Unser Klima – deine Zukunft

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KEM-Manager im Porträt. Das Retzer Land startet gleichzeitig als Klima- und Energie-Modellregion (KEM) sowie als Klimawandelanpassungs-Modellregion (KLAR). KEM- und KLAR-Manager Gregor Danzinger kreierte daraus die Dachmarke „UNSER KLIMA Retzer Land“. Schon vor Beginn der Umsetzungsphase baute er seine Kommunikationskanäle auf.

Das Retzer Land gehörte mit durchschnittlichen 450 bis 500 Millimeter Niederschlag schon immer zu den trockensten Regionen Europas. Im Vorjahr führte die Dürre zu massiven Problemen in der Landwirtschaft, und auch heuer im Frühling gab es kaum nennenswerte Regenfälle. Den Borkenkäfer freut das, die Menschen der Region, die Wirtschaft und die Politik machen sich zunehmend Sorgen. Auch um den für die Region wichtigen Grünen Veltliner. Der verliert langsam seine charakteristische Säure. Wird das Weinviertel zur Rotweinregion?

Full House. So stieß Gregor Danzinger bei seiner Auftaktveranstaltung im Jänner, der KLIMA-GALA, auf großes Interesse. Weit über 350 BesucherInnen drängten sich im Retzer Stadtsaal. Landtagspräsident Karl Wilfing gab sich die Ehre, der ORF-Moderator Gerhard Maier führte durch den Abend. Sektionschef Jürgen Schneider (BMK) umriss die klimatischen Herausforderungen, Sybille Chiari von der Boku die möglichen Lösungen dazu. Auch die Facebook-Seite UNSER KLIMA Retzer Land hat bereits über 400 Likes. Die Website ist bereits eingerichtet und wird bis Mitte Juni von Danzinger und seiner Assistentin Stefanie Leitner umfassend relauncht. „Die Leute sind jetzt gespannt darauf, dass es so richtig losgeht“, sagt Danzinger.

„UNSER KLIMA beruht auf zwei Säulen, dem Vorbeugen und dem Anpassen“, erklären Danzinger und Leitner nicht nur auf dem Podium und schriftlich, sondern auch in kurzen Videos. „Wir wollen in unserem öffentlichen Auftritt in erster Linie ein positives Zukunftsbild vermitteln und die Chancen für unsere Region aufzeigen, die sich durch verstärkte Nutzung erneuerbarer Energie und den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und Mobilität ergeben“, sagt Danzinger.

Sonnenstrom. Als erstes möchte der KEM-Manager eine umfassende Photovoltaikoffensive starten: Mindestens ein öffentliches Gebäude pro KEM-Gemeinde* soll als Sonnenkraftwerk dienen. Dazu setzt Danzinger auf Bürgerbeteiligung. Parallel dazu plant er gemeinsam mit eFriends die Bildung einer lokalen Energiegemeinschaft. Über deren Strommarktplatz können lokale (Photovoltaik-)AnbieterInnen und weitere TeilnehmerInnen Strom untereinander kaufen, teilen oder verschenken. Zur Finanzierung von PV-Anlagen für Betriebe feilt der KEM-Manager an einem Gutscheinmodell. Last but not least möchte er private AnlagenerrichterInnen in Form einer Einkaufsgemeinschaft unterstützen.

Das Thema Photovoltaik soll ebenfalls mithilfe von Videos samt passenden Grafiken vermittelt werden. Beim Thema Mobilität geht es dagegen vorerst um die direkte Kommunikation mit den Gemeinden. „Die Schnellbahn fährt bis Retz, doch die Busse verkehren selten – und außerhalb der Schulzeiten oft auch fast leer“, so Danzinger. „Wir brauchen dringend ein zusätzliches flexibles Verkehrsangebot, das nicht nur Menschen ohne Auto und PendlerInnen zugute kommt, sondern auch dem sanften Tourismus.“

Sanfter Tourismus. Rund 50.000 Nächtigungen weist die Region jährlich aus. Die einen kommen wegen des Weins und der historischen Weinkeller, die anderen wegen Schwarzstörchen, Smaragdeidechsen und Eisvögeln sowie der beeindruckenden Landschaft des Nationalparks Thayatal. Das Nationalparkhaus in Hardegg beherbergt unter anderem die Wildkatzen Frieda und Carlo, verfügt über eine Photovoltaikanlage und bietet BesucherInnen vier Ladestellen für E-Autos an.

„Selbstverständlich ist der Nationalpark ein wunderbarer Kompetenz- und Kooperationspartner für uns“, meint Danzinger, seit kurzem selbst auch Nationalparkranger. „Insbesondere bei unseren Projekten zur Verbesserung der grünen Infrastruktur in Landschaft und Siedlungsräumen.“ So ist etwa beim Gehen Schatten gefragt und den spenden Bäume – und sie verbessern auch das Mikroklima für die AnrainerInnen. Aber welche Baumarten sind die richtigen, um auch in 20, 30 Jahren noch den klimatischen Bedingungen standzuhalten? In Retzbach hat ein Landwirt bereits Olivenbäume gepflanzt. Eine kleine Vorleistung hat auch die Stadtgemeinde Retz in der Siedlung „Im Weinberg“ erbracht. Dort wurde die Straßenraumgestaltung gemeinsam mit den AnrainerInnen geplant, im April wurden Bäume gepflanzt.

Wassermanagement. Im Bereich der Klimawandelanpassung stehen Maßnahmen gegen Dürre ganz oben auf der Agenda. „Wenn es einmal regnet, dann oft auch sehr heftig. Dabei fließt das Wasser sehr rasch ab und reißt Unmengen an Boden mit“, erläutert Danzinger. „Wir benötigen daher Maßnahmen wie angepasste Bodenbearbeitung, Rückhaltebereiche und Versickerungsflächen, damit das Wasser in der Region bleibt und sich auch positiv auf das lokale Kleinklima auswirkt.“

Gregor Danzinger absolvierte die HTL Hollabrunn im Fachbereich Regelungstechnik und arbeitete anschließend drei Jahre lang im Bereich der Automatisierung von Wasserkraftwerken, bevor es ihn an die Universität für Bodenkultur (BOKU) nach Wien zog. 2012 schloss er das Studium Umwelt- und Bioressourcenmanagement ab. Danach  war er zuerst bei Universitätsprofessorin Helga Kromp-Kolb am Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit der BOKU und danach bis Sommer 2019 als Referent für Klima und Energie beim Umweltdachverband tätig.

Wieder daheim. Danzinger stammt aus Retz und ist gerade dabei, nach 15 Jahren in Wien ein neues Zuhause in der Geburtsstadt zu schaffen. Gemeinsam mit seiner Frau, einer Zahnärztin, revitalisiert er einen kleinen alten Winzerhof – unter Rücksichtnahme auf die alte Bausubstanz und den zeitgemäßen thermischen Gebäudestandard. Zumindest wenn er nicht gerade mit seinem Mountainbike die Hügel der Region erklimmt.

 

*Die KEM Retzer Land besteht aus den Gemeinden Hardegg, Pulkau, Retz, Retzbach, Schrattenthal und Zellerndorf.