... kommt von irgendwo ein Lichtlein her

3 Portrait Moser

KEM-Managerin im Porträt. Andrea Moser strahlt. Im Mai hat ihre Klima- und Energie-Modellregion (KEM) „Das ökoEnergieland“ den Ehrenpreis beim Energy Globe Burgenland abgeräumt. Ihr 50-Dächer-Programm zum Ratenkauf von Photovoltaik-Anlagen ist angelaufen. Auch die Burg Güssing im Herzen der KEM strahlt – und zwar in sehr flexiblem und energieeffizientem Licht.

Gleich zweimal nominiert wurde die KEM beim Energy Globe Burgenland, einmal für ihre Gesamtleistung, einmal für das Klimaschulenprojekt „Alles im Überfluss!?“. Die Kinder der Volksschulen Großmürbisch, Heiligenbrunn, Inzenhof und Güssing beschäftigten sich altersgerecht mit ihrem Konsumverhalten, mit Energie und dem Thema Regionalität. „Die PädagogInnen entwickeln die Themen weiter und werden ihnen auch künftig im Unterricht einen hohen Stellenwert einräumen“, erklärt Andrea Moser. Heuer hat sie ein weiteres Klimaschulenprojekt mit den Schwerpunkten Energieeffizienz und Energiesparen eingereicht.

50 neue PV-Anlagen. Das Angebot des 50-Dächer-Programms der KEM ökoEnergieland ging im Vorjahr sprichwörtlich weg wie die warmen Semmeln. Daher legte Moser das Programm heuer erneut auf. Wer im ökoEnergieland wohnt, kann sich bis 30. Juni unter office@oekoenergieland.at anmelden, um eine private 3,5 kWp-Photovoltaikanlage für das eigene Hausdach auf Raten zu erwerben. Dabei handelt es sich um einen monatlichen Fixbetrag von rund 50 Euro auf 12 Jahre. 25 InteressentInnen gibt es bereits.

„Wir haben das Ratenkaufmodell gewählt, da die Entscheidung für den Kauf einer Photovoltaikanlage oft an der Finanzierung scheiterte“, so Moser. „Allerdings haben sich im Vorjahr auch einige Haushalte entschlossen, die Anlage doch gleich vollständig zu bezahlen, wodurch mehr Anlagen als geplant errichtet werden konnten.“ Gegen Aufzahlung ist auch heuer die Installation einer größeren Anlage möglich. Die KEM übernimmt die Förderabwicklung, regionale Banken die Finanzierung. Die Arbeiten werden von regionalen ElektrikerInnen ausgeführt.

„Wir haben in der Region im Wesentlichen nur zwei erneuerbare Ressourcen: die Biomasse und die Sonne“, sagt Moser. Lag der Fokus zu Beginn der KEM vor knapp zehn Jahren vor allem auf der Nutzung der Biomasse, verlagerte sich der Schwerpunkt in den vergangenen Jahren auf die Sonnenenergie.

Begonnen hat der forcierte Ausbau der Photovoltaik (PV) im ökoEnergieland mit dem Angebot eines Bürgerbeteiligungsmodells. Damit konnten bereits neun Anlagen mit einer Gesamtleistung von 395 kWp errichtet werden. Die größte PV-Bürgerbeteiligungsanlage der KEM hat eine Leistung von 170 kWp. Zudem wurden alle fünf Kläranlagen der KEM  mit PV-Anlagen ausgestattet (zusammen 130 kWp). Nun sollen die drei Fernwärmeanlagen folgen. „Gemeinsam mit der von KEM-Manager-Kollegen Patrick Wagenhofer privat installierten 1,34 MWp-Anlage in Strem konnten wir insgesamt schon rund 2,5 MWp Photovoltaik ans Netz bringen“, so Moser. „Das macht mich schon ein wenig stolz.“

Sanfter Tourismus. Im Zuge des ökoEnergietourismus hat die Region eigene Guides ausgebildet, die den Gästen die genaue Funktionsweise jeder Biomasse-, Biogas- und Solaranlage im ökoEnergieland erklären können. In Strem übernimmt bisweilen sogar Bürgermeister Bernhard Deutsch die Führungen. Doch im Lauf der Zeit nahm die Zahl der Konferenz- und BesichtigungstouristInnen ab.

