Es geht um die Wurst

3 Die Pflanzerei

greenstarter im Porträt. Nadina Ruedl und ihre „Pflanzerei – Die vegane Metzgerei“ fühlen sich der heimischen Esskultur verpflichtet – aber auch dem Kampf gegen Klimakrise und Tierleid. Daher möchte das Start-up fleischliche Gelüste mit rein pflanzlichen Produkten befriedigen. Den Anfang macht der Lieblingsimbiss der ÖsterreicherInnen, der Leberkäse.

Wenn Nadina Ruedl an ihre Kindheit in Salzburg zurückdenkt, erfasst sie die Sehnsucht. Unterwegs mit ihrem Vater gehörten eine Leberkäsesemmel oder eine Bosna einfach dazu. Als Erwachsene entschied sie sich bewusst für eine vegane Ernährung, doch mit dem anonymen Angebot von „Ersatzprodukten“ in den Supermarktregalen ist sie alles andere als glücklich. „Es fehlt der Bezug zur regionalen Landwirtschaft und zu heimischen ProduzentInnen – und zahlreiche vegane Produkte enthalten eine riesige Liste von Zusatzstoffen“, sagt Ruedl.

Veganer Imbiss. Als erstes Produkt entwickelt die Gründerin nun gemeinsam mit dem niederösterreichischen Fleischhauer Markus Dormayer veganen Leberkäse in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Möglichst regional sollen die Zutaten – vor allem Erbsen, Erdäpfel, Rote Rüben und Zwiebel – sein, möglichst gering der Anteil an Zusatzstoffen und möglichst köstlich der Geschmack. Derzeit muss Ruedl die Erbsen noch aus Frankreich importieren. „In Österreich werden Erbsen derzeit nur auf etwa 5.000 Hektar angebaut“, so Ruedl. „Das ist viel zu wenig, um in großem Stil vegane Produkte aus österreichischen Rohstoffen herzustellen. Darüber hinaus fehlt es an Strukturen, die eine heimische Verarbeitung erst möglich machen. Gleichzeitig besteht in Österreich beim Fleisch ein enormes Überangebot.“

Foodbike. Im Lauf des September möchte Ruedl eine GmbH gründen. Der vegane Leberkäse soll in einem ersten Schritt bei Veranstaltungen in ganz Österreich mit dem Lastenfahrrad direkt unters Volk gebracht werden – umhüllt von Kaisersemmeln und mit einer Portion Biosenf aus einer Senfmanufaktur – möglichst regional, natürlich und ohne Zusatzstoffe. Dafür sucht die Gründerin MitarbeiterInnen. Im Jänner möchte sie einen Pop-up-Store in Wien errichten und Feinkostläden sowie Fleischhauereien mit ihrem Produkt beliefern. Parallel dazu werden weitere Lebensmittel wie vegane Bratwürste und verschiedene Laibchen kreiert. Während der geschmackliche Unterschied zu Fleischprodukten auf der Zunge kaum spürbar sein soll, fällt jener im Bereich des ökologischen Fußabdrucks deutlich aus: rund 80 Prozent weniger CO2.

„‚Die Pflanzerei – Die vegane Metzgerei‘ möchte niemanden bekehren, aber wir wollen ein Angebot schaffen, das es leicht macht, auch mal zu rein pflanzlichen Produkten zu greifen. So könnte es gelingen, den enormen Fleischkonsum der ÖsterreicherInnen von 62,6 Kilogramm pro Jahr zu senken“, beschreibt Ruedl ihr Credo.

Wichtige Inputs. greenstart, die Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds, erwies sich für die Gründerin als sehr hilfreich bei der Weiterentwicklung ihres Geschäftsmodells. „Wir erhielten wertvolle Inputs von ExpertInnen und werden gut betreut. Der Austausch und die Vernetzung mit anderen Start-ups hat uns ebenfalls sehr geholfen“, erklärt Ruedl. „Auch das Vernetzungstreffen der Klima- und Energie-Modellregionen war sehr spannend.“ Sie hofft, mit einigen Nahversorgern in den KEMs ins Geschäft zu kommen.