Pannenfrei: Die Wahl zum KEM-Manager und KEM-Projekt des Jahres

KEM Manager des Jahres Markus Altenhofer

1a_kem.jpgEr ist 38 Jahre alt, arbeitet gerne mit Menschen und möchte, dass seine Heimat auch für die nächsten Generationen noch lebenswert bleibt. Markus Altenhofer zog einst aus, um an der Boku in Wien Kulturtechnik und Wasserwirtschaft zu studieren. Er beschäftigte sich in Ingenieurbüros mit Kleinwasserkraft, als er zu seiner Frau meinte: „Der perfekte Job für mich muss erst erfunden werden.“ Kurz darauf stolperte er über die Ausschreibung für eine Stelle als KEM-Manager in der Region Donau-Böhmerwald, die auch seinen Wohnort Altenfelden umfasst. Seit 2011 hat Altenhofer nun seinen „perfekten Job“.

KEM-Familie. „Ich war sehr überrascht und fühle mich sehr geehrt über die Wahl zum KEM-Manager des Jahres“, sagt Altenhofer. „Der Ausdruck ,KEM-Familie‘ trifft wirklich zu. Aus vielen Kollegen sind in der Zwischenzeit gute Freunde geworden. Das ist sehr motivierend für meine Arbeit.“ Mit seinen Freunden Norbert Miesenberger (KEM-Manager in Freistadt) und Herwig Kolar (KEM-Manager der Region uwe – Urfahr West) hat Altenhofer auch den „MühlFerdl“ auf die Beine gestellt – oder besser gesagt, auf die Räder.

MühlFerdl. Bereits 2015 hatte Altenhofer ein E-Car-Sharing-Projekt in Sarleinsbach gestartet, dann beschloss er, mit seinen Freunden ein einheitliches Projekt für das Mühlviertel zu entwickeln. 20 MühlFerdln in fast ebenso vielen Gemeinden sollen es werden, 13 Fahrzeuge wurden bereits angeliefert. Ab Dezember können die E-Cars entlehnt werden. Die Jahresmitgliedschaft von 360 Euro inkludiert 52 Gratisstunden, Autobahnvignette und Vollkaskoversicherung. Jede weitere Stunde kostet 3,90 Euro. „Dank der Auszeichnung als KEM-Manager des Jahres bekommen nun sowohl der MühlFerdl als auch die ganze Region eine breitere mediale Aufmerksamkeit“, freut sich Altenhofer.

Daneben hat Altenhofer zahlreiche andere Projekte in der KEM Donau-Böhmerwald umgesetzt. Er propagiert das organisierte Mitfahren und die Nutzung heimischer Ressourcen zum Bauen und für die Heizung, führte ein Klimaschulen- und andere pädagogische Projekte durch und gründete 2013 gemeinsam mit regionalen MitstreiterInnen die Energiegenossenschaft Donau-Böhmerwald. „Die Energiegenossenschaft ist mein persönliches Leuchtturmprojekt“, so Altenhofer. Sie konnte durch Bürgerbeteiligung inzwischen 750 Kilowattpeak Photovoltaik auf 35 Dächern von öffentlichen Gebäuden errichten. In Zukunft möchte sich der KEM-Manager des Jahres auch dem Thema Energiespeicherung widmen.

Klimaladen - KEM Projekt des Jahres

Das KEM-Projekt des Jahres 2016 startete bereits vor vier Jahren und läuft bis heute erfolgreich. Und ein Ende ist noch lange nicht abzusehen. Denn die Wanderausstellung „Klimaladen“ tourt von einer Schule zur nächsten – vor allem in Bayern und Salzburg – und der Klimaladen ist als Open-Source-Projekt angelegt. Das heißt, wer möchte, kann den „Klimaladen“ ausborgen, nachbauen oder weiterentwickeln. Alle dazu nötigen Unterlagen gibt's im Internet. Auch KEM-Manager Gerhard Pausch aus dem Salzburger Seenland entwickelt das Konzept laufend weiter. Mehr als 10.000 SchülerInnen haben inzwischen im Klimaladen „eingekauft“.

Und das geht so: Kinder, Jugendliche, bisweilen auch Erwachsene erhalten im Klimaladen einen Einkaufszettel, anhand dessen sie Lebensmittel, Textilien und Schreibwaren kaufen sollen. Danach bekommen sie statt eines Kassazettels Feedback über die Klimaauswirkungen in Form von Smilies. Haben sie das verpackte, weit gereiste „Zeug“ gekauft oder unverpackte und regionale Ware? Greifen sie zu Fairtradeprodukten oder zu Waren, die unter unmenschlichen Bedingungen produziert wurden? Die Auswirkungen für das Klima und die Menschen in den Ländern, aus denen die Rohstoffe oder Produkte stammen, werden anschließend mit LehrerInnen oder Guides erörtert.

Kooperation mit Bayern. „Ich habe mich sehr gefreut, dass das Projekt von einer Kollegin oder einem Kollegen aus einer anderen KEM nominiert und dann auch gewählt wurde“, sagt Gerhard Pausch. „Der Preis gebührt aber auch Sonja Kirchmaier, einer Lehrerin und Umweltbeauftragten im Landratsamt Traunstein, von der die Idee zum Klimaladen stammt.“ Es handelt sich dabei um ein grenzüberschreitendes Projekt zwischen den Landratsämtern Traunstein und Berchtesgadener Land sowie der EuRegio Salzburg-Berchtesgadener Land-Traunstein. Pausch hat viele Stunden Arbeit in die inhaltliche Verfeinerung und die Professionalisierung des Projekts gesteckt.

Der Klimaladen ist nicht nur das KEM-Projekt des Jahres 2016, sondern wurde auch schon mit dem UNESCO-Dekadenpreis „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und dem  deutschen kommunalen Klimaschutzpreis ausgezeichnet. Zum Klimaladen gehört auch ein Restaurant- und ein Bekleidungsteil. Darin enthalten sind auch zerschnitte Jeans, die zeigen, an wen wie viel vom Kaufpreis fließt. „Unsere neueste Weiterentwicklung ist ein Bereich zum Thema Handy, in dem wir verdeutlichen, was es heißt, wenn wir uns jedes Jahr ein neues Smartphone kaufen“, erklärt Pausch.

Der 45-jährige aus Obertrum studierte Biologie mit dem Schwerpunkt Biophysik an der Universität Salzburg, ist seit 2010 Energiekoordinator beim Regionalverband Salzburger Seenland und arbeitet seit 2011 als KEM-Manager der Klima- und Energie-Modellregion Salzburger Seenland. Nun startet er gerade in die zweite Verlängerungsphase der KEM. An neuen Projekten nimmt er sich unter anderem die Evaluierung von Biomasseheizwerken, die Veranstaltung von Repair-Cafés sowie die Errichtung von E-Bike-Ladestationen vor.