„Heute sind die Gäste nicht mehr so sehr an der damals brandneuen Technologie interessiert, sondern wollen wissen, wie uns die Umsetzung in den Gemeinden gelang. Wir haben unser Tourismusangebot nun auch um Exkursionen in verschiedene Natur- und Kulturräume erweitert und können damit nun wieder steigende Gästezahlen verbuchen“, freut sich Moser. So werden die Gäste beispielsweise zu den seltenen Schachblumen ins Naturschutzgebiet Heiligenbrunn oder zu den Grasmücken und Neuntötern auf dem Tobajer Kogel geführt.

Weitere Schwerpunkte setzt die KEM-Managerin in den Bereichen Energieeffizienz von öffentlichen Gebäuden und Anlagen, E-Mobilität und Bio-Erdgas-Mobilität sowie Bewusstseinsbildung. Im etablierten „ökoEnergielandbüro“ bietet die KEM Beratungen für Gemeinden, Private und Betriebe an.

Erhellende Erfolge. In neun der 19 KEM-Gemeinden* konnte in den vergangenen Jahren die Straßenbeleuchtung vollständig auf LED umgerüstet werden. Jene Gemeinden, die vor nicht allzu langer Zeit auf die Vorgängertechnologie Natriumdampflampe gesetzt haben, stellen nun sukzessive auf LED-Leuchten um, wenn bestehende Leuchten ausfallen.

Das ökoEnergieland profitiert aber auch von EU-Projekten, die Moser und ihre KollegInnen vom Europäischen Zentrum für erneuerbare Energie (EEE) an Land ziehen. Im Rahmen des Projekts „Dynamic Light: Dynamic, Intelligent & Energy Efficient Urban Lighting“ wurden in Güssing bedarfsorientierte Beleuchtungssysteme nicht nur vorgestellt, sondern auch gleich umgesetzt. Der Aufgang zur Burg Güssing leuchtet nun auf Sparflamme, es sei denn, das Radar erkennt BesucherInnen und schaltet auf volle Leistung. Dank der RGB-Farb-LEDs kann der Weg nach oben bei Events in jeder beliebigen Farbe erstrahlen. Die Fassade der Burg wird bereits seit 2017 mit LEDs beleuchtet.

„Die Radar-Technologie könnte künftig auch in der öffentlichen Beleuchtung eine wichtige Rolle einnehmen, um einen weiteren Effizienzschritt zu setzen“, meint Moser. Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass im Rahmen des Merlon-Projekts der EU in Güssing einer der größten Batteriespeicher Österreichs entstehen soll.

Gut zu Fuß. Andrea Moser besuchte eine Höhere Lehranstalt für Tourismus und absolvierte an der FH Pinkafeld ein Bachelor-Studium für Energie- und Umweltmanagement sowie ein Master-Studium für Nachhaltige Energiesysteme. Sie stammt aus Jabing und hat sich gemeinsam mit ihrem Partner und drei Windhunden in Litzelsdorf niedergelassen. Und wenn dann wieder mal Zeit ist, geht es mit dem Wohnwagen zu erwandernswerten Zielen in Österreich. Mit drei Windhunden ist schließlich Kondition gefragt.

 

* Badersdorf, Bildein, Deutsch Schützen-Eisenberg, Eberau, Gerersdorf-Sulz, Großmürbisch, Güssing, Güttenbach, Heiligenbrunn, Heiligenkreuz im Lafnitztal, Inzenhof, Kleinmürbisch, Kohfidisch, Moschendorf, Neuberg im Burgenland, Neustift bei Güssing, St. Michael im Burgenland, Strem und Tobaj.