Energiebuchhaltung: Den Verbrauch fest im Griff

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Seit fast 20 Jahren dokumentiert Virgen den Verbrauch an Strom, Wärme und Wasser in den gemeindeeigenen Gebäuden und Anlagen – und zog eine Reihe von Konsequenzen daraus. Seit Oktober sammeln nun auch die Gemeinden Matrei in Osttirol und Prägarten am Großvenediger, beide ebenfalls Teil der KEM Sonnenregion Hohe Tauern, fleißig Energiedaten.

Rund 260 Zähler werden in der Sonnenregion Hohe Tauern monatlich kontrolliert und in die neu angeschaffte Software „energyControl“ beziehungsweise „Energiebericht online“ von Energie Tirol eingetippt. „Neben den Strom-, Wärme- und Wasserdaten aus gemeindeeigenen Gebäuden werden auch Energieerzeugungsanlagen wie Photovoltaik- oder Solaranlagen eingepflegt“, erklärt KEM-Managerin Nicole Suntinger. „In Zukunft wird man auch die Fuhrparks der Gemeinden erfassen.“

Vergleich macht sicher. „Die Software führt nicht nur Verbrauchsentwicklungen vor Augen, sondern lässt auch einen Vergleich mit Best-Practice-Beispielen oder mit anderen Tiroler Gemeinden zu“, so Suntinger. „Damit kann man auf einen Blick feststellen, ob einzelne Verbräuche angemessen sind.“ Aus den Daten der Energiebuchhaltung lässt sich eine Reihe von Rückschlüssen ziehen, kurzfristige ebenso wie langfristige:

  • Steigt der Verbrauch in einem Gebäude plötzlich an, kann rasch mit der Suche nach der Ursache reagiert werden. Ist die Heizung defekt oder tropft ein Wasserhahn? Oder sollte man das Bewusstsein der NutzerInnen (nach)schärfen?
  • Die Daten aus der Energiebuchhaltung liefern eine fundierte Grundlage für Investitionsentscheidungen: Welche Gebäude sollten zuerst thermisch saniert, welche Heizungen ausgetauscht werden? Wo kann man auch mit kleinen Investitionen große Einspareffekte erzielen?
  • Die Wirkung ergriffener Maßnahmen lässt sich überprüfen und wird dokumentiert. „Das hilft natürlich auch, um Bürgermeister und Gemeinderat zu überzeugen, weitere Maßnahmen zu ergreifen“, meint Suntinger.
  • „Die Energiebuchhaltung bietet auch Vorteile bei Förderansuchen“, weiß der Energiebeauftragte von Virgen, Albin Mariacher. „Man muss nicht erst mühsam Daten erheben, sondern hat diese bereits bestens dokumentiert und kann sie in die Formulare für die Einreichungen übertragen.“

Praktische Konsequenzen. Bereits 2001 begann die e5-Gemeinde Virgen – Tirols einzige Gemeinde mit der höchsten Bewertung „eeeee“ – die Umrüstung der Straßenbeleuchtung. Vor zehn Jahren unterzog sie ihre Schule einer umfassenden Sanierung. Vor drei Jahren wurde das Gemeindehaus mit Hanf gedämmt und der Energieverbrauch halbiert. Zuletzt wurden der Bauhof, das Gemeindehaus und das Schwimmbad mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. „Dank der Energiebuchhaltung konnten wir die Anlagen so dimensionieren, dass der Eigenverbrauch optimal abgedeckt wird“, freut sich Mariacher.

Aktuell beschäftigt sich Virgen mit der Umstellung auf LED-Leuchten in gemeindeeigenen Gebäuden. Auch die Umrüstung der Straßenbeleuchtung möchte man gerne abschließen, was sich allerdings schwierig gestaltet. „Wir haben eine Reihe von historischen schmiedeeisernen Straßenlaternen, von denen wir uns nicht trennen wollen. Leider haben wir bislang noch keine befriedigende Lösung gefunden, wie wir diese auf LED umrüsten können“, so der Energiebeauftragte. Nach und nach sollen auch ältere Gebäude der Gemeinde saniert werden.