In die Schule gehen wörtlich genommen

Schulweg

Ein einfaches und sehr kostengünstiges Projekt aus Imst kann das Mobilitätsverhalten deutlich in Richtung Nachhaltigkeit verändern. Zielgruppe sind Volksschulkinder. Sie sammeln Punkte, indem sie ihren Schulweg zu Fuß zurücklegen. Und für jeden Punkt gibt es zwei Cent für die Klassenkasse.

Fünf Volksschulen in der KEM Energiebündel Imst nahmen im vergangenen Schuljahr am Projekt „Schulweg = Fußweg“ teil, im laufenden Schuljahr sind es bereits acht Schulen mit 505 Schüler:innen. „Ursprünglich stammt das Projekt von ‚Miteinand in Imst‘ und dem Regionalmanagement Regio Imst“, erklärt KEM-Managerin Gisela Egger. „Ich durfte die Projektidee übernehmen und auch weitergeben, und ich freue mich sehr, dass inzwischen vier weitere KEMs* und das e5-Team Pfunds das Projekt ebenfalls umsetzen möchten.“

„Miteinand in Imst“ ist eine Koordinationsstelle der Stadtgemeinde Imst mit ehrenamtlich engagierten Bürger:innen. Im Schuljahr 2018/19 wurde „Schulweg = Fußweg“ erstmals in den Volksschulen von Imst höchst erfolgreich umgesetzt. Rund 80 Prozent der Schüler:innen kamen zu Fuß oder mit dem Bus. Denn ein Eis für alle, ein Kinobesuch, ein Abschlussfest –  oder was auch immer sich die Klassen(-Lehrer:innen) als Belohnung ausgedacht haben – spornen an. Und so malen die Kinder mit Begeisterung ihre Punkte für die klimafreundliche Mobilität auf die zur Verfügung gestellten Plakate. Im Jahr 2020 wurde „Schulweg = Fußweg“ beim VCÖ-Mobilitätspreis mit einem Anerkennungspreis gewürdigt.

Gesundes Abenteuer. Aber natürlich geht es um viel mehr als um Wettbewerb und Belohnung. „Die Kinder machen mehr Bewegung, gehen oft in der Gruppe und haben Spaß“, sagt Egger. „Ich bekomme von allen Dirketor:innen die Rückmeldung, dass deutlich mehr Kinder zu Fuß kommen.“ Im Vergleich zu einer Autofahrt kann man zu Fuß auch viel mehr erleben. Vielleicht eine Katze am Zaun, ein springlebendiges Eichkatzerl oder eine stolz dahinschreitende Krähe?

Punkte gibt es auch, wenn die Kinder mit dem Rad oder Roller in die Schule fahren. Allein dürfen das allerdings erst Zwölfjährige und Kinder mit Fahrradführerschein, den sie meist nicht vor der vierten Klasse erhalten. Aber alle Kinder dürfen in Begleitung von Erwachsenen radeln. Meistens gibt's auch für die Kombi Bus und Beine einen Punkt oder zumindest einen halben. Bei der Punktevergabe können die Schulen großzügig sein – warum nicht beispielsweise auch einen Punkt für die Anreise im elterlichen Lastenrad?

Sicherheitsaspekt. Erstklässler:innen sollten zumindest in der Anfangszeit begleitet werden. „Die Eltern erhalten einen Informationsfolder, und oft wird das Projekt auch bei Elternabenden vorgestellt“, erläutert Egger. „Welche Mobilitätsformen von den einzelnen Schulen empfohlen werden, hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab, zum Beispiel von der Sicherheit der lokalen Geh- und Fahrradinfrastruktur.“

Ihre Auswertungen zeigen, dass die Projektteilnahme in sehr verkehrsbelasteten Gemeinden niedriger liegt. Der Austausch zwischen Lehrer:innen, Eltern und Kindern bietet aber auch die Chance, Gefahrenstellen zu identifizieren, Verbesserungsmöglichkeiten zu finden und diese an die Gemeinde weiterzuleiten. Mehr Sicherheit bringt „Schulweg = Fußweg“ jedenfalls im unmittelbaren Schulumfeld durch die spürbare Reduktion von Elterntaxis. 

Schulstraße. Elisabeth Steinlechner, KEM-Managerin in Landeck, hat das Projekt aus Imst noch nicht umgesetzt, doch die Gemeinde Pfunds wird hier bald den Anfang machen. Steinlechner hat allerdings auf andere Art zu mehr aktiven Schulwegen beigetragen: Auf ihre Anregung hin hat die Stadtgemeinde Landeck auf dem Perjenweg ein temporäres Fahrverbot an Schultagen zwischen 6.45 und 7.45 Uhr verhängt. Diese Straße ist schmal, verfügt über keine Gehsteige und wird von vielen Schüler:innen genutzt. „Jetzt werden die Kinder und Jugendlichen hier nicht mehr durch Elterntaxis gefährdet und sind noch häufiger zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs“, resümiert Steinlechner nach einem Jahr morgendlichem Fahrverbot.

 

* KEM Energiezukunft Thayaland, KEM westliches Mittelgebirge, KEM Inn-Hausruck, KEM Naturparkregion Lechtal-Reutte