Radioaktivität für den Klimaschutz

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Drei Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) strahlen ihre Sendungen im Freien Radio aus. Die Sendeplätze sind kostenlos, das Echo ist gut. Sabine Watzlik, Ernst Nussbaumer und Simon Klambauer berichten über ihre Erfahrungen mit dem nichtkommerziellen Radio in ihren Regionen. Und sie sind sich einig: Der Äther bringt's.

Vor 24 Jahren beendete das Regionalradiogesetz das österreichische Rundfunkmonopol. Nicht nur große Medienkonzerne hatten um das Recht zu senden gekämpft, sondern auch viele kleine Initiativen aus ganz Österreich. Aus den einstigen RadiopiratInnen, die durch illegales Senden gegen das ORF-Monopol, aber auch gegen eine völlige Kommerzialisierung des Äthers protestierten, wurden die Freien Radios. Sie senden bis heute mit viel ehrenamtlichem Engagement und ohne Werbeunterbrechungen.

Viereinhalb Jahre on air. Bereits im Jänner 2012 gestalteten Otmar Affenzeller vom Energiebezirk Freistadt, dem Trägerverein der KEM Freistadt, und Simon Klambauer von Helios Sonnenstrom ihre erste Sendung im Freien Radio Freistadt. Und das kam so: „Wir haben die Radiomacher bei einer Veranstaltung kennengelernt, die sie aufgezeichnet haben“, erinnert sich Klambauer. „Da sind wir ins Gespräch gekommen und erhielten einen monatlichen Sendeplatz.“ Seither kann man im Raum Freistadt jeden ersten Dienstag im Monat die Sendereihe „Energiegeladen“ hören.

Seit 2014 nutzt auch Ernst Nussbaumer, Manager der Klima- und Energie-Modellregion Gröbming, den Äther, um über seine Projekte, interessante Förderungen und  aktuelle Themen – wie zuletzt die Unwetter in seiner Region und entsprechende Gegenstrategien – zu berichten. Meist lädt er sich Gäste ins Studio. „Ein besonderes Erlebnis ist es immer wieder, wenn ich Kinder aus den Klimaschulprojekten mit ins Studio nehme. Die sind absolut begeistert und in allen Klassen wird dann Radio gehört“, so Nussbaumer.

Einschulung inklusive. „Die Radiomacher von Radio Frequenns sind damals auf mich zugekommen und haben mir eine monatliche Sendung angeboten“, beschreibt Nussbaumer die Anfänge. Er erhielt eine einstündige Einschulung und gestaltete die Sendereihe Neue Energie im Ennstal anfangs gemeinsam mit dem Energiefachmann Thomas Pötsch. Bis heute erhält er Unterstützung durch einen Tontechniker, der sich auch um die Musikauswahl kümmert. Nussbaumers Sendungen werden jeden ersten Mittwoch im Monat ausgestrahlt und nach 14 Tagen wiederholt.

ZamKEMma. Inspiriert von