Sonne, Rad und Apfelbäume

KEM Manager

KEM-Manager im Porträt. Er treibt den Ausbau von Photovoltaik- und Speicheranlagen voran und macht seinen Mitbürger:innen Lust aufs Radfahren. Robert Frauwallner, KEM-Manager der Wein- und Thermenregion Südoststeiermark, predigt nicht nur gesunde Ernährung, sondern produziert sie auch.

 

„In allen drei KEM-Gemeinden liegt der Fokus derzeit auf dem weiteren Ausbau der Photovoltaik über das KEM-Investitionsprogramm sowie auf der Blackoutvorsorge“, erklärt Robert Frauwallner. Konkrete Pläne gibt es für 250 kWp PV und die Nachrüstung bestehender Anlagen mit Stromspeichern. In Straden sollen das Gemeindeamt und die Sporthalle – also die Einsatzzentrale und die erste Anlaufstelle für die Bevölkerung in Krisensituationen – mit Speichern ausgestattet werden. In Bad Radkersburg sind Speicher für das Wasserwerk und die Kläranlage geplant.

Sonne und Biomasse. Seit Gründung der KEM Wein- und Thermenregion Südoststeiermark im Jahr 2015 wurden 14 Photovoltaikanlagen auf gemeindeeigenen Gebäuden, Kläranlagen, Wasserwerken und Schulen errichtet – teilweise auch mit Bürgerbeteiligung. Damit konnte die Sonnenstromproduktion der drei KEM-Gemeinden Bad Gleichenberg, Bad Radkersburg und Straden beinahe verachtfacht werden.

Im Vorjahr wurden auch thermische Speicher für die Nahwärmenetze errichtet. „Damit wird Abwärme genutzt – in Bad Gleichenberg von der Holzvergaseranlage und in Bad Radkersburg von der Biogasanlage“, erläutert Frauwallner. „Gleichzeitig wird durch die Speicher die Netzstabilität erhöht, und es steht eine zusätzliche Energiereserve zur Verfügung, falls einzelne Anlagen ausfallen.“ Demnächst soll auch eine Umrüstung der Heizungen in den 17 Feuerwehrgebäuden, die derzeit großteils fossil beheizt werden, erfolgen.

Rauf aufs Rad. Im Bereich Mobilität setzt Frauwallner stark auf den Radverkehr. Denn in der Wein- und Thermenregion eignen sich die touristischen Radwege – vor allem der Murradweg R2 und der Gleichenberger Radweg R45 – auch gut für den Alltagsverkehr. Bad Radkersburg bezeichnet sich selbst gerne als steirische Radhauptstadt. Hier wurden in den vergangenen Jahren die Radwege ausgebaut und zahlreiche Abstellanlagen, Bügel und Radboxen errichtet. Auch in Straden entstand eine überdachte Radabstellanlage. Für alle drei KEM-Gemeinden wurden Radkarten erstellt. In Bad Radkersburg ist ein E-Bike- und Lastenrad-Verleih entstanden.

So konnte Frauwallner guten Gewissens eine Imagekampagne für das Radfahren starten. Er führte Interviews mit Alltagsradfahrer:innen aus der Region und veröffentlichte diese auf Facebook und in den Gemeindezeitungen. Vergangenen Herbst veranstaltete er einen Self-Repair-Workshop, heuer ist ein E-Bike-Kurs geplant.

„Das E-Carsharing wurde in unserer Region leider nicht sehr gut angenommen. Jetzt werden die vier E-Autos vor allem von den Gemeinden Bad Gleichenberg und Straden verwendet, sie können aber nach wie vor ausgeliehen werden“, sagt Frauwallner. In Bad Gleichenberg ist ein E-Nutzfahrzeug für die Grünraumpflege im Einsatz, in Bad Radkersburg ebenfalls – und ein elektrischer Linienbus noch dazu. Die KEM-Gemeinden haben insgesamt sieben E-Lastenräder angeschafft, eine Radservice-Station wurde eingerichtet und mehr als 20 Ladestellen für E-Autos installiert.

Energieeffizienz steigern. In Straden wurden 2021 die Kinderkrippe und das Rüsthaus thermisch saniert. Teilsanierungen gab es in den vergangenen Jahren in der Volksschule Bad Radkersburg, der Musikschule Straden und dem Haus der Vulkane. Größere Sanierungen stehen in den Volksschulen Bad Gleichenberg und Straden sowie in der Mittelschule Bad Radkersburg an. Diese drei Bildungseinrichtungen waren im Schuljahr 2021/22 im Rahmen eines Klimaschulenprojekts auch „Einem nachhaltigen Leben auf den Fersen“.

Das Vorjahr stand mit mehreren Veranstaltungen im Zeichen der gesunden und klimafreundlichen Ernährung. Highlights waren ein Kochkurs mit Jugendlichen, ein Wildkräuter-Wandertag und ein Workshop zum Fermentieren von saisonalem Gemüse. Auch dem Klimawandel im Hausgarten widmete Frauwallner eine Veranstaltung. Ebenfalls sehr beliebt sind die Sommerkinos, die seit 2017 in allen drei KEM-Gemeinden mit umwelt- und klimarelevanten Filmen das Publikum anlocken und inzwischen mehr als 1.000 Besucher:innen verzeichnen können. Im Vorjahr gab es neben dem Film „Achtung Mikroplastik – Wie Kunststoffe alles ruinieren“ in Bad Radkersburg auch eine Premiere: Wolfgang Stradner stellte „Verborgenes Leben an der Mur – Die Heimat der Eisvögel“, seinen Film über den Biosphärenpark Unteres Murtal, vor.

Lokale Vorbilder. Vergangenen November organisierte der KEM-Manager in allen drei Gemeinden Informationsabende zu Energiegemeinschaften und zur Eigenversorgung mit erneuerbarer Energie – und durfte sich über insgesamt 210 Besucher:innen freuen. „Bei jedem Workshop berichteten auch Bürger:innen aus der jeweiligen Gemeinde über ihre eigene grüne Energieversorgung“, so Frauwallner. Ende März ist eine Veranstaltung mit dem Wegener Center zum Thema „Klimawandel in der Südoststeiermark“ geplant. Laufend unterstützt Frauwallner auch die Unternehmen der Region bei der Eigenstromversorgung mit Photovoltaik. Eine Bäckerei beabsichtigt, ihre Backöfen von Erdgas auf Strom umzustellen.

Robert Frauwallner ist in Bad Gleichenberg geboren und lebt mit Frau und seinen 15- und 19-jährigen Töchtern in Straden. Er verfügt über Ausbildungen im Bereich Gebäudetechnik und Energieberatung. So hat er auch das eigene Haus mit PV-Anlage und Stromspeicher sowie mit einer Pellets- und einer Scheitholzheizung ausgestattet. Und zwar so gut, dass sich die Volksschule Straden entschloss, diese Haustechnik auf ihrem Wandertag zu besichtigen.

Grüner Daumen. In seiner Freizeit schwingt sich Frauwallner gerne aufs Rennrad oder Mountainbike. Die Familie besitzt eine Streuobstwiese mit mehr als 20 Apfelsorten und einen Weingarten. So gibt es auch Birnen, Himbeeren, Brombeeren, Marillen, Edelkastanien, Feigen, Zwetschken und vieles mehr zu ernten. Was nicht sofort gegessen wird, verwandelt Frauwallner in Säfte und Schnaps, oder es wird haltbar gemacht. Nun möchte er auch mit der Mostproduktion beginnen. Wohl bekomm's!