EnergieREICHES RÖMERLAND Carnuntum

Die Klima- und Energie-Modellregion Römerland Carnuntum ist dabei, ihre Windenergie-Ernte mehr als zu verdoppeln. Die 27 Gemeinden der Region haben sich gemeinsam dem Ziel "100 Prozent erneuerbare Energie" verschrieben.

Im Jahr 2000, als viele noch glaubten, Windkraft rentiere sich in Österreich nicht, entstand der erste Windpark bei Bruck/Leitha – und das mit Bürgerbeteiligung. Bis dato folgten in der Region Windkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt 153 MW. Jetzt wird in elf Gemeinden der Region wieder ausgebaut: Verschiedene Betreiber wie der Energiepark Bruck/Leitha, Verbund, Raiffeisen, EVN und die ImWind-Gruppe errichten in den kommenden Jahren 74 neue Windkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt 222 MW.

Die erwartete Jahresproduktion in der Region von zusammen rund 800 Millionen Kilowattstunden wird für die Versorgung von mehr als 220.000 Haushalten reichen. Somit können ab 2014 nicht nur alle Haushalte des Römerlands mit Ökostrom versorgt, sondern auch der beträchtliche Strombedarf großer Verbraucher wie jener des Flughafens Wien-Schwechat abgedeckt werden. Wer die Windkraft persönlich und hautnah erleben will, kann bis heute eine der Anlagen über 279 Stufen erklimmen und die Aussicht auf der Plattform genießen.

Lange Tradition. "Ausgehend vom Engagement in der Stadtgemeinde Bruck/Leitha wird erneuerbare Energie bereits seit über 20 Jahren intensiv diskutiert und realisiert", erklärt Energiepark-Mitarbeiterin und KEM-Managerin Julia Jüly. 2011 wurde die LEADER-Region RÖMERLAND Carnuntum Klima- und Energie-Modellregion (KEM). Da hatte Bruck/Leitha längst eine Vorreiterrolle bei erneuerbaren Energien inne. Nicht nur der Wind, auch der fruchtbare Boden macht die Landschaft zwischen den Großstädten Wien und Bratislava zum "energiereichen" RÖMERLAND Carnuntum. Spezielle Zwischenfrüchte als Gründüngung können energetisch genutzt werden, ermöglichen aber durch die Rückführung der Biogas-Gülle auch weiterhin einen geschlossenen ökologischen Kreislauf. Damit bietet das RÖMERLAND eine Alternative zum heftig diskutierten Konflikt zwischen Nahrungsmittelproduktion und Energiegewinnung.

Bewusstseinsbildung. "Wenngleich die 27 Gemeinden unterschiedlichste Ausgangslagen hatten und verschiedenste Projekte umsetzen, wird das Ziel '100 Prozent erneuerbare Energie' in der gesamten Region engagiert verfolgt", so Jüly. Brutstätte zahlreicher Projekte ist das EnergieRegions-Team. Es besteht aus dem Management – dem Regionalentwicklungsverein Römerland Carnuntum als Projektträger und dem Energiepark Bruck/Leitha als operativen Projektleiter –  sowie aus "Energiebotschaftern" der Gemeinden. Diese fungieren als lokale Bindeglieder zwischen Bevölkerung, Politik und dem Regionsmanagement.

Regelmäßige Beratungen in den Gemeindeämtern und Informationsveranstaltungen sollen das Bewusstsein der Bevölkerung ebenso schärfen wie das soeben gestartete Projekt "Energie in den Schulköpfen", an dem sich über 40 Schulen der Region beteiligen. Die VolksschülerInnen verfassen ein gemeinsames Energiebuch, welches im kommenden Jahr im Unterricht eingesetzt werden kann. Die Haupt- und MittelschülerInnen nehmen den Verbrauch ihrer eigenen Schule ebenso unter die Lupe wie ihr eigenes Mobilitätsverhalten. Und die Oberstufen verfolgen den Weg von der Aubesetzung in Hainburg bis zur heutigen Energieregion. Darüber hinaus wird von den SchülerInnen des Polytechnikums neben einer Wanderausstellung – die das Thema von Gemeinde zu Gemeinde trägt – auch ein Abbild „ihrer“ Energieregion gebaut und prominent ausgestellt.

Auf akademischem Niveau wurde bereits im Jahr 2005 der erste grenzüberschreitend geführte Universitätslehrgang Österreichs im Bereich erneuerbarer Energie "Renewable Energy in Central and Eastern Europe" (Postgraduate, MSc) etabliert.

Ausgezeichnete Leistungen. In der RES Champions League belegte Bruck/Leitha heuer den ersten Platz in der Kategorie 5.000 - 20.000 EinwohnerInnen. Über 10.000 Städte, Gemeinden und Regionen aus zwölf Ländern haben an diesem Wettbewerb in Sachen erneuerbarer Energie teilgenommen. Mehrfach preisgekrönt wurde auch die Biogasanlage Bruck/Leitha, die seit 2007 gereinigtes Biogas in das Erdgasnetz einspeist. Ein derartiges Umfeld beflügelt, und so wird seit dem Vorjahr in einem Photobioreaktor der ecodunaAG an einer Energiequelle mit hohem Zukunftspotenzial geforscht: Algen.

Sportlichen Ehrgeiz entwickelt die EnergieRegion RÖMERLAND Carnuntum mit ihrer Regionalen Solarliga, die den Zuwachs bei Solarthermie und Photovoltaik bewertet. Solarmeister 2013 wurde die Gemeinde Prellenkirchen mit ansehnlichen Zuwächsen in beiden Sparten.

Spaßfaktor. Dass man das Thema Energie nicht nur mittels Kennzahlen abhandeln, sondern gleichermaßen unterhaltsam wie lehrreich beleuchten kann, zeigt sich am "Klimasch(m)utz-Kabarett Wurscht und Wichtig", das vor wenigen Tagen zum fünften Mal in der Region aufgeführt wurde. Oder auch an der Plattform "Bruck elektrisiert" – einer Kooperation von Stadtgemeinde Bruck/Leitha, Energiepark Bruck/Leitha und Verbund. Diese veranstaltete 2011 erstmals das Brucker Akkuschrauber-Rennen. Heuer gingen unter dem Jubel des Publikums bereits 16 Teams mit ihren ungewöhnlichen Elektro-Gefährten an den Start. Volle Power lautet das Motto – beim Rennen wie in der gesamten Energiemodellregion.


Weiterführende Links:

www.energieregion-roemerland-carnuntum.at
www.klimaundenergiemodellregionen.at
Energiepark Bruck/Leitha: www.energiepark.at
Schulprojekt „Energie in den Schulköpfen“: www.energie-schulkoepfe.at
Brucker Akkuschrauber-Rennen: www.bruck-elektrisiert.at
ecoduna AG: www.ecoduna.com