Effizientes Licht für knackigen Wintersalat

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greenstarter im Porträt.*Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Kilowattstunden um sich werfen. Das meinen Florian Ablinger und sein Team von Etagrow. Das Start-up aus Telfs bringt ein wassergekühltes LED-Beleuchtungssystem für Gewächshäuser und Indoor-Farming auf den Markt. Neben der Stromersparnis ermöglicht das innovative System die Nutzung der Abwärme sowie speziell auf die Pflanzensorte abgestimmtes Licht.

„Wir hatten daheim einen Garten, in dem wir Gemüse anpflanzten. Vor allem das Ernten habe ich immer sehr genossen und ich fand es traurig, dass im Herbst alles verwelkte“, erinnert sich Florian Ablinger an seine Kindheit. „So haben wir angefangen, im Winter Gemüse in einem Zimmer anzupflanzen. Doch bald stellte sich heraus, dass sich das wegen der hohen Energiekosten für die Beleuchtung kaum rechnet und überdies das Zimmer rasch überhitzt.“

Langjährige Entwicklung. So begann Ablinger gemeinsam mit Freunden zu tüfteln und zu basteln. Zuerst ersetzten sie die Natriumdampflampen durch LEDs – und vor etwa sechs Jahren bauten sie so ihr erstes wassergekühltes LED-Beleuchtungssystem. Seit März 2018 betreibt Etagrow eine Pilotanlage in Hall in Tirol. Nun ist das System ausgereift, soll spätestens Anfang März eine CE-Zertifizierung erhalten und auf den Markt kommen – zunächst im industriellen Maßstab, in einem zweiten Schritt ab Spätsommer auch für kleinere AnwenderInnen. Spätestens im Sommer 2020 möchte Etagrow eine vollautomatische Produktion entwickeln.

Die Wasserkühlung des Etagrow-Beleuchtungssystems ermöglicht es, die Abwärme der Lampen für Heizung und Warmwasser zu nutzen oder diese im Sommer nach draußen abzuführen. Das Farbspektrum des Lichts wird an die jeweiligen Pflanzen angepasst. Rotes Licht lässt Pflanzen rasch nach oben schießen und eignet sich zum Beispiel für Tomaten. Blaues Licht wiederum lässt Salate buschiger und knackiger werden und steigert deren Gehalt an Antioxidantien und ätherischen Ölen.

Salat von nebenan. „Die Weltbevölkerung wächst weiter, gleichzeitig werden die landwirtschaftlichen Flächen durch Verbauung immer kleiner. Unser Gemüse ist oft mehrere tausend Kilometer unterwegs, bevor es im Supermarkt landet – und Österreich importiert fast die Hälfte seines Gemüsebedarfs“, erklärt Ablinger, weshalb der Indoor- und Gewächshausanbau in der Zukunft immer wichtiger werden wird. „Statt Gemüse von weit her zu holen, könnte man in Neubauten einen zentralen Bereich für Vertical Farming einrichten und das ganze Gebäude mit der Abwärme der Pflanzenbeleuchtung beheizen.“

Stromverbrauch um 75 Prozent mehr pflanzenwirksames Licht als Natriumdampflampen und ist zudem weitaus langlebiger. Wie rasch sich die energieeffiziente Beleuchtung amortisiert, hängt von zahlreichen Faktoren ab, darunter die Betriebsdauer der Lampen, die Art der Abwärmenutzung und die Steigerung der Ernteerträge durch eine optimale Beleuchtung und Klimatisierung.

„Wärme steigt bekanntlich auf. Mit unserer Wasserkühlung können wir die Wärme an der Decke sammeln und damit nicht nur benachbarte Räume, sondern auch eine Fußbodenheizung im Gewächshaus speisen – dadurch geht keine kostbare Energie verloren und das Klima im Anbaubereich wird optimiert“, so Ablinger. „Um die höheren Investitionskosten abzufedern, arbeiten wir derzeit auch an einer Leasing-Variante.“

Kooperationen gesucht. Schon das Antragsschreiben für greenstart habe ihm geholfen, Gedanken zu sammeln, zu hinterfragen und in Form zu bringen, meint Ablinger, lobt die hohe Qualität der Workshops und zeigt sich von der Medienpräsenz im Zuge des Wettbewerbs „schwer beeindruckt“. Auch ein Business Angel aus dem Umwelttechnikbereich hat sich bereits bei Etagrow gemeldet. „Natürlich würden wir uns auch freuen, wenn sich eine Kooperationsmöglichkeit mit einer Klima- und Energie-Modellregion zum Thema Gewächshäuser oder Vertical Farming ergibt“, sagt Ablinger.

 

* Der KEM-Newsletter stellt in den Ausgaben Februar bis April die Top-10 aus greenstart, der Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds, vor.