Strom hat doch ein Mascherl

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Monika Forster, KEM-Managerin der Energieregion Vorderwald, hat nicht nur eine flächendeckende regionale Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft auf die Beine gestellt, sondern gemeinsam mit ihrem Team auch eine Marke kreiert – den Wälderstrom.

Das Thema Energiegemeinschaft beschäftigt Monika Forster und ihre KEM-Gemeinden bereits seit 2019. Die Fachhochschule Vorarlberg und das Energieinstitut Vorarlberg erstellten Simulationen und Berechnungen. „Es zeigte sich, dass nicht viel Spielraum besteht, um gleichermaßen attraktive Einspeise- und Verbrauchstarife zu gestalten. Unser Ziel war daher, die Verwaltungskosten auf möglichst viele Schultern zu verteilen – also nicht viele kleine lokale EEGs, sondern eine große regionale zu gründen“, beschreibt Forster die Anfänge. Glücklicherweise ist das Versorgungsgebiet des Umspannwerks Vorderwald nahezu identisch mit dem Gebiet der neun KEM-Gemeinden*.

Schritt für Schritt. In der Folge tauschten zunächst Gemeinden untereinander Strom, erst später folgten erste Private, Landwirte und Unternehmen als Mitglieder im Verein EEG Vorderwald. Ende 2024 wurde die Testphase abgeschlossen, und Forster konnte sich um den Markenauftritt kümmern. „Die Idee zum Wälderstrom hatte mein früherer Kollege im Energieinstitut, Willi Schader. Aber es gibt bei uns das Wälderbähnle, das Wälderhaus, Wälderpellets,  Wälderhandwerk und so weiter – also lag Wälderstrom für eine regionale EEG eigentlich auf der Hand.“ Und Wälderstrom geht weitaus leichter über die Zunge als Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft Vorderwald.

Seit Februar können nun alle Interessierten – Produzent:innen, Prosumer:innen und Verbraucher:innen – Wälderstrom einspeisen und/oder beziehen. Rund 200 Personen nahmen in Langenegg an der Abendveranstaltung zur Präsentation des Wälderstroms teil. Anfang April zählte die EEG bereits ebenso viele Zählpunkte. PV-Anlagen mit zusammen 1,2 MWp Spitzenleistung liefern Strom.

Sonnenstrom für Wasserversorgung. Mit dabei sind auch die Wassergenossenschaften Sulzberg-Kirchdorf und Hinterberg-Schönenbühl. Die Wasserversorger benötigen jährlich fast 200.000 kWh Pumpstrom – so viel wie etwa 50 Vier-Personen-Haushalte. Sie lassen ihre Pumpen nun vorzugsweise zu den Tageszeiten mit dem meisten Sonnenstrom im Netz laufen. Auch die Pfarre Sulzberg ist der Wälderstrom-Gemeinschaft beigetreten. Sie setzt schon lange auf Nachhaltigkeit und hat selbst PV-Anlagen errichtet sowie Elektroautos angeschafft.

Monika Forster wird weitere Veranstaltungen organisieren und den Wälderstrom nicht nur vermarkten, sondern auch weiterentwickeln. Mangels Wind- und Kleinwasserkraft im Vorderwald würde sie sich freuen, ein Biogaskraftwerk (oder beide in der Region vorhandenen) mit ins Boot zu holen. Dann gäbe es auch Wälderstrom am Abend und in der Nacht. Ein weiteres Augenmerk liegt darauf, Strom in der Gemeinschaft dann zu verbrauchen, wenn er im Überfluss vorhanden ist: zum Beispiel, indem bestehende Warmwasserspeicher der Nahwärmenetze, Hochbehälter der Wasserversorgung oder Elektrofahrzeuge dafür genutzt werden.

Neue Webplattform. Wer Mitglied werden möchte, kann dies nun einfach online unter www.waelderstrom.at. Für eingespeisten Strom gibt es aktuell 9 Cent, Verbraucher:innen zahlen 11 Cent. Bis zu 20.000 kWh Einspeisung und/oder Verbrauch beträgt der jährliche Mitgliedsbeitrag 20 Euro. Für die Abrechnung sorgt ein privates Dienstleistungsunternehmen, und die Finanzverwaltung Vorderwald – eine Mitte 2021 gegründete Kooperation der Gemeinden –  übernimmt die  Buchhaltung.

* Doren, Hittisau, Krumbach, Langen bei Bregenz, Langenegg, Lingenau, Riefensberg, Sibratsgfäll und Sulzberg

Weitere Informationen:
Energieregion Vorderwald
Wälderstrom