KEM Bioökonomie/Kreislaufwirtschaft: Wer wird Schwerpunktregion?

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Melk-Scheibbs, Pongau und Steirisches Vulkanland – diese drei Regionen haben den ersten Teil des zweistufigen Auswahlprozesses erfolgreich absolviert. Nun lädt der Klima- und Energiefonds die Top Drei ein, detaillierte Konzepte auszuarbeiten. Im Herbst fällt die Entscheidung, welche der drei Regionen als Schwerpunktregion Bioökonomie/Kreislaufwirtschaft mit einer Million Euro unterstützt wird.

„Die Ressourcen unseres Planetens sind begrenzt, und dennoch gehen wir damit in vielen Bereichen verschwenderisch und manchmal sogar fahrlässig um. Das geht zu Lasten künftiger Generationen. Es ist höchste Zeit für ein nachhaltiges Wirtschaften und einen bewussteren Lebensstil“, erklärt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer der Klima- und Energiefonds. „Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft sind wesentliche Schlüssel, um unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft auf nachhaltigere Beine zu stellen. Mit der Schwerpunktregion Bioökonomie/Kreislaufwirtschaft möchten wir einer österreichischen Region die Chance geben, all ihre innovativen Ideen zum verantwortungsvolleren Umgang mit Ressourcen in die Tat umzusetzen.“

Aus insgesamt 14 Einreichungen hat die Jury des Klima- und Energiefonds folgende drei Regionen für die zweite Phase des Bewerbungsprozesses ausgewählt:

Vulkanland. 31 Gemeinden mit gut 100.000 EinwohnerInnen umfasst das Steirische Vulkanland. 18 davon sind bereits in einer Klima- und Energie-Modellregion (KEM) aktiv. Knapp die Hälfte der Fläche wird landwirtschaftlich genutzt. Die Land- und Forstwirtschaft bildet auch die Basis für neue Wertschöpfungsketten, von denen auch Energiewirtschaft, Gewerbe, Industrie, Wissenschaft und Forschung sowie Handwerk profitieren sollen.

Das Konzept des Steirischen Vulkanlandes setzt auf eine Diversifizierung der Landwirtschaft, die aktuell vom Maisanbau und der Schweinemast dominiert werden. Eiweißfutter aus der Region soll Sojaimporte aus Übersee ersetzen. Photovoltaik, der Humusaufbau und der Einsatz von Pflanzenkohle werden vorangetrieben. Nachwachsende Rohstoffe sollen innerhalb der Region kaskadisch genutzt werden – zum Beispiel als Bauholz, als Verpackungsmaterial oder als Oberflächenveredelung statt Lacken auf Basis fossiler Rohstoffe. Last but not least ist auch geplant, die Bevölkerung über Peer-Groups zu einem nachhaltigeren Lebensstil zu animieren.

Pongau. Unter dem Titel BIOCON VALLEY PONGAU haben sich die 25 Gemeinden des Bezirks St. Johann im Pongau als Schwerpunktregion beworben. Den etwas mehr als 81.000 EinwohnerInnen stehen nur rund 16 Prozent der Fläche als Dauersiedlungsraum zur Verfügung. Dementsprechend soll die Bioökonomiestrategie in der überörtlichen Raumordnung verankert werden. Re-use und Repair, Sharing von Lebensmitteln und Autos, die Nutzung landwirtschaftlicher Reststoffe von Holz – zuerst als Baumaterial und später als Energiequelle – sind nur einige Stichworte für die neue, aufzubauende Kreislaufwirtschaft.

Kräuterkunde und altes Heilwissen sollen für die Produktion von Medikamenten und Kosmetik genutzt sowie Start-ups und Unternehmensgründungen aus dem Bereich der Bioökonomie gefördert werden. Auch im Tourismus möchte das BIOCON VALLEY das Thema Gesundheit stärken, sanfte Mobilität inklusive. Regionale Produkte und ihren Handel möchte man ebenso voranbringen wie die erneuerbaren Energien. Die zahlreichen Projekte sollen durch umfassende Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden, um die Bewusstseinsbildung der Bevölkerung und der lokalen Wirtschaft zu intensivieren.

GVU Melk-Scheibbs. Die Bezirke Melk und Scheibbs – 58 Gemeinden mit rund 119.000 EinwohnerInnen – haben sich über ihre beiden Gemeindeverbände für Umweltschutz und Abgabeneinhebung (GVU) als Schwerpunktregion beworben. Mehr als 90 Prozent der Fläche wird land- und forstwirtschaftlich genutzt. Zum einen möchte man ein Netzwerk mit allen Stakeholdern und der Bevölkerung aufbauen, digitale und physische Kommunikationsplattformen einrichten und zum anderen eine Innovationswerkstatt ins Leben rufen.

Die organischen Stoffströme sollen erfasst und ein Projekt zur Errichtung einer Demonstrationsanlage, die aus landwirtschaftlichen Reststoffen Biogas erzeugt, konzipiert werden. Das Biogas könnte unter anderem als LKW-Treibstoff im Bereich der Abfallsammlung eingesetzt werden. Eine Projektgruppe will sich der Herausforderung stellen, Klärschlamm von Schadstoffen und Mikroplastik zu befreien und Phosphor rückzugewinnen. Weiters sieht das Konzept einen Musterbauernhof als Role-Model für die Land- und Forstwirtschaft sowie die Etablierung einer Pflanzenkohle-Wertschöpfungskette vor.