Jeder Einkauf zählt

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greenstarter im Porträt. Bewusst einzukaufen ist immer mehr Menschen ein Anliegen. Doch das ist gar nicht so einfach. So landen im Einkaufswagen mitunter Produkte, auf deren Zutaten viele gerne verzichten würden, zum Beispiel Palmöl oder Eier aus Käfighaltung. Das Start-up INOQO entwickelt nun eine App, die solche Fehlkäufe zu vermeiden hilft und KundInnen ein positives Feedback für ihre nachhaltigen Einkäufe gibt.

Jede und jeder einzelne kann viel zum Klimaschutz, zur Erhaltung der Biodiversität und zur Verbesserung von Produktionsbedingungen beitragen. „Allein die Lebensmittelindustrie ist für 26 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich“, erklärt der Entrepreneur Markus Linder. „Aber auch andere alltägliche Kaufentscheidungen haben große Auswirkungen. Das reicht von der Wahl des Stromanbieters bis zum Kauf von Hygiene- und Körperpflegeartikeln.“

Unerwünschte Ingredienzien. Mit den meisten Duschgels kauft man nicht nur Unmengen an Plastik, sondern auch Palmöl. Eine palmölfreie Seife als Ersatz spart nicht nur Abfälle, sondern nimmt auch Druck von Regenwäldern und ihren bedrohten BewohnerInnen. Dass die kalifornischen Mandelmonokulturen wegen des hohen Pestizideinsatzes ganze Bienenvölker sterben lassen, ist bekannt. Dass nun auch Lachse dran glauben müssen, weil die umgebenden Gewässer für die Mandelbäume fast leer gepumpt werden, wissen nur die wenigsten.

„Das Ziel unserer App ist, KonsumentInnen durch Information, aber auch durch Nudging und Gamification dabei zu helfen, ihre Einkäufe mit ihren eigenen Werthaltungen in Einklang zu bringen“, so Linder. „Schon beim Verlassen des Supermarkts erfahren UserInnen, wie viel CO2 sie eingespart oder wie viele Bienen sie durch ihr Kaufverhalten gerettet haben.“

Individuelle Kriterien. Dabei verzichtet INOQO ausdrücklich auf den erhobenen Zeigefinger. Die UserInnen können sich zu Beginn der App-Nutzung ein eigenes Profil erstellen, in dem sie festlegen, welche Aspekte ihnen wichtig sind und welche Inhaltsstoffe sie vermeiden möchten. Zur Auswahl werden eine Reihe an Kriterien aus den Bereichen Klimaschutz, Biodiversität und Gesundheit stehen. Auch soziale Aspekte wie Arbeitsbedingungen werden in die App einfließen.

INOQO arbeitet dazu an einer neuen Technologie, um ein passives Tracking der eingekauften Waren zu ermöglichen. UserInnen müssen also nicht wie die KassierInnen jedes Produkt einzeln scannen oder eintippen. „Mit unserer App können KonsumentInnen die Änderungen in ihrem Einkaufsverhalten nachverfolgen und sie können ihr Profil jederzeit um neue Kriterien ergänzen“, sagt Linder. Sanfte Anstöße dazu wird es über die App und einen Newsletter geben.

Partner für „grüne“ Marken. Finanzieren möchte sich INOQO über AnbieterInnen nachhaltiger Marken. Einerseits bietet die App die Möglichkeit, Zielgruppen mit Werbung punktgenau zu erreichen, anderseits verrechnet das Start-up eine kleine erfolgsabhängige Prämie für die Vermittlung neuer KundInnen. Im Lauf des Jahres soll eine Beta-Testphase starten. Bis dahin suchen Linder und seine Kollegin Hélène Saurais noch nach Unterstützung im Bereich Softwareentwicklung. Auch Firmen, die schon in der Testphase mit ihren Produkten in der App vertreten sein wollen, sind willkommen.

Sehr hilfreich erlebte Linder auch das erste Coaching sowie den Austausch mit anderen GründerInnen im Rahmen von greenstart. Die Teilnahme an der Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds habe außerdem bereits für einige mediale Aufmerksamkeit gesorgt. „Auch die Klima- und Energie-Modellregion sind extrem spannend für uns“, meint Linder. Denn er sucht auch Bundesländer oder Regionen als Launchpartner und Premium-User. „Unsere App wird es möglich machen darzustellen, wie riesig der positive Effekt nachhaltigen Konsums ist, wenn sich ganze Regionen daran beteiligen. Sie wäre also gerade für KEMs ein geeignetes Tool im Bereich der Bewusstseinsbildung.“