Es wird wärmer, was nun?

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Österreich ist von der globalen Erwärmung besonders stark betroffen, und der Klimawandel hat schon bisher massive Schäden verursacht. Um das 1,5°C-Ziel zu erreichen, bedarf es massiver Anstrengungen beim Klimaschutz. Es braucht aber auch Strategien, wie mit den Folgen des Klimawandels umzugehen ist – sei es in der Landwirtschaft, beim Hochwasserschutz oder im Tourismus. 23 neue Klimawandel-Anpassungsregionen (KLAR) stellen sich diesem Problem, analysieren die regionalen Gefahren und entwickeln passende Konzepte. 

Die Auswirkungen des Klimawandels sind vielfältig und regional sehr unterschiedlich: Etliche Regionen leiden unter extremer Dürre und Waldbrandgefahr, andere haben verstärkt mit Überschwemmungen, Muren- und Lawinenabgängen zu kämpfen. Ernteausfälle oder Schädlingsbefall werden immer wahrscheinlicher, wenn das Wetter im Zuge der globalen Erwärmung „verrückt“ spielt. Und überall dort, wo das Schigebiet nicht bis ins Hochgebirge reicht, ist künftig mit grünen Pisten statt verschneiter Hänge zu rechnen.

Regionale Lösungen finden. „2016 war das dritte Jahr in Folge mit globalen Temperaturrekorden“, erinnerte Umweltminister Andrä Rupprechter am 16. Mai anlässlich einer Pressekonferenz zur Vorstellung der 23 neuen Klimawandel-Anpassungsregionen. „Wir müssen neben dem internationalen Kampf gegen den Klimawandel auch in Österreichs Regionen mit konkreten Maßnahmen und maßgeschneiderten Lösungen den steigenden Schäden  entgegenwirken.“

Diese Maßnahmen und Lösungen kommen aus den Regionen selbst. 26 von ihnen haben sich als Klimawandel-Anpassungsregionen beworben, 23 wurden von einer Fachjury bewilligt. „In der Phase eins der KLAR geht es darum, das Bewusstsein für die Gefahren vor Ort zu schärfen, diese zu erkennen und gemeinsam mit Fachleuten regionale Lösungen zu entwickeln. Diese konkreten Anpassungskonzepte geben den Gemeinden eine gute Entscheidungsgrundlage für künftige Investitionen“, erläuterte Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds.

Umsetzung ab 2018. Diese erste Konzeptphase wird vom Klima- und Energiefonds mit bis zu 40.000 Euro pro KLAR unterstützt. Gleichzeitig stehen den Regionen ExpertInnen des Umweltbundesamts und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik zur Verfügung. In einer zweiten Phase – ab Anfang 2018 – soll es dann an die Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen gehen. Diese werden laufend evaluiert und gegebenenfalls adaptiert.

Chancen nutzen. „Prognosen für den Pongau gehen davon aus, dass die Durchschnittstemperaturen in unserer Region bis 2040 im Vergleich zu 1980 um 2 bis 2,8° C steigen werden“, berichtete Cathrine Maislinger, Geschäftsführerin des Leader-Vereins Lebens.Wert.Pongau., aus der neuen KLAR Pongau. „Bei uns spielt der Tourismus eine zentrale Rolle, vor allem der Wintertourismus. Als Klimawandel-Anpassungsregion haben wir nun die Möglichkeit, uns umfassend mit den Veränderungen durch den Klimawandel zu befassen – mit den Gefahren, aber auch mit den Chancen. Eine dieser Chancen könnte im Sommertourismus liegen.“

Das Betätigungsfeld für die KLAR ist breit. Hier nur einige Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen:
Gesundheit: Frühwarnsysteme bei hoher Hitzebelastung, Monitoring-Systeme zu klimabedingten neuen Krankheiten, Anpassung von Notfallplänen

Wasserwirtschaft: effizientere Nutzung von Wasserressourcen, Verbesserung des Hochwasserschutzes, Errichtung überregionaler Wasserversorgungseinrichtungen

Landwirtschaft: Veränderung der Aussaattermine, Anbau standortgerechter und widerstandsfähiger Sorten mit höherer Klimatoleranz, boden- und wasserschonende Bewirtschaftungsformen, Anpassung des Versicherungssystems, ausreichende Wasserversorgung in der Tierhaltung

Forstwirtschaft: Erhöhung der Baumarten- und Strukturvielfalt, Anpassung der Baumartenempfehlung nach geänderten Klimabedingungen, Förderung eines naturnahen Waldbaus, verstärktes Monitoring von Schadorganismen

Tourismus: Berücksichtigung des Klimawandels in Tourismusstrategien, Flexibilisierung und Diversifizierung der Angebote, Entwicklung regionaler Strategien für nachhaltigen Tourismus, Schaffung von wetter- und vor allem schneeunabhängigen Angeboten

Bauen und Wohnen: an höhere Sommertemperaturen angepasste Gebäudeplanung und Gebäudetechnik, Einsatz von höher belastbaren Baustoffen gegenüber extremen Witterungsereignissen, Freihaltung von hochwassergefährdeten Bereichen

Energie: thermische Sanierung von Gebäuden, dezentrale und unterschiedliche Erzeugungsstrukturen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit, Ausarbeitung von Strategien zur Vermeidung von Engpässen

Raum- und Siedlungsentwicklung: sparsamer Umgang mit der Ressource Boden, Bodenentsiegelung, Anpassung bestehender Raumordnungsinstrumente an geänderte Klimabedingungen, Verbesserung des städtischen Kleinklimas durch Schaffung von Grünräumen