Weiki-Mobil Baden

Projektinhalt und Ziel

Die Volksschule Baden-Weikersdorf liegt an der Radetzkystraße, einer stark befahrenen Gemeindestraße. Vor Schulbeginn und zum Schulschluss kommt es seit Jahren unmittelbar vor der Schule auf der Radetzkystraße zu einem dichten Verkehrsaufkommen durch den MIV, verursacht durch Bring- und Holverkehr. Die Sicherheit der Kinder ist stark eingeschränkt. Entsprechend SchülerInnenbefragung würden 96% der Kinder lieber ohne Auto zur Schule kommen; die Eltern fürchten aber um die Sicherheit der Kinder und bringen sie mit dem Auto, was die Situation weiter verschärft. Durch Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit im Schulumfeld und Bewusstseinsbildung bei Eltern und Kindern, soll das Zufußgehen, Radfahren und Scooterfahren bei den Kindern und Eltern angeregt und diese Mobilitätsformen erhöht werden. Gleichzeitig soll der MIV deutlich verringert werden. Die Planung von Verbesserungen und Maßnahmenumsetzung erfolgt in einem breit angelegten partizipativen Prozess mit allen Beteiligten. Ein zentrales Ziel ist es, sichere und mündige Kinder im Straßenbereich zu haben, und das Mobilitätsverhalten der Familien nach-haltig zu prägen.

Projektablauf

Das Projekt startete im Herbst 2016 im Rahmen klimaaktiv Programm „Mobilitätsmanagement für Kinder, Eltern und Schulen“. 2016 und 2017 wurden durch das Klimabündnis alle 299 SchülerInnen umfassend zu ihrem Mobilitätsverhalten, Wünschen und Verbesserungsvorschlägen befragt. Der breit angelegte BürgerInnenbeteiligungsprozess mit SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern, AnrainerInnen, Stadtverwaltung, und politisch Verantwortlichen führte zu einer umfassenden Bearbeitung des Themas umwelt-freundliche und gesunde Mobilität rund um die Volksschule. In vier Workshops wurden die Themenbereiche und Verbesserungs-vorschläge erarbeitet. In einer Aktionswoche wurden unter Einbindung aller Akteure Maßnahmen und Ideen ausprobiert und evaluiert (z.B. temporäreres Fahrverbot in der Radetzkystraße, Kiss&Ride-Zonen, Pedibusbetrieb, Schulweganalysen, Planung von Umgestaltungen der Straße und Schulvorplatz). Im gesamten Projekt gab es regelmäßige Feedbackgespräche mit Entscheidungs-trägern der Stadtgemeinde, hinsichtlich Umsetzung und Machbarkeit. Der erarbeitete Maßnahmenkatalog ist Planungsgrundlage für die Neugestaltung der Radetzkystraße im Abschnitt der Schule. Erste Umsetzungsmaßnahmen erfolgten 2017: Vier Kiss & Ride-Zonen eingerichtet, Pedibusbetrieb mit drei Linien, Errichtung eines Buswartehäuschens, Umgestaltung des Schulvorplatzes, Sicherungsmaßnahmen entlang der Schulwege. Die baulichen Maßnahmen zur Entschärfung der Radetzkystraße erfolgte 2018. Das Projekt läuft auch 2018 und 2019 weiter. Die Umsetzungen werden evaluiert und mit den Akteuren im Beteiligungsprozess weitere Bewusstseinsmaßnahmen und Umsetzungsvorschläge erarbeitet.

 

Angabe / Abschätzung der Kosten in EUR

Umgesetzte Maßnahmen:

  • Thematische Auseinandersetzung mit dem Thema "ohne Auto in die Schule" mit Schülerinnen, Eltern und Lehrerinnen: Schüler-befragung (zweifach), Elternworkshops, Einbau in den Unterricht, Verkehrsdetektiven-Exkursionen.
  • Alle Klassen waren am Planungsprozess zur Erhöhung der Sicherheit in der Radetzkystraße und an den Schulwegen beteiligt; auf Plänen wurden Änderungsvorschläge eingezeichnet. Maßnahmenvorschläge zur Aufenthaltsqualität vor der Schule wurden ge-zeichnet und beschrieben.
  • Sechs Workshops mit Eltern, LehrerInnen, Anrainern und Abteilungsleitern der Stadtgemeinde.
  • Aktionswoche im Mai 2017; testen von Umsetzungsmaßnahmen und Gefahrenerhebung.
  • Praxistest eines temporären Fahrverbots in der Radetzkystraße während der Aktionswoche.
  • Maßnahmenkatalog mit 26 Maßnahmen wurde ausgearbeitet und mit der Stadtpolitik diskutiert.
  • Fahrbahnumbau der Radetzkystraße: Rückbau, Verengung, kein Halten und Parken im Schulbereich möglich; kindergerechte Ausleuchtung der Gehwege im Schulbereich
  • Drei Pedibus-Linien (Autobus auf Füßen) wurden eingerichtet und werden vom Elternverein betrieben;
  • Geschwindigkeitsanzeige in der Radetzkystraße warnt „Zu-Schnell-Fahrer“
  • Vier „Kiss & Go Zonen“ rund um die Schule wurden eingerichtet. So ist es Kindern möglich, sicher aus dem Auto zu steigen und noch ein Stück zu Fuß zur Schule zu gehen.
  • Scooter-Abstellanlage errichtet.
  • Schul-Ortstafeln - gestaltet von den Kindern – machen klar: Hier ist eine Schule!
  • Sitzbänke vor der Schule wurden aufgestellt - ein großer Wunsch der Kinder
  • Ein Bus-Wartehäuschen wird gebaut damit die Kinder nicht mehr im Regen auf den Bus warten müssen!
  • Einbindung und Einbringung der Vorschläge der Schulgemeinschaft bei der Umgestaltung der Radetzkystraße.
  • Aktion „KlimaSchritte sammeln“: in der Aktionswoche haben täglich 190 bis 220 SchülerInnen den Schulweg ohne Auto zurück-gelegt und sind dabei 1.300km zu Fuß gegangen.

