit Hinweis auf „interne Abstimmungen“ vorerst keine öffentliche Stellungnahme abgeben. Klar ist, dass die aktuelle TOR-Richtlinie Erleichterungen für die Installation von Kleinst-PV-Anlagen vorsieht. Unklar bleiben hingegen Details, zum Beispiel die Frage, ob der Netzbetreiber den MinikraftwerksbesitzerInnen Auflagen vorschreiben darf – und falls ja, welche.

Horst Gaigg studierte Elektrotechnik an der Technischen Universität Wien und ist seit elf Jahren als Geschäftsführer des Technologiezentrums Salzkammergut tätig. „Als ich hörte, dass der Klima- und Energiefonds das Programm Klima- und Energie-Modellregionen startete, war mir sofort klar, dass dies für unsere Region einen wichtigen Impuls zur Umsetzung gemeindeübergreifender Energieprojekte darstellt“, sagt Gaigg, der sich auch für die kommenden Monate und Jahre einiges vornimmt. So soll der Prozess der regionalen Energiebuchhaltung optimiert, das heißt vereinfacht, werden. Auch weitere Photovoltaik- und Schulprojekte hat Gaigg auf der Agenda.

Der Berg ruft. Und wie entspannt sich Gaigg nach der Arbeit? „In den Bergen, je nach Jahreszeit am liebsten mit dem Mountainbike oder mit den Skiern.“

* TOR steht für Technische und organisatorische Regeln für Betreiber und Benutzer von Netzen.