Energiedetektive leisten Überstunden

1 Klimaschutzpreis junior

Eigentlich hätten sie nur einen Monat lang Energieverschwendung an der Schule aufspüren sollen, dann wurde ein ganzes Semester daraus und nun sogar eine fixe Einrichtung. Auch im nächsten Schuljahr werden wieder Energiedetektive nach einzusparenden Kilowattstunden suchen. Dafür – und für ihre Auseinandersetzung mit den Zusammenhängen zwischen Energieverbrauch und Frieden – wurden die SchülerInnen der Neuen Mittelschule Neukirchen an der Vöckla nun mit dem Klimaschutzpreis Junior belohnt.

Sie waren ziemlich streng, die SchülerInnen der vierten Klassen der NMS Neukirchen. Sie kontrollierten beispielsweise, ob nach der letzten Stunde in allen Klassen die Lichter ausgeschaltet wurden und ob richtig gelüftet wird. So etwas vergisst man nach einem anstrengenden Schultag leicht, aber während des Klimaschulenprojekts „Energie sparen – Frieden bewahren“ konnte man sich da rasch einen roten, traurigen Smiley einhandeln. Nur in der 2A hatten die Energiedetektive nie etwas auszusetzen.

Gemeinsam erfolgreich. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Zwischen Jänner und Mai sparten die SchülerInnen im Vergleich zum Vorjahr 2.561 Kilowattstunden Strom ein. Das entspricht minus 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr oder einer Kosteneinsparung von 480 Euro. „Da hat sich die ganze Schule voi z'sammg'rissen, sonst hätten wir das nicht geschafft“, kommentierte ein Schüler vor der ORF-Kamera.

Der Bürgermeister von Neukirchen, dessen Gemeinde die Energierechnungen zahlen muss, hatte sich bereit erklärt, die SchülerInnen an den Kosteneinsparungen zu beteiligen – und er hat sein Versprechen gehalten. Er bezahlte einen Tischtennistisch und für die Energiesparprofis der 2A gab es zusätzlich 40 NEUKI, also 40 Euro in Form der Gemeindewährung.

Fächerübergreifender Klimaschutz. Der Klimaschutz fand auf vielfältige Weise Eingang in den Unterricht. In Physik wurde mit erneuerbaren Energien experimentiert, in Geschichte die Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Energie, Krieg, Frieden und Migration diskutiert. Einmal pro Woche organisierten die SchülerInnen eine „g'sunde Jause“ mit vorwiegend regionalen Produkten und garantiert frei von Palmöl. Zur Abrundung gab es Exkursionen in den Kraftwerkspark Timelkam, zum Windpark Schernham und zum Solarcampus Eberstalzell. Im Mitmach-Museum Welios konnten mit Solarzellen und Lego E-Cars gebaut werden und im Technologiezentrum Attnang wurde eifrig geradelt, um die Autorennbahn zu betreiben.

Mutter des Erfolgs. Initiiert hat das Klimaschulenprojekt Sabine Watzlik, Managerin der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Vöckla-Ager. „Ich freue mich sehr, dass die NMS Neukirchen mit dem Klimaschutzpreis Junior ausgezeichnet wurde“, so Watzlik. „Aber auch die SchülerInnen und LehrerInnen der anderen am Projekt beteiligten Schulen haben großartige Arbeit geleistet. Natürlich hoffe ich, dass wir – durch diese Auszeichnung bestätigt – auch in den nächsten Jahren noch zahlreiche Klimaschutzprojekte in unseren Schulen umsetzen können.“

Die Volksschule Wolfsegg, Teil desselben Klimaschulenprojekts, wurde ebenfalls für den Klimaschutzpreis Junior nominiert. Auch sie beschäftigte sich ausgiebig mit den Themen Ernährung und Energie, die Kinder bastelten windkraftbetriebene Kräne und beteiligten sich intensiv an der Gestaltung des Planetenwegs. In der Polytechnischen Schule Schwanenstadt nahm das Thema Migration eine wichtige Rolle ein, das auch künstlerisch – in Form einer Fotoserie, Videos und einer Skulptur – verarbeitet wurde. Die NMS Wolfsegg arbeitete unterdessen intensiv an Mode aus Abfall und ihrem Theaterstück „Gurkenglas und Designerkleid“, das am 13. Juni bei der großen Abschlussveranstaltung des Klimaschulenprojekts uraufgeführt wurde. Außerdem widmete das Friedensmuseum Wolfsegg den Ergebnissen des Klimaschulenprojekts eine Ausstellung mit Exponaten aus allen vier Schulen.

Nominierte Projekte. Zum Klimaschutzpreis Junior nominiert war auch die Volksschule Gallneukirchen, die an einem von KEM-Manager Hermann Reingruber ins Leben gerufenen Klimaschulenprojekt der KEM LAG SternGartl-Gusental teilgenommen hatte. Auch hier waren junge Energiespürnasen detektivisch unterwegs. Die Kinder beschäftigten sich unter anderem mit Ernährung sowie Mobilität und brachten das Klimamusical „Eisbär, Dr. Ping und die Freunde der Erde“ auf die Bühne.

Ein ganzes Tal eingesackt. Albert Rinderer, e5-Teamleiter und KEM-Manager im Biosphärenpark Großes Walsertal, war gerade dabei, ein Projekt mit dem Handel zu starten. Doch dann kam die Raggaler Jugend in Form des Jugendteams der Walserbibliothek und wollte mehr – nämlich Plastiksackerl ein für alle Mal aus dem Tal verbannen. Und so sammelten sie Alttextilien, nähten Taschen daraus, animierten ihre Omas, es ihnen gleichzutun, organisierten einen Wettbewerb für flotte Sprüche auf diesen Taschen und bewegten alle GeschäftsinhaberInnen der Region, einen Verzicht auf Plastiktaschen zu unterschreiben.

„Es ist unglaublich, wie viel Schwung die Jugendlichen in unsere Region gebracht und Alt und Jung zur Zusammenarbeit angespornt haben“, freut sich Rinderer. Mag die niedrige EinwohnerInnenzahl bei der Abstimmung zum Klimaschutzpreis Junior ein Nachteil gewesen sein, bei der Auslieferung der 1.500 Taschen an alle Haushalte wird sie derzeit zum Vorteil. Nächstes Jahr, so Rinderer, sollen im Rahmen der KEM weitere „Säckond Hand“-Taschen nachproduziert und so die Nachhaltigkeit dieses Projektes gesichert werden.

Jubel beim Klimafonds. „Ich gratuliere den jungen PreisträgerInnen sehr herzlich und natürlich auch Sabine Watzlik, die bereits drei Klimaschulenprojekte höchst erfolgreich umgesetzt hat“, sagt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. „Ich bedanke mich aber auch bei allen anderen SchülerInnen und LehrerInnen, die in Klimaschulenprojekten ihr Bewusstsein für den Klimaschutz schärfen und oft auch das Bewusstsein von Eltern oder ganzen Regionen.“

Die Klimaschulen sind ein Programm des Klima- und Energiefonds. Die Projekte werden von den ManagerInnen der Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) gemeinsam mit engagierten LehrerInnen geplant und an mindestens drei Schulen der Region umgesetzt. Alle zum Klimaschutzpreis Junior nominierten Projekte stammten heuer aus KEMs, drei  aus Klimaschulenprojekten. In der aktuellen Ausschreibung wurden österreichweit heuer bereits 20 Klimaschulenprojekte umgesetzt, im Herbst starten die nächsten.