Schau mal, was dein Nachbar macht!

1 Portrait Karl Puchas

KEM-Manager im Porträt. Seit fast einem Vierteljahrhundert widmet sich Karl Puchas mit seiner Lokalen Energieagentur dem Klimaschutz und der erneuerbaren Energie. Seit 2015 tut er dies auch im Rahmen der KEM Wirtschaftsregion mittleres Raabtal. Dabei setzt er auf Bewusstseinsbildung mittels direkter, schriftlicher und audiovisueller Kommunikation – und das höchst erfolgreich.

„Wenn wir unser Ziel, CO2-neutral zu werden, erreichen wollen, müssen auch die Bevölkerung und die Wirtschaft mitmachen“, ist Karl Puchas überzeugt. Daher legt er großen Wert auf die Bewusstseinsbildung. So versendet er im Rahmen seiner PV-Initiative Infoblätter an die Betriebe, in denen er erfolgreiche Projekte von Firmen aus der Region vorstellt und seine Unterstützung bei der Anlagendimensionierung und der Förderabwicklung anbietet. Das zeigt Wirkung.

Sonnenkraft. „In den vergangenen Jahren entstanden mehrere große Photovoltaikanlagen auf Firmendächern“, freut sich Puchas. Im Schlachthof Titz in Rohr an der Raab liefert nun eine Anlage mit 600 kWp Strom für Produktion und Kühlung. Obst Leopold in Studenzen stockte heuer die bestehende 200-kWp-Anlage aus dem Jahr 2012 um weitere 430 kWp auf. Nun werden die frischen, saftigen Äpfel aus der Steiermark mit Sonnenstrom gekühlt.

Im Rahmen des Klimafondsprogramms „Smart Energy Demo“ leitet Puchas das Projekt Feldbatt. Gemeinsam mit der Stadtgemeinde Feldbach, der Energie Steiermark, dem AIT und anderen Partnern soll im Herbst 2021 in einem Feldbacher Gewerbegebiet ein Quartierbatteriespeicher errichtet werden. Dieser wird von einem Kleinwasserkraftwerk und mehreren Photovoltaikanlagen gespeist. Der Speicher mit einer Kapazität von 400 kWh wird es ermöglichen, dass der lokal produzierte Strom vollständig von den angeschlossenen Unternehmen und dem benachbarten Freizeitzentrum verbraucht wird. Gleichzeitig dient der Speicher der Sicherstellung kritischer Infrastruktur im Fall eines Blackouts.

Public Relations. Regelmäßige Pressekonferenzen und Informationsveranstaltungen für die Bevölkerung laden dazu ein, Geld in sinnvolle Maßnahmen wie Heizungserneuerung, thermische Sanierung und Photovoltaik zu investieren. Auch die KEM-Gemeinden* ziehen mit. In Kirchberg an der Raab wurde die Ölheizung des Dorfzentrums durch eine Pelletsanlage ersetzt. In Feldbach läuft derzeit eine umfassende Sanierung des Bauhofs. Statt mit Öl wird künftig mit Fernwärme geheizt. Eine Photovoltaikanlage wird nahezu den gesamten Strombedarf des Bauhofs decken.

Bereits im Jahr 2007 entwickelten die Gemeinden des Steirischen Vulkanlands, zu denen auch die Gemeinden der KEM Wirtschaftsregion mittleres Raabtal zählen, unter maßgeblicher Mitwirkung von Puchas ihre Energievision 2025. 100 Prozent eigene Energie lautet das Ziel. „In den Bereichen Elektrizität und Wärme sind wir nicht mehr weit vom Ziel entfernt“, so Puchas. „Am schwierigsten gestaltet sich wie überall der Sektor Mobilität.“ Doch auch hier blieb der KEM-Manager nicht untätig.

E-Mobilität und Radfahren. Die Hälfte der 18 E-Carsharing-Fahrzeuge von eautoteilen im Steirischen Vulkanland sind in der KEM Wirtschaftsregion mittleres Raabtal im Einsatz. Sie werden von 15 Betrieben und Gemeinden zur Verfügung gestellt. Aktuell steht jedoch die lautlose Mobilität auf zwei Rädern im Fokus. Ein Jahr lang stellt Puchas AlltagsradfahrerInnen in den Gemeindezeitungen, im Newsletter der KEM sowie auf Facebook vor. „Wir haben in der KEM ein relativ gut ausgebautes Radweg- und Radroutennetz – auch zwischen den Gemeinden. Nun wollen wir den Menschen Lust machen, dieses noch stärker zu nützen“, erklärt Puchas.

Lust zur Nachahmung machen auch die inzwischen 23 Videos aus der Serie „Voll Energie im Steirischen Vulkanland“, in der Vorzeigebetriebe aus der Region vorgestellt werden. Zuletzt präsentierte LEA-Mitarbeiterin Denise Strohmaier den Hofladen Hirschmann und den Gemüsebauernhof Flucher-Plaschg-Wonisch in Straden.

Geballtes Know-how. LEA steht für die Lokale Energieagentur in Feldbach, die Karl Puchas im Jahr 1996 gründete und seither leitet. Inzwischen umfasst sein Team 13 MitarbeiterInnen. Puchas absolvierte die HTL Weiz im Fachbereich Maschinenbau und studierte „Energie Autarkie Engineering und Management“ an der Donauuniversität Krems. Zudem absolvierte er zahlreiche einschlägige Ausbildungen – er ist unter anderem Energieberater, diplomierter Energieautarkie-Coach sowie diplomierter Energie- und CO2-Manager. Puchas leitet auch die KLAR mittleres Raabtal und setzte heuer Schwerpunkte in den Bereichen Regenwassernutzung und Bodenschutz.

Karl Puchas ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Seine Freizeit gestaltet er vor allem sportlich: Er ist Obmann eines Tennisvereins und begeistert sich auch für Wandern, Mountainbiken und Skitouren. Privat nimmt er seine Vorbildwirkung ebenfalls ernst und legt seine Wege mit dem Fahrrad oder mit seinem Elektroauto zurück.

 

* Die KEM Wirtschaftsregion mittleres Raabtal umfasst die Gemeinden Eichkögl, Feldbach, Kirchberg an der Raab und Paldau.