Zehn nachhaltige Business-Konzepte, auf die wir schon lange warten

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Wenn wir unseren Planeten vor der Klimakatastrophe retten wollen, können wir nicht weiter so wirtschaften wie bisher. Neue wirtschaftliche Strategien und Modelle sind gefragt. greenstart, das Start-up-Förderungsprogramm des Klima- und Energiefonds, bietet daher heuer zum vierten Mal zehn innovativen und nachhaltigen Business-Ideen die Möglichkeit, ihre konstruktiven Beiträge zur Energie- und Mobilitätswende von der Idee bis zur Marktreife zu entwickeln.

Da war viel Schönes dabei, um es mit Songcontest-Moderator Andi Knoll zu sagen. Nach grünen Geschäftsideen aus den Bereichen Energieeffizienz, erneuerbare Energie, Mobilität und Landwirtschaft hat greenstart gesucht und 40 Einreichungen erhalten. Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, zeigte sich von der Qualität und Vielfalt der Einreichungen begeistert. 20 davon gelangten durch Jury-Entscheid in die engere Auswahl. Mindestens 15 von ihnen hätte greenstart-Programmmanager Christoph Wolfsegger gerne unter den Top-10 gesehen.

Coaching. Die zehn am 8. November im Wiener Looshaus präsentierten Start-ups erhalten 6.000 Euro sowie gezieltes Coaching zur Weiterentwicklung ihrer Geschäftsideen und Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit. Im Frühjahr 2019 werden aus den TOP-10 jene drei Jungunternehmen ausgewählt, die weitere 15.000 Euro Unterstützung für die Umsetzung ihres Businessplans erhalten.

Durchs Programm des greenstart-Auftaktevents führte ORF-Moderatorin Mari Lang. Sie eröffnete mit der Frage, wer im Publikum schon einmal im November schwimmen war – so wie ihre FreundInnen bei 23°C in der „kalten Jahreszeit“. Ebenso eindringlich stellte Ingmar Höbarth dar, was minus 95 Prozent Treibhausgas-Emissionen bis 2050 bedeuten: „Eine Revolution innovativer Technologien und Dienstleistungen.“

Diese Revolution in Gang zu bringen, ist nach greenstart-Coach Dejan Jovicevic allerdings „ein Marathon mit zahlreichen Sprints“. Und man muss sein Businesskonzept gut erzählen – und damit begeistern können, sind sich Florian Kandler und Christoph Richter einig, die den Start-ups ebenfalls unter die Arme greifen werden. Dass diese Unterstützung tatsächlich Früchte trägt, bekräftigten Cornelia Daniel (Tausendundein Dach), Helena Gansch (Wohnwagon) und Cornelia Diesenreiter (Unverschwendet), die in den Vorjahren durch greenstart gefördert wurden und sich erfolgreich auf dem Markt etablieren konnten.

Hier die aktuellen Top-10 in alphabetischer Reihenfolge:

CLEANVEST. Seit 2015 versorgt der Geschäftsführer von ESG+, Armand Colard, professionelle InvestorInnen mit Informationen über die Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit von Finanzprodukten. Mit CLEANVEST möchte er nun eine Onlineplattform schaffen, die diese Anlagekriterien auch für Laien aufbereitet.

Etagrow. Landwirtschaftliche Flächen werden immer knapper, die Indoor-Pflanzenproduktion gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dafür entwickelt Etagrow hocheffiziente Beleuchtungssysteme mit wassergekühlten LEDs. Diese benötigen halb so viel Energie wie herkömmliche Systeme und ermöglichen zudem die Nutzung der Abwärme.

Kern Tec. Steinobst-Kerne werden bislang als Abfall in der Nahrungsmittelproduktion behandelt. Kern Tec dagegen bereitet die Kerne von Kirsche, Marille, Pfirsich und Zwetschke auf. Die darin enthaltenen Proteine und Öle können in der Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie eingesetzt werden. In Peelings können die Kerne Mikroplastik ersetzen.

Meine Wollke. Die Psychologin und Sexualpädagogin Sabine Fallmann-Hauser bringt mit Slipeinlagen aus Bio-Baumwolle eine komfortable und nachhaltige Alternative zu Einweg-Hygieneprodukten auf den Markt. Meine Wollke lässt die unterschiedlich designten „Wollken“ in St. Pölten von auf dem Arbeitsmarkt benachteiligten Personen nähen.

micromacro. Hecken fördern die Biodiversität und nützen der Umwelt ebenso wie der Landwirtschaft. micromacro hat eine App entwickelt, mit der LandwirtInnen auf einfache Weise die Hecken auf ihren Feldern dokumentieren und sich automatisch Förderungen abholen können.

öKlo. Statt sie mit Trinkwasser wegzuspülen, verwandeln die mobilen Toiletten von öKlo Exkremente in wertvolles Substrat. Das Start-up möchte die chemiefreien und geruchsarmen Toiletten nicht nur bei Outdoor-Events etablieren, sondern längerfristig auch fix montierte herkömmliche WCs ersetzen.

plasticpreneur. Nach wie vor wird ein Großteil des anfallenden Kunststoffmülls nicht wiederverwertet. plasticpreneur möchte dies ändern, und zwar durch einfach herzustellende und kostengünstige Maschinen, die eine dezentrale Verwertung des Plastiks erlauben – hierzulande, aber auch in der sogenannten Dritten Welt.

reisebunt.com. Die meisten ReiseveranstalterInnen bieten Möglichkeiten, den ökologischen Fußabdruck von Reisen zu kompensieren. Dafür muss jedoch extra bezahlt werden, weshalb diese Angebote kaum genutzt werden. reisebunt.com inkludiert diesen Service und pflanzt Bäume – für einmal Bangkok und retour sind es beispielsweise 13 Bäume.

triply. Verkehrsunfälle sind die häufigste Todesursache unter 15- bis 29-Jährigen. triply bietet VeranstalterInnen daher eine Möglichkeit, Gästen eine sichere und gleichzeitig umweltfreundliche An- und Abreise zu gewährleisten. Anhand der Anmeldedaten berechnet die App des Start-ups optimale Routen für Zubringerbusse.

ummadum. Die Mobilitätsplattform von ummadum macht Verkehrsströme sichtbar und fördert in Kooperation mit Gemeinden und Unternehmen das gemeinsame Fahren. Für die FahrerInnen gibt es ein Anreizsystem in Form von ummadum-Punkten, die als Zahlungsmittel bei regionalen PartnerInnen verwendet werden können.