Projektfinanzierung: Stadtgemeinde Baden und KEM Baden (Stunden MRM)

Kosten seit 2017: 142.182,- Euro

Eine Amortisation ist bei Verkehrssicherheitsmaßnahmen nicht kalkulierbar und auch nicht sinnvoll.

Nachweisbare CO2 Einsparungen in Tonnen

Nicht abschätzbar.

Projekterfolge (Auszeichungen) / Rückschläge in der Umsetzung

Die gesetzten Ziele wurden erreicht. Die Sicherheit im Schulumfeld ist gestiegen. Die Radetzkystraße wurde verkehrsberuhigt und der verkehrsfeie Raum vor der Schule ausgeweitet. Sowohl Eltern als auch Lehrerinnen stellen fest, dass die Zahl der SchülerInnen, welche ohne Elterntaxi zur Schule kommen gestiegen ist. Empirische Werte fehlen noch.

Das Projekt erhielt 2017 den VCÖ-Mobilitäts-Preis für Niederösterreich. Über das Projekt wird regelmäßig in den Medien berichtet (ORF, Printmedien). Die Ergebnisse und Erfolge wurden der lokalen und regionalen Bevölkerung vermittelt und im Rahmen von Veranstaltungen näher gebracht. Das Projekt wurde auch bei den Anrainern überwiegend positiv aufgenommen.

Ein temporäres Fahrverbot für die Morgenstunden konnte noch nicht umgesetzt werden.

Nachhaltige Perspektiven

Die Form der Einbindung von Eltern und Kindern hat in dieser Art und Weise in Baden noch nicht stattgefunden. Das Prozessdesign ist vorbildlich aufgesetzt worden. ExpertInnen begleiteten den Prozess von Beginn an und beraten die SchulvertreterInnen und Entscheidungsträger in der Gemeinde. Das Projekt hat das Potenzial auch in anderen Gemeinden umgesetzt zu werden und es besteht Potenzial zur Nachahmung und Verbreitung. Insbesondere die Prozessgestaltung und die Beteiligungsform aller Betroffenen im Projekt sind außergewöhnlich.

Motivationsfaktoren

Um das UN-Klimaabkommen von Paris einzuhalten, muss der Verkehr bis ins Jahr 2050 weitgehend emissionsfrei werden. Dazu braucht es vorbildliche Projekte sowie innovative Ideen und Konzepte für eine Mobilität mit Zukunft. Es braucht weniger motorisierten Verkehr auf Schulwegen durch "Elterntaxis" und mündige, selbstsichere Kinder, die ihren Schulweg gerne und sicher ohne Auto zurücklegen. Genau dafür haben wir das Projekt „Weiki-Mobil“ ins Leben gerufen. Und es braucht aufgeklärte Eltern, die dies zulassen und die Mobilitätswünsche der Kinder ermöglichen. Mit Bürgerbeteiligung und einem transparenten Umsetzungsprozess haben wir in zwei Jahren bereits eine Verkehrsreduktion und mehr Sicherheit rund um die Volksschule Baden-Weikersdorf und entlang der Schulwege im Stadtteil Weikersdorf erreicht. Diese Entwicklung soll fortgesetzt werden und Weiki-Mobil soll ein Vorzeigeprojekt der KEM Baden sein.

Modellregions-Manager

G Koch 3 2020 Foto DMueller
Dr. DI Koch Gerfried

     43-2252-86800/235
     43-664-1216376
     gerfried.koch@baden.gv.at

Berufliche Laufbahn

HTBLA für Maschinenbau, Studium der Forstwirtschaft und Ökologie, Klima- und Umweltreferent in der NÖ Landesregierung und Geschäftsführer Biosphärenpark Wienerwald. Energiebeauftragter der Stadtgemeinde Baden, e5-Teamleiter Baden, Leiter der Abteilung Energie und Klima in der Stadtgemeinde Baden.


Ort
Baden
Öffnungszeiten
tägl. 8:00 - 13:00 Uhr

"Weiki-Mobil ist eines meiner Lieblingsprojekte als KEM-Manager der Stadt Baden geworden. Weil wir hier zeigen können, dass Engagement vieler unterschiedlicher Akteure und ein transparenter Beteiligungsprozess enorm viel leisten kann. Die Früchte des Projektes sind sichtbar und spürbar."