Die Lärmschutz-Wende

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Greenstarter im Porträt. Birgit van Duyvenbode und Christina Gobin arbeiten mit ihrem Start-up REEDuce an einer nachhaltigen Lösung für Lärmschutzwände. Statt auf Holzbeton, Aluminium, Plexiglas oder imprägniertes Holz setzen sie dabei auf Schilf, Lehm und Thermoholz.

Eigentlich stammt die Idee zum Produkt von Duyvenbodes Vater. Bereits vor knapp 20 Jahren entwickelte er eine Lärmschutzwand aus Schilf, die im Rahmen eines EU-Forschungsprojekts auf einer Pilotstrecke an der A22 bei Langenzersdorf getestet wurde. „Seine Lärmschutzwände stehen noch immer und befinden sich im Gegensatz zu vielen anderen damals getesteten Produkten nach wie vor in sehr gutem Zustand“, freut sich die Tochter. „Damals gab es sehr viel Gegenwind auf dem heiß umkämpften Markt, doch nun ist die Zeit reif.“

Großes Potenzial. Allein entlang der österreichischen Schnellstraßen und Autobahnen wurden bislang an die 1.500 Kilometer Lärmschutzwände errichtet. Auch an Bahnstrecken, im Umfeld von lauten Industriebetrieben und Supermarktparkplätzen sowie beim privaten Lärmschutz in Form von Gartenzäunen orten die Gründerinnen ein großes Marktpotenzial – nicht nur in Österreich.

„Schilf ist äußerst langlebig und weist sehr gute Werte bei der Schallabsorption auf“, erklärt Duyvenbode. „Die Nachfrage nach langem Schilf ist in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen, eine stärkere Nutzung würde auch dem Naturschutz – konkret vielen bedrohten Vogelarten – entgegenkommen.“ Die Lärmschutzwände selbst dienen als CO2-Senke und bieten verschiedenen Insektenarten Unterschlupf. Und natürlich schützt das Produkt die Bevölkerung vor einem krank machenden Geräuschpegel.

Rundum nachhaltig. Thermoholz, also hitzebehandeltes Holz, ist ebenfalls sehr beständig und bietet eine Alternative zu chemisch imprägniertem Holz, das am Ende seiner Lebensdauer zum Sondermüll wird. Im Gegensatz zu begrünten Lärmschutzwänden fallen auch keine Instandhaltungskosten an. „Kurz, unsere Wände sind auch wirtschaftlich nachhaltig – schon bei der Anschaffung und erst recht durch ihre Langlebigkeit“, so Duyvenbode.

Mit der Unterstützung durch greenstart, die Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds, sind die Gründerinnen sehr zufrieden. Sie freuen sich über die Expertise bei der Entwicklung ihres Geschäftsmodells, über die vielen neuen Kontakte – und zeigen sich überrascht von der großen Reichweite, die durch greenstart generiert wird. Die Gründerinnen sind auch sehr an einem Austausch mit den österreichischen Klima- und Energie-Modellregionen interessiert.

Markteintritt 2022. Aktuell befinden sich die weiterentwickelten Lärmschutzwände in der Patentierungsphase. Noch heuer sollen in Kooperation mit der FH Salzburg und der TU Graz alle akustischen und mechanischen Untersuchungen durchgeführt werden, die für eine Zulassung nötig sind. PartnerInnen zur Erforschung der Auswirkungen auf Insekten, für die Erstellung einer CO2-Bilanz und im Bereich Kreislaufwirtschaft werden noch gesucht. Für Ende des Jahres ist die Firmengründung von REEDuce geplant. Ab Anfang 2022 soll die Produktion – vorerst mit einem Partnerbetrieb – starten.