KEM Managerin im Porträt: Gisela Egger - Fliegender Wechsel

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KEM-Managerin im Porträt. Seit Jänner 2016 ist Gisela Egger KEM-Managerin des Energiebündels Imst – und der Job verlangt ihr auch die Eigenschaften eines Energiebündels ab. Denn sie übernahm die Agenden der KEM erst mitten in deren Umsetzungsphase. Trotzdem kann sie bereits eine Reihe beachtenswerter Projekte vorzeigen.

Drei Monate nachdem Gisela Egger Nicole Krismer-Stern als KEM-Managerin nachfolgte, standen Gemeinderatswahlen in den 24 Gemeinden* der rund 58.000 EinwohnerInnen zählenden Klima- und Energie-Modellregion an. „Das bedeutete nicht nur, dass in den Gemeinden bis März niemand einen Kopf für den Klimaschutz hatte, sondern auch, dass nach der Wahl eine Reihe neuer AnsprechpartnerInnen für die KEM gefunden werden mussten“, erklärt Egger. Denn in einem Viertel der Gemeinden wurden neue Bürgermeister gewählt.

Motivieren. Inzwischen haben immerhin 23 der 24 Gemeinden eine/n Energiebeauftragte/n ernannt oder Energieteams gebildet, die den Klimaschutz vorantreiben möchten. Arzl, Mieming, Mötz, Roppen und Stams befassen sich als e5-Gemeinden teilweise schon länger und intensiv mit dem Klimaschutz – doch in manchen Gemeinden der vom Wintertourismus dominierten Region muss Egger das kleine Einmaleins der Energiewende auspacken. „Ich sehe meine Hauptaufgabe im Moment darin, die AnsprechpartnerInnen in den Gemeinden zu motivieren, sie anzufeuern, aber auch ganz gezielt auf bestehende Angebote hinzuweisen“, sagt Egger. „So bietet beispielsweise die Energie Tirol eine kostenlose Energieberatung für zwei öffentliche Gebäude pro Gemeinde an. Das sollten wir nutzen.“

Dreimal trafen die VertreterInnen der Gemeinden im Vorjahr zum Erfahrungsaustausch zusammen – und erhielten in Vorträgen gezielte Information zu dezentraler Wärmeversorgung, Energiebuchhaltung, zum neuen Radfahrkonzept des Landes Tirol und zum Online-Kartendienst SolarTirol. Sechs Gemeinden haben bereits eine Energiebuchhaltung eingeführt.

Sanieren. Die Gemeinde Mötz finanzierte 2016 gemeinsam mit der KEM eine Sanierungsoffensive für Privathäuser, die älter als 30 Jahre sind. Dabei wurden eine Reihe von Erstberatungen und fünf ausführliche Beratungen durchgeführt, um konkrete Sanierungskonzepte auszuarbeiten. Nun möchte auch Stams ein ähnliches Projekt umsetzen. In der Volksschule und Neuen Mittelschule Stams läuft derzeit außerdem eine Echtzeitüberwachung aller wichtigen Energie-, Wetter- und Raumklimadaten. Ziel der Maßnahme ist herauszufinden, warum das neue, energieeffizient geplante und mehrfach ausgezeichnete Gebäude einen sehr hohen Stromverbrauch aufweist.

Kutschieren. Aus Stams stammt eine Idee, die im vergangenen Sommer Nachahmung in Tarrenz fand. Das Staxi, ein von Ehrenamtlichen gesteuertes Elektroauto, schließt Lücken im öffentlichen Verkehr und wird von der Stamser Bevölkerung gut angenommen. Im Juli startete das ebenfalls elektrisch und ehrenamtlich betriebene Seniorentaxi in Tarrenz. Gegen 10 Euro Jahresmitgliedsbeitrag und 1,50 Euro pro Fahrt werden nicht mehr ganz so mobile GemeindebürgerInnen zum Einkaufen, zum Arzt oder wohin auch immer im Ort kutschiert. „Neben der sozialen Komponente entfalten die beiden Projekte auch eine riesige Werbewirkung für die Elektromobilität“, freut sich Egger. „Denn die mehr als 50 ehrenamtlichen TaxilenkerInnen und ihre PassagierInnen sind von den Fahrzeugen begeistert und teilen ihre Begeisterung natürlich auch mit Freunden, Bekannten und Verwandten.“

 Im Regionalmanagement Bezirk Imst in Roppen wird seit 2013 einmal pro Monat eine kostenlose Energieberatung angeboten. Daneben widmet sich Egger Schul-, Photovoltaik- und Straßenbeleuchtungsprojekten. Die letzte Maßnahme des Energiebündels im Jahr 2016 war die Erweiterung der Photovoltaikanlage auf dem Pflegeheim in Arzl.

 Radwege ausbauen. Neben der Vielzahl von Projekten in einzelnen Orten legt sich Egger nun ins Zeug für ein Vorhaben, an dem die Mitwirkung aller am Energiebündel Imst beteiligten Gemeinden gefragt ist. „Wir haben in unserer Region ein sehr hohes Verkehrsaufkommen und einen sehr geringen Radfahranteil“, so Egger. „Daher möchten wir nun die Radwege für den Alltagsverkehr ausbauen, die Lücken schließen, rumpelige Wege asphaltieren und die Routen einheitlich beschildern. Denn gerade das Inntal wäre prädestiniert zum Radfahren.“

Gisela Egger ist Mutter von drei Töchtern und einem Sohn im Alter zwischen 10 und 16 Jahren. Sie stammt aus München und war als Architektin hauptsächlich im Bereich der Industriearchitektur tätig. Im Jahr 1999 übersiedelte sie zu ihrem Mann, Spezialist auf dem Gebiet der technischen Gebäudeausstattung und Energieerzeugung, nach Rietz in Tirol. 2013 betreute sie beim Regionalmanagement Imst ein Energieprojekt im Rahmen des LEADER-Programms und war auch in die Antragstellung für die KEM Energiebündel Imst involviert.

„Eigentlich hätten wir uns schon früher mit der Planung der Fortführungsphase der KEM beschäftigen sollen, denn die Umsetzungsphase läuft im heurigen Sommer aus“, erklärt Egger. „Doch zuerst wollten wir das umsetzen, was wir versprochen haben.“ Das Energiebündel Imst plant daher eine halbjährige Pause als KEM und möchte mit Anfang 2018 unter neuer öffentlicher Trägerschaft in die Fortführung gehen.

* Die KEM Energiebündel Imst umfasst den gesamten Bezirk Imst mit seinen Gemeinden: Arzl im Pitztal, Haiming, Imst, Imsterberg, Jerzens, Karres, Karrösten, Längenfeld, Mieming, Mils bei Imst, Mötz, Nassereith, Obsteig, Oetz, Rietz, Roppen, St. Leonhard im Pitztal, Sautens, Silz, Sölden, Stams, Tarrenz, Umhausen, Wenns.