KEMs werden nicht allein gelassen

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KEM-QM ist das Qualitätsmanagement für Klima- und Energie-Modellregionen. Seit 2014 werden diese kontinuierlich von KEM-QM-BeraterInnen begleitet. Nach spätestens drei Jahren zeigt ein Audit die Leistungen der Vergangenheit, vor allem aber die Chancen und Potenziale für die Zukunft, auf. Der KEM-Newsletter sprach mit Gregor Thenius von der Österreichischen Energieagentur, der das KEM-QM-Programm im Auftrag des Klima- und Energiefonds leitet.

KEM-QM basiert auf dem Konzept des European Energy Awards, der hierzulande besser als e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden bekannt ist. Über 230 österreichische Gemeinden beteiligen sich an e5 und begeben sich damit in einen internationalen Wettbewerb im Bereich der Energie- und Mobilitätswende. Bei e5 wie bei KEM-QM gibt es eine laufende Betreuung für die teilnehmenden Gemeinden beziehungsweise Regionen sowie ein Audit. Dabei bewerten externe AuditorInnen die erzielten Erfolge, stellen diese jedoch nicht als absolute Werte dar, sondern ermitteln einen Prozentwert, wobei alle denkbar möglichen Klimaschutz-Maßnahmen, die Gemeinden oder KEMs ergreifen können, 100 Prozent bilden.

 

KEM-Newsletter: Herr Thenius, wie sieht die Betreuung der Klima- und Energie-Modellregionen im Rahmen von KEM-QM in der Praxis aus?

Gregor Thenius: Die KEMs werden in der Regel von KEM-QM-BeraterInnen aus ihrem eigenen Bundesland begleitet. Jede KEM muss eine gewisse Stundenzahl an Beratungsleistung zukaufen. Das kann auch schon in der Konzeptphase der KEM erfolgen, was ich absolut empfehlen möchte. Denn so können die Erfahrungen aus anderen Regionen und Gemeinden schon bei der Ausarbeitung der KEM-Maßnahmen einfließen.

KEM-QM basiert auf sechs Handlungsfeldern (vgl. Kasten). Die Modellregionen können sich Coaching in diesen Handlungsfeldern und für das Qualitätsmanagement holen. Auch konkrete Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von KEM-Maßnahmen oder beim Aufbau KEM-interner Strukturen und regionaler Netzwerke ist möglich.

 

Spätestens nach drei Jahren müssen sich KEMs einem KEM-QM-Audit unterziehen. Worauf wird dabei besonders geachtet?

Zunächst wird das Audit von AuditorInnen aus einem anderen Bundesland durchgeführt, um die Unabhängigkeit zu gewährleisten. Im Audit werden dann die Leistungen der KEM in den einzelnen Handlungsfeldern bewertet. Dabei fließen sowohl qualitative als auch quantitative Daten ein. Das Ergebnis wird in Form eines Spinnennetz-Diagramms visualisiert. Insgesamt richtet sich der Blick dabei nicht so sehr auf das Vergangene als auf die Zukunft, also auf die Weiterentwicklung der energiepolitischen Arbeit der Region als Ganzes.

Im Gegensatz zu den e5-Gemeinden vergleichen wir die erzielten Werte bei den Regionen jedoch nicht. Denn die KEMs sind dafür zu unterschiedlich strukturiert, zum Beispiel bei der Anzahl der beteiligten Gemeinden, bei den regionalen Ressourcen oder auch im Ausmaß der Unterstützung der KEM-ManagerInnen durch ihre Stakeholder. Außerdem bildet das KEM-QM-Audit nicht nur die unmittelbaren Maßnahmen der KEM ab, sondern betrachtet auch Leistungen, die von den Gemeinden, der regionalen Wirtschaft und Bevölkerung erbracht wurden oder noch umgesetzt werden könnten.

 

Im Rahmen von KEM-QM wurden 32 Erfolgsindikatoren für KEMs identifiziert. Worum geht es dabei?

Zusätzlich zum Audit müssen die KEMs im Rahmen des Erfolgsmonitorings fünf Indikatoren aus einer Liste von 32 wählen. Es geht darum, erzielte Fortschritte mit Daten zu belegen. Diese Form der Qualitätskontrolle ersetzt seit dem Vorjahr das bisherige Kennzahlen-Monitoring. Die beliebtesten drei Erfolgsindikatoren der KEMs sind auf öffentlichen Gebäuden und mit Bürgerbeteiligung installierte Photovoltaik-Anlagen (in kWp pro 1.000 EinwohnerInnen), die gesamte Photovoltaikleistung pro EinwohnerIn sowie öffentlich zugängliche E-Ladestationen pro 1.000 EinwohnerInnen.

 

Apropos Erfolgsindikatoren: Was macht eine KEM erfolgreich?

Es zeigt sich, dass die Auswahl der KEM-ManagerInnen extrem wichtig ist. Abgesehen von der fachlichen und sozialen Kompetenz sollte diese Person möglichst schon gut in der Region verankert sein. Kommt sie von außen, hat sie es schwerer. Genauso wichtig ist aber die Unterstützung der Regionen für die KEM-ManagerInnen. Es macht einen Unterschied, ob die Gemeinden ihren KEM-ManagerInnen aufgeschlossen begegnen und sie mit Infrastruktur und auch personell unterstützen, oder ob sie die KEM-ManagerInnen allein vor sich hinarbeiten lassen. Die KEM-ManagerInnen haben es bei ihrer Tätigkeit außerdem deutlich leichter, wenn es schon vor der Gründung der KEM regionale Strukturen mit einer entsprechenden Vernetzung gab, sei das nun in Form eines LEADER-Vereins, eines Abwasserverbandes oder sonstiger regionaler Zusammenschlüsse.

 

Was machen die KEMs besonders gut?

Naturgemäß sind die Klima- und Energie-Modellregionen bei jenen Maßnahmen am erfolgreichsten, die sich am besten auf Regionsebene umsetzen lassen. Bahnstrecken  bauen oder Ölheizungen verbieten – dafür sind andere Ebenen zuständig. Was sehr gut funktioniert, ist, durch Vernetzung mit ähnlichem Aufwand deutlich mehr Menschen zu erreichen. Es ist höchst sinnvoll, gemeinsame Investitions- und Bürgerbeteiligungsprojekte umzusetzen und Ressourcen gemeinsam zu nutzen. Nicht jede Gemeinde benötigt zum Beispiel jedes Spezialfahrzeug im Fuhrpark, und natürlich soll auch die Radverkehrsinfrastruktur nicht am Ortsschild enden, sondern die Gemeinden sicher und komfortabel verbinden.

 

In welchen Bereichen gäbe es vielleicht noch Luft nach oben?

Ich höre manchmal, dass bei den KEM-Maßnahmen zu sehr auf Copy and Paste vertraut wird. Natürlich muss nicht jede KEM das Rad neu erfinden, und die Multiplikation von Projekten ist erklärtes Ziel des Klima- und Energiefonds. Doch man sollte bei der Übernahme von Projektideen regionale Aspekte nicht vergessen. Was in einer eher urban geprägten KEM gut funktioniert, muss nicht unbedingt auch am Land klappen und umgekehrt. Und man sollte den Menschen in der Region gut zuhören.