Aktiv zur Schule

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In der KEM „Nockberge und die Um-Welt“ legen im laufenden Schuljahr mehr als 100 Volksschulkinder ihren Schulweg zu Fuß zurück. Verantwortlich dafür ist der Pedibus, den KEM-Manager Ernst Egger gemeinsam mit Direktorinnen und Eltern auf die Beine gestellt hat. Andernorts wird auch das Radeln zur Schule immer beliebter.

Beim Pedibus* legen Kinder im Volksschulalter oder im letzten Kindergartenjahr den Schulweg gemeinsam zurück, zunächst in Begleitung von Erwachsenen – und sobald diese es ihnen zutrauen, auch ohne Aufsicht. Die Eltern suchen den sichersten Weg und die „Haltestellen“ aus, wo auf andere Kinder gewartet wird. Eltern und Bildungseinrichtung vermitteln die Verhaltensregeln im Verkehr. Und am Ende des Schuljahres gibt es für alle, die besonders fleißig zu Fuß unterwegs waren, eine kleine Belohnung.

Alt, aber gut. Die Hintergedanken dabei liegen auf der Hand: Elterntaxis werden eingespart und die Verkehrssicherheit im Schulumfeld steigt. Die Kinder bewegen sich, haben unterwegs Spaß miteinander – Aber geschubst wird nicht! – und kommen meist munterer in der Schule an als ihre chauffierten Klassenkolleg:innen. Jeder substituierte Autokilometer dient dem Klimaschutz. Das Konzept „Walking Bus“ stammt aus dem Jahr 1991 und wurde vom Australier David Engwicht entwickelt. Rasch breitete es sich im englischsprachigen Raum aus. Um die Jahrtausendwende herum wurde die Idee auch in Deutschland, Frankreich und der Schweiz aufgegriffen.

Zahlreiche Umwelt- und Mobilitätsorganisationen, aber auch staatliche Stellen trugen und tragen zur Verbreitung des Pedibus bei, zum Beispiel der VCS Verkehrs-Club der Schweiz, das Klimabündnis oder klimaaktiv. Zu Beginn des aktuellen Schuljahres rückte  Tirols Mobilitätslandesrat René Zumtobel persönlich aus, um Kindern und Eltern zum 15-jährigen Jubiläum des Pedibus in Absam zu gratulieren. 30 Tiroler Volksschulen und Kindergärten betreiben aktuell eine oder mehrere Pedibus-Linien (vgl. MeinBezirk).

Teambuilding. Ernst Egger, Manager der KEM Nockberge und die Um-Welt, griff das Konzept auf und setzt es nun erfolgreich in seiner Region um. In Kärnten ist es laut Egger erst das zweite Pedibus-Projekt nach der Volksschule Keutschach am See. Seit Herbst 2024 sind an jedem Schultag rund 50 Kinder „fahrplangemäß“ zur Volksschule Feld am See und 60 Kinder zur Volksschule Ebene Reichenau unterwegs. Letztere liegt an einer gefährlichen Kurve, weshalb Egger gemeinsam mit den Eltern einen sicheren Umweg austüftelte. Vorab gab es selbstverständlich je eine Infoveranstaltung an den beiden Schulen. Der schwierigste Teil von Eggers Arbeit war wohl, den Eltern die Ängste vor dem gefährlichen Fußweg zu nehmen.

„Die Kinder sind sehr motiviert und kleben die Sticker zur Bestätigung ihrer Teilnahme mit Begeisterung in ihre Sammelpässe ein“, freut sich Egger. Er kann das gut beurteilen, denn er begleitet die Kinder immer wieder – manchmal mit seinem Hund, was besonders gut bei den Pedibus-Fahrgästen ankommt. Sind keine Erwachsenen mit dabei, erhalten ausgesuchte Viertklässler:innen den Auftrag, auf die Gruppe aufzupassen. „Sie bekommen auch eine Verkehrskelle, mit der sie wie Schülerlotsen agieren können. Das ist natürlich eine große Sache“, spricht Egger einen weiteren positiven Aspekt des Projekts an: Kinder lernen Selbstständigkeit und Verantwortung. Auch das Gemeinschaftsgefühl werde gestärkt, meint Volksschulleiterin Gabriela Alitsch, die das Projekt von Anfang an begleitete.

Per Rad zur Schule. Der Pedibus hat in den vergangenen Jahren ein Geschwisterchen bekommen, den Bicibus (auch VeloBus genannt). Ausgehend von Spanien begleiten immer mehr Menschen in Europa ihre Kinder mit dem Fahrrad zur Schule – vielerorts einmal pro Woche, mancherorts auch täglich. Die Radlobby hat die Idee nach Österreich geholt und Bicibus-Gruppen in mehreren Wiener Bezirken, in Graz und im burgenländischen Breitenbrunn ins Leben gerufen.

Bereits 2013 wurde BIKEline mit dem Staatspreis Mobilität ausgezeichnet. Auch hier radeln Kinder und Jugendliche entlang festgelegter Strecken und mit Haltestellen gemeinsam zur Schule. Dabei gibt es nicht nur schulintern, sondern auch österreichweit einen Wettbewerb. Knapp 1.400 Schüler:innen aus 41 Mittelschulen und Gymnasien nahmen im Schuljahr 2023/24 teil und schafften gemeinsam fast 200.000 Radkilometer auf ihren Fahrten zu den Bildungseinrichtungen.

Vorlagen. Die genannten Institutionen und Organisationen liefern nicht nur das Know-how, wie man Projekte zur aktiven Schulmobilität ins Leben rufen kann, sondern stellen oft auch Materialien zur Verfügung: vorformulierte Briefe an die Eltern(vereine), Warnwesten und Signalkelle, Sammelpässe und Sticker, Vorlagen für Haltestellen und Plakate und vieles mehr (siehe Linkliste). 

* Der Pedibus wird je nach Region auch als Bus mit Füßen, Schulbus zu Fuß, Bus auf Beinen oder Walking Bus bezeichnet. Und manche Schulweggruppen geben sich eigene Namen wie die coolen Cookies in Kritzendorf.

Weitere Informationen:
KEM Nockberge und die Um-Welt

VCS Pedibus
klimaaktiv Pedibus
klimaaktiv-Handbuch Pedibus und Velobus
Klimabündnis Österreich: Pedibus
Radlobby: Bicibus
BIKEline
Europäische Mobilitätswoche: Aktiv in die Schule