Frischer Wind in Kärnten

Nächstes Jahr wird – nach einer Pause von 17 Jahren – Kärntens zweites Windkraftwerk errichtet. Die Chancen für eine Bewilligung standen denkbar schlecht. Doch nun darf sich der Landwirt Günter Genser seinen Traum von der Energieautarkie erfüllen. Die Klima- und Energie-Modellregion Lieser- und Maltatal hat ihn dabei tatkräftig unterstützt.

Günter Gensers Bauernhof liegt auf etwa 1400 Meter Seehöhe im Gemeindegebiet von Rennweg in Kärnten. Schon heute betreibt er eine Photovoltaik- und eine Solarthermie-Anlage und nützt Biomasse für die Wärmeerzeugung. Was ihm noch zur Autarkie und einem wirtschaftlich  sinnvollen Energiemix fehlt, ist eine Kleinwindkraftanlage. Doch beinahe wäre er am behördlichen Genehmigungsverfahren gescheitert.

 

Mit vereinten Kräften. "Herr Genser wandte sich hilfesuchend an mich, um ihn bei den Behördenverfahren zu unterstützten", erklärt Klaus Mischensky, KEM-Manager der Klima- und Energie-Modellregion Lieser- Malatal. "Gemeinsam konnten wir relativ schnell und überraschend das Genehmigungsverfahren des Landes Kärnten positiv erledigen." Schwieriger gestaltete es sich, einen positiven naturschutzrechtlichen Bescheid der zuständigen Bezirkshauptmannschaft zu erlangen. Denn dazu, hieß es seitens der Bezirkshauptmannschaft, gelte es "[...] aus naturschutzfachlicher Sicht hinsichtlich erheblicher Beeinträchtigungen auf den Lebensraum gefährdeter Pflanzen- und Tierarten (einschließlich der Kollisionsgefahr für Vögel und Fledermäuse, sog. Vogelschlag bzw. Fledermausschlag) sowie auf das Landschaftsbild zu prüfen [...]."

 

"Seit 1997 wurden alle Anträge für die Errichtung von Windkraftwerken behördlich abgelehnt", sagt  Mischensky. Im September 2012 waren die Rahmenbedingungen in Kärnten durch die neue Windparkverordnung neuerlich verschärft worden. Diese schreibt vor, Windräder nur in jenen Gebieten zu ermöglichen, in denen sie nicht gesehen werden können. "Umso mehr freut es mich, dass Herr Genser seine Anlage nun errichten darf. Dies ist ein Meilenstein und gleichzeitig ein Leitprojekt Kärntens auf dem Weg zur Energieautarkie."

 

Neuer Schwung. Mischensky hofft auf eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Windkraft durch den Energiemasterplan Kärnten (emap). Schließlich arbeiten auch Fachleute der Kärntner Klima- und Energie-Modellregionen in verschiedenen emap-Arbeitsgruppen mit – "aktiv, voll Engagement und ehrenamtlich", wie Mischensky betont. Im emap Kärnten soll den Weg festgelegt werden, der das Land bis 2025 in die Energieautarkie führen soll.

 

Kärntens bislang einziges Windkraftwerk, eine Anlage mit 500 Kilowatt Spitzenleistung (kWp), steht seit 1997 am Plöckenpass. Gensers Kleinwindkraftanlage wird mit einer Nabenhöhe von knapp 22 Metern und einem Rotordurchmesser von 8,4 Metern eine Leistung von 15 kWp erreichen. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt jedoch: Dem engagierten Landwirt ist im Zuge des langwierigen Behördenverfahrens sein Co-Investor, ein EVU, abgesprungen, und Günter Genser ist nun auf der Suche nach einem neuen Partner.