KEM macht sich für Windkraft stark

Windpark

Die 15 Bürgermeister:innen der KEM Attersee-Attergau haben Mitte November einen offenen Brief an die oberösterreichische Landesregierung unterschrieben, in dem sie um grünes Licht für einen Windpark auf dem Saurüssel, einem Bergrücken im Gemeindegebiet von Straß im Attergau, ersuchen. Die Antwort von Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner fiel enttäuschend für die Gemeindeoberhäupter aus.

Bereits 2013 arbeiteten die Österreichischen Bundesforste gemeinsam mit dem Planungsbüro EWS GmbH einen Projektentwurf für einen Windpark mit zehn Kraftwerken auf dem Saurüssel aus. 2014 fällten die fünf Standortgemeinden – Straß im Attergau, Oberwang, Tiefgraben, Zell am Moos und Weißenkirchen – einen Grundsatzbeschluss für das Projekt. Die Windmessungen hatten gezeigt, dass der Bergrücken „sehr gut für die Nutzung der Windenergie zur Stromerzeugung geeignet ist“. Und der erste Windmasterplan des Landes Oberösterreich, entstanden unter der Ägide des damaligen Energielandesrates Rudi Anschober, wies das Gebiet als Vorrangzone für die Windkraft aus.

Gegenwind. Ab 2014 gab es aber auch Proteste von lokalen Initiativen, und drei der fünf Gemeinden machten im Jahr darauf einen Rückzieher. Straß im Attergau stand weiterhin zum nun verkleinerten Projekt (fünf Windkraftwerke) und beantragte 2016 eine Umwidmung der Flächen, die ihr vom nunmehr schwarz-blauen Land Oberösterreich untersagt wurde. 2017 beschloss die Landesregierung einen neuen Windmasterplan, der keine Vorrangzonen für Windkraft mehr vorsah, dafür aber ausgedehnte „rote Zonen“ – auch im Bereich des Saurüssels. Seither wurde in Oberösterreich lediglich ein einziges Windkraftwerk errichtet, im Herbst 2022 im Windpark Munderfing.

Im Vorjahr initiierte der Verein Energievision Attergau-Mondseeland einen neuen Anlauf für das Projekt und trat an die KEM Attersee-Attergau heran. „Alle 15 Bürgermeister:innen der KEM-Gemeinden erklärten sich bereit, einen offenen Brief an Landeshauptmann Thomas Stelzer, Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner und Energielandesrat Markus Achleitner zu unterschreiben“, erklärt KEM-Manager Bernhard Krug. Darin forderten die Gemeindeoberhäupter, den aktuellen Windmasterplan auszusetzen und den Saurüssel wieder zu einer Vorrangzone zu erklären.

Hohes Potenzial. Dank der technischen Entwicklungen in den vergangenen Jahren könnten mit fünf Windkraftanlagen jährlich rund 60 Millionen Kilowatt Strom erzeugt werden. Das entspricht dem Jahresverbrauch von 38.000 Haushalten (80 Prozent der Einwohner:innen in den 15 KEM-Gemeinden) beziehungsweise rund zwei Drittel der aktuellen Windstromproduktion in Oberösterreich. Damit könnten mehr als 50.000 Tonnen CO2 eingespart werden, was sich auch positiv auf die CO2-Bilanz des gesamten Bundeslandes auswirken würde.

Was neben Klimaschutz und Verringerung der Importabhängigkeit ebenso für das Projekt spricht: Der gesetzliche Mindestabstand zu dauerhaft bewohnten Gebäuden von einem Kilometer könnte leicht eingehalten werden. Außerdem zeigt ein Blick auf die Landkarte, dass das Projektgebiet bereits durch zahlreiche Forststraßen erschlossen ist und die Errichtung des Windparks daher keine größeren Eingriffe in die Natur erfordern würde.

„Getriebener Lobbyismus“. Landeshauptmannstellvertreter Haimbuchner beruft sich in seinem Antwortschreiben auf den bestehenden Masterplan und meint: „Eine Aufweichung dieser Interessen zugunsten anderer, oftmals privatwirtschaftlicher Interessen, sehe ich als Naturschutzreferent und Mitglied der Landesregierung mehr als kritisch. Wir haben 2017 klar definiert, wo etwas möglich sein soll und wo eher nicht. Jetzt diese naturschutzfachlichen Interessen zu kippen, weil es gerade opportun ist, würde ich nicht als verantwortungsvolle Politik der Weitsicht definieren, sondern als eine Politik des getriebenen Lobbyismus.“

Das löst nicht nur bei Krug Kopfschütteln aus: „Der Hauptprojektbetreiber, die Österreichischen Bundesforste, befinden sich zu 100 Prozent im Eigentum der Republik Österreich. Außerdem soll der Windpark teilweise durch eine Bürgerbeteiligung finanziert werden. Persönlich und als  KEM-Manager stehe ich voll hinter diesem Projekt.“ In der nächsten Generalversammlung der KEM Attersee-Attergau werden die Gemeindevertreter:innen ihre nächsten Schritte beraten.