KEMmts und mochts mit!

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KEM-Managerin im Porträt. Informationsveranstaltungen, Beratungen, Mitmach- und Testaktionen – in der „KEM Nockberge und die Um-Welt“ ist immer etwas los. Dafür sorgt Julia Tschabuschnig – teils mit bewährten, teils mit äußert kreativen Mitteln.

Ein Schreibtisch auf der Straße, eine junge Frau dahinter und eine Menge Plakate – was ist da los? Das war KEM-Managerin Julia Tschabuschnig, die ihr Büro in der Europäischen Mobilitätswoche im September 2019 kurzerhand in den öffentlichen Raum verlagerte. „Ich habe mir gedacht, so komme ich mit Menschen in Kontakt, die ich über das Internet, die Gemeindezeitungen und Regionalmedien nicht erreiche“, schmunzelt Tschabuschnig – und ihr Plan ging auf.

Testangebot und Gutscheine. Wer seiner Neugier nachgab und auf das Freiluft-KEM-Büro zusteuerte, bekam nicht nur Informationen zum Klimaschutz, sondern wurde auch mit Gutscheinen für kostenlose Nockmobil- und Go-Mobil Fahrten belohnt. Parallel dazu konnten bei regionalen Betrieben E-Bikes gratis getestet werden.

Das Nockmobil ist ein Anrufsammeltaxi mit sehr kundenfreundlichen Betriebszeiten – unter der Woche von 8 bis 22 Uhr, freitags, samstags und vor Feiertagen sogar bis 24 Uhr. Seit vergangenem April fungiert das Nockmobil auf Initiative der KEM auch als Zustelldienst für regionale Produkte. Neben dem von lokalen Taxiunternehmen betriebenen Nockmobil ist auch das gemeinnützig betriebene GO-MOBIL in und zwischen Feld am See und Radenthein unterwegs.

Nahversorgung. Ganz im Sinne der Steigerung der regionalen Wertschöpfung und kurzer, klimafreundlicher Wege für Lebensmittel unterstützt Tschabuschnig auch die vergangenen Sommer eröffnete Radlerei. „Wir hatten davor in Feld am See kein einziges Lebensmittelgeschäft“, erläutert Tschabuschnig. „Die Radlerei ist nicht nur Nahversorger, sondern auch Treffpunkt für Einheimische und Gäste, die mit Frühstück und regionalen Schmankerln versorgt werden.“

Bewusstseinsbildung ist ein zentraler Baustein in der Arbeit der KEM-Managerin. Seit Anfang 2019 hat sie zahlreiche Informationsveranstaltungen organisiert, zum Beispiel zu den Themen Photovoltaik, Förderungen für erneuerbare Energie oder zum Ersatz von Ölkesseln. Zusätzlich zu den Bundes- und Landesförderungen gewähren die KEM-Gemeinden Bad Kleinkirchheim und Feld am See ihren BürgerInnen finanzielle Unterstützung für den Heizkesseltausch und die Öltank-Entsorgung. Die Mittel dazu stammen aus dem Projekt „Ölkesselfreie Gemeinden und Städte“ des Landes Kärnten – und auch die dritte KEM-Gemeinde, Reichenau, wird demnächst im Gemeinderat über eine Teilnahme abstimmen.

„Ich bin dazu übergegangen, Veranstaltungen mit mehreren Themen abzuhalten, weil sich dazu mehr Leute einfinden, die dann auch Informationen zu Themen mitnehmen, mit denen sie sich bislang noch nicht so sehr beschäftigt haben“, so Tschabuschnig. Das gelang ihr vergangenen Juli beispielsweise auch bei der Veranstaltung „KEMmts eich informieren!“ in der evangelischen Kirche der Gemeinde Feld am See.

 

Markenzeichen. „KEMmts“, zu Hochdeutsch „kommt“, ist meistens auch das erste Wort, wenn Tschabuschnig zu Veranstaltungen oder Aktionen einlädt. „KEMmts schauen!“ hieß das beim Open-Air-Sommerkino 2019 (2020 musste es leider abgesagt werden). „KEMmts klauben!“ fordert einmal jährlich zum Müllsammeln auf, „KEMmts schaufeln!“ lädt zur kostenlosen Abholung von Kompost ein – und „KEMmts testen!“ lautete der Slogan in der Mobilitätswoche“.

„KEMmts lernen! Ene, mene, muh, Klimaschutz machst du“ ist im laufenden Schuljahr das Motto der Volksschulen Bad Kleinkirchheim und Ebene Reichenau sowie der Mittelschule Nockberge - Patergassen. Auf dem Programm stehen Workshops zu den Themen Klima, Klimawandel, Umweltschutz und erneuerbare Energie sowie Mobilität. Die SchülerInnen werden Klimameilen sammeln und eine Exkursion in den Lerngarten energie:autark nach Kötschach-Mauthen unternehmen. Vergangenen Mai versorgte Tschabuschnig die Bildungseinrichtungen der KEM Nockberge und die Um-Welt mit Obst- und Gemüsepflanzen für das Hochbeet oder den Garten. „KEMmts pflanzen die Pflanzen“ hieß das.

Online-Veranstaltungen. Ihre monatlichen Sprechstunden in den drei KEM-Gemeinden führt Tschabuschnig derzeit telefonisch durch. Nun, in Zeiten des Lockdowns, bündelt sie ihre Kräfte mit den anderen Kärntner KEMs. Am 15. Februar startet eine Serie von gemeinsamen Online-Veranstaltungen. Der erste virtuelle Infoabend widmet sich dem Thema Photovoltaik und der Widerlegung verbreiteter Mythen rund um den Sonnenstrom. Weitere Themen der Veranstaltungsreihe sind Speichersysteme für PV sowie Energiegemeinschaften. Als Experten werden Alexander Simader (KEM Unteres Traisental - Fladnitztal) und Martin Granitzer (Förderungsexperte des Landes Kärnten) Rede und Antwort stehen. Alle Informationen zur Veranstaltungsreihe und die Anmeldelinks findet man unter www.kem-kaernten.at.

Aktive Gemeinden. Alle drei KEM-Gemeinden haben sich zur Umsetzung der Energiebuchhaltung entschlossen, Feld am See bereits vor längerer Zeit. Im Frühjahr soll die KEM ihre erste Schnellladestation erhalten. In der Gemeinde Feld am See wird die Straßenbeleuchtung rund um den Brennsee erneuert.

Der Nockstadl, ein Veranstaltungsgebäude in der Reichenau, erhielt im Oktober des Vorjahres eine netzgekoppelte Photovoltaikanlage (13,86 kWp) samt Batteriespeicher (11,7 kWh). In der Mittel- und Musikschule Reichenau wurde die Stromheizung durch einen Fernwärmeanschluss ersetzt. Heuer sollen auch die Freiwillige Feuerwehr Bad Kleinkircheim und die Therme St. Kathrein Photovoltaikanlagen erhalten.

Soziale Ader. Julia Tschabuschnig absolvierte an der Fachhochschule Kärnten in Feldkirchen ein Studium für sozialwissenschaftliche Berufe. Sie lebt seit 2008 in Feld am See. Ab Ende 2016 arbeitete sie in der KEM Nockberge und die Um-Welt mit und absolvierte währenddessen die Ausbildung zur Energieberaterin und den Klimabündnis-Lehrgang „Kommunaler Klimaschutz“. Anfang 2019 wurde Tschabuschnig KEM-Managerin. In ihrer Freizeit bastelt und näht sie gerne und pflanzt Lebensmittel in ihrem Garten. Vor allem aber liebt sie den Sport: Skifahren, Laufen, Circle-Training – und „heuer leider nicht“ Eishockey.