PV-Gemeinschaftsanlage Volksbankbau Gallneukirchen

Bei einen Mehrparteieneigentumswohnobjekt wurde eine gemeinschaftlich genutzte PV-Anlage mit Energiemanagementsystem und automatischer Abrechnung errichtet und ist seit Herbst 2019 in Betrieb. 

Modellregion:
Sterngartl-Gusental

Ansprechperson:

Simon Klambauer
0664 437 47 66
Projektinhalt und Ziel

Der „Volksbankbau“ ist eine Eigentumswohnungsanlage mit 83 Wohneinheiten, die etwa 1974 errichtet wurde. Der Name hat sich im lokalen Gebrauch so eingebürgert und leitet sich vom damaligen Finanzierungspartner her. Schon in der Planungsphase zeichnete sich dieses Bauprojekt durch hohe architektonische Qualität, gute Durchmischung der Wohnungsgrößen sowie gemeinschaftlich nutzbare Infrastruktur aus: ein Schwimmbad im Hof sowie eine Sauna im Keller steht für alle Bewohner zur Verfügung. Die Bewohner pachteten ein nachbarschaftliches Grünland-Grundstück als erweiterte Freizeitfläche. In diesem Bestand war das Gebäude – abgesehen von erforderlichen Sanierungsmaßnahmen und Erneuerung der Haustechnik - bisher unverändert. 2018 entstand die Idee, neben den bestehenden Gemeinschaftseinrichtungen auch einen Teil der Stromversorgung gemeinschaftlich zu organisieren. Auf Basis folgender Fragen und Herausforderung stürzten sich die Initiatoren auf das Projekt:

- Ist die Umsetzung einer gemeinschaftlichen Erzeugungsanlage ohne Fremdfinanzierung möglich? (Partizipation)

- Wie ist die Akzeptanz der Bewohner?

- Können wettbewerbsfähige Gestehungskosten für den eigenen Strom realisiert werden?

- Auslegung der Anlage, Anpassung an die vorhandene Infrastruktur

- Entwicklung eines Betreibermodells

- Potential zur Multiplikation 

Start war die Präsentation der Idee „Bürgerstrom Volksbankbau“ bei einer Eigentümerversammlung mit einigen Eckdaten:

Anlagengröße bis 30 kWp, für mindestens 15 Wohneinheiten, Eigenverbrauchsoptimierung über Lastmanagement der E-Boiler,

Gestehungskosten bei 0,125 Cent möglich, damit günstiger als der lokale Standard-Anbieter, Deckungsgrad ca. 40%, Nutzungsgrad ca. 80%.

Nach interessierten und positiven Reaktionen wurden im Haus Infoveranstaltungen abgehalten. Die Vereinsgründung bildet den rechtlichen Rahmen für weitere Aktivitäten. Es wurden von allen Interessenten Verbrauchsdaten eingeholt, welche die Basis für die Auslegung bildeten. Als Betreibermodell wurde eine Photovoltaik-Eigentümergemeinschaft konzipiert. Das Modell der

Eigentümergemeinschaft ist den Bewohnern vertraut. Das bedeutet alle Nutzer sind auch Miteigentümer der PV-Anlage und finanzieren die Errichtung der Anlage. Im Zuge der Umsetzungsplanung wurde uns vom Netzbetreiber mitgeteilt, dass als Eigentumsgrenze (innerhalb der eine Gemeinschaftsanlage betrieben werden darf) jeder unserer 5 Hauseingänge

separat zu betrachten ist. Auch die jeweilige PV-Anlage muss sich auf dem Gebäudeteil befinden, dem die Hauseingangssicherung zugeteilt ist. Somit war das erste Konzept „eine Anlage für alle“ nicht durchführbar, es musste eine Aufteilung nach Häusern erfolgen. Damit verbunden waren auch weitere Einspeisepunkte mit entsprechenden Kosten, da keine freien Zählerplätze nach dem Stand der Technik verfügbar waren.  Die Kalkulation ergab eine Realisierbarkeit für nur 3 der 5 Stiegenhäuser bei signifikanten Mehrkosten durch zusätzliche Elektroinstallation und Wechselrichter, wodurch eine Neuplanung erforderlich wurde. Parallel zu den Planungen lief auch das Fördermanagement. In der Finanzierung ein wesentlicher Faktor. Aber es gelang doch in den

Tarifförderungstopf der OeMAG zu rutschen und die Anlage konnte 2019 errichtet werden und Ende des Jahres in Betrieb gehen.

Spannend war auch die Programmierung des Lastmanagementes und der automatischen Abrechnung.

Die Anlagendaten: Gesamtleistung 34,86 kWp (bestehend aus Haus 31: 22,68kWp, Haus 33: 6,51 kWp; Haus 35: 5,67 kWp

In den ersten Monaten konnten an die 80% des produzierten Stromes direkt von den Nutzer*innen verbraucht werden und umgekehrt ein solarer Deckungsgrad von ca. 40% erzielt werden.

Somit ergibt sich ein aufwendiges, aber erfolgreiches Projekt im Mosaik der Energiewende mit der Erkenntnis, dass langer Atem auch den sprichwörtlichen Teufel im Detail vertreiben kann.

Projektablauf

Projektidee entstand lose im Kopf von Martin Danner, einem Bewohner der Wohnanlage>Vorstellung Eigentümerversammlung>Recherche Umsetzungsstruktur, Erarbeitung Vertragswerke>Vereinsgründung für Abwicklung und offizieller Startschuss Feb. 2018>Detailplanung>Förderungseinreichung>Bau Anlage>Programmierung und Integration Energiemanagement>Programmierung Abrechnungstool

Angabe / Abschätzung der Kosten in EUR

Errichtungskosten der Anlage am Ende € 58.800, aber auch über 600 ehrenamtliche Stunden von Martin Danner und dem Vereinsteam; Unterstützung über Modellregion im Rahmen des Arbeitspaketes Zeit und Sachleistungen € 4.500; PV-Förderung OeMAG € 8.715.

Nachweisbare CO2 Einsparungen in Tonnen

Jährliche CO2 Einsparung bei ca. 13t durch Ökostrom-Erzeugung. 80% des produzierten Stromes verlassen die Gebäude nicht.

Projekterfolge (Auszeichungen) / Rückschläge in der Umsetzung

Die im Laufe der Projektumsetzung für notwendig gewordene Anlagenaufteilung auf mehrere Gebäude war zu diesem Zeitpunkt doch ein herber Rückschlag. Ein Beweis dafür, dass die Rechtslage bei solchen Projekten auf den ersten Blick gut, aber bei genauerem Hinsehen doch viele Hindernisse auftauchen können. Die Aufklärungs- und Informationsarbeit stellte sich auch als sehr aufwendig heraus und konnte nur durch viel ehrenamtliches Engagement der Projekttreiber dementsprechend geleistet werden.

Nachhaltige Perspektiven

Wünschenswert wäre eine Vereinfachung der Umsetzungskriterien vor allem bei den Netztechnischen Voraussetzungen. Es gilt nahezu eine Flut von Dokumenten für jede*n Teilnehmer*in zu unterzeichnen und zu erklären. Hier lohnt es sich auch von Beginn an immer im Austausch zu bleiben und alle Details zu klären, damit es später keine Überraschungen gibt. Weitere Herausforderung ist die Abrechnung der Anlage, die dem Betreiber obliegt. Hier ist während des Betriebes ausreichend Kapazität zu reservieren und am besten auch eine höchstmögliche Automatisierung zu ermöglichen.

Motivationsfaktoren

Sonnenstrom ist ein wichtiger Baustein in der Energiewende und als Modellregion gilt es alle Möglichkeiten auszuschöpfen und eben Modelle zu versuchen. Auch wenn wie so oft die Umsetzung viel aufwendiger ist als zuerst (lt. Gesetzesnovelle) vermittelt Am motivierendsten waren in diesem Fall die engagierten Bewohner*inne der Wohnanlage.

Modellregions-Manager



"Dank der guten Zusammenarbeit mit der Hausgemeinschaft und Martin Danner als Bewohner, Treiber und Koordinator des Projektes, konnten alle Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden. Erfreuliches Ergebnis ist ein Vorzeigeprojekt, das auch technisch mit hohem Sonnenstrom-Eigennutzungsgrad direkt im Gebäude glänzt."