Ein erster großer Schritt zum Radnetz

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Im gesamten Innviertel und einem Teil des Hausruckviertels soll innerhalb von zwei Jahren ein Alltags-Radverkehrsnetz entworfen werden. David Wagner, Manager der KEM Mostlandl-Hausruck, hat den Prozess angestoßen, und die benachbarten Regionen schlossen sich rasch an.

In vielen österreichischen Städten und Ortschaften sind in den vergangenen Jahrzehnten Radverkehrsanlagen und Radrouten entstanden. Mancherorts lässt es sich einigermaßen sicher und komfortabel radeln, andernorts ist es noch immer gefährlich und mühsam. Wenn es aber um Wege in die Nachbarorte geht, ist es mit dem sicheren Radelspaß fast überall vorbei – außer man hat das Glück, eine touristische Radroute wie den Trattnachtal-Radweg R17 nutzen zu können. Auf stark befahrenen Straßen mit Tempolimit 100 km/h  in die Pedale zu treten, ist dagegen nur für wenige Radfahrer:innen eine Option.

Großprojekt. Think big ist daher eine gute Idee, wenn man „eine durchgängige, sichere und alltagstaugliche Radinfrastruktur“ schaffen möchte, die nicht unvermittelt an der Gemeindegrenze endet. Im Mittelpunkt steht beim Alltags-Radverkehrsnetz Innviertel-Hausruck die bessere Anbindung von Verkehrsknotenpunkten, Wohnorten, Arbeitsstätten, Bildungseinrichtungen und Freizeitzielen. So soll die Grundlage für ein vermehrtes Umsteigen aufs Rad geschaffen und die Verkehrssicherheit erhöht werden.

Michael Stockinger vom Regionalmanagement Oberösterreich sorgt für die Projektkoordination, Birgit Nadler von nast consulting übernimmt die Projektleitung. Das Projekt startet in der KEM und LEADER-Region Mostlandl Hausruck. Danach folgen die LEADER-Regionen Oberinnviertel-Mattigtal, Sauwald-Pramtal und Mitten im Innviertel beziehungsweise die KEMs Inn-Hausruck, Inn-Kobernaußerwald, Klimazukunft Mattigtal und Klimazukunft Oberinnviertel.

Input von Gemeinden und Bevölkerung. Es werden alle Gemeinden der Bezirke Grieskirchen, Braunau, Schärding und Ried im Innkreis in den Planungsprozess einbezogen – bis auf zwei, die weder einer KEM noch einer LEADER-Region angehören. „Aber natürlich werden bestehende Radverkehrsnetze dieser beiden Gemeinden in den Planungen mitberücksichtigt“, erläutert David Wagner.

In seiner KEM starteten Ende März die ersten Workshops, in denen sich die Vertreter:innen von jeweils vier bis sechs Gemeinden mit den Planer:innen austauschen. Nicht nur Bürgermeister:innen, Radverkehrsbeauftragte, KEM- und  Regionalmanager:innen, sondern auch „radaffine Bürger:innen“ sollen dazu eingeladen werden. „Die Menschen, die vor Ort Rad fahren, wissen letztlich am allerbesten, wo der Schuh auf Alltagswegen drückt“, so Wagner. Im Juni starten die ersten Workshops im Bezirk Braunau.

Langer Weg. Problemstellen werden gesammelt, bestehende als Radweg nutz- oder adaptierbare Wege gesucht und die wichtigsten Quellen und Ziele des Radverkehrs analysiert. Aus den Ergebnissen von Workshops und Untersuchungen sowie bereits vorliegender Ausbaupläne einzelner Gemeinden entwickelt das Projektteam eine vorläufige Planung. Diese wird anschließend in einem zweiten Workshop diskutiert, konkretisiert und überarbeitet. In zwei Jahren soll die fertige Planung für das gesamte Alltags-Radverkehrsnetz Innviertel-Hausruck abgeschlossen sein.

„Damit ist natürlich noch kein einziger Meter Radweg gebaut“, bedauert Wagner. „Doch die Gemeinden verfügen dann über eine fertige Planung und erhalten Unterstützung bei der Fördereinreichung.“ Eine Prognose, wie lange die Umsetzung dauern wird, traut er sich angesichts der angespannten Finanzsituation in den Gemeinden nicht abzugeben. „Aber wenn Bauarbeiten an einzelnen Straßenabschnitten anstehen, dann sollte der Radverkehr künftig unbedingt mitbedacht werden.“

Großes Potenzial. „Die letzte Verkehrserhebung in unserer Region hat einen Anteil von über 70 Prozent für den motorisierten Individualverkehr ergeben. Das Alltags-Radverkehrsnetz würde den Menschen hier eine echte Alternative zum Auto bieten. Sie können damit Geld sparen und gleichzeitig etwas für ihre Gesundheit tun“, fasst Wagner zusammen. Durch jeden mit dem Rad statt mit dem Auto zurückgelegten Kilometer lassen sich zudem etwa 175 Gramm CO2 vermeiden. Allein jene 43.500 Radfahrer:innen, die im Vorjahr nicht nur 34 Millionen Kilometer auf dem Sattel absolviert haben, sondern diese auch bei Österreich radelt eintrugen, verringerten  gemeinsam den CO2-Ausstoß um fast 6.000 Tonnen. Und jedes erst gar nicht gekaufte neue Auto spart auf einen Schlag gleich 10 bis 17 Tonnen CO2, die im Zuge der Produktion emittiert werden (vgl. Umweltbundesamt 2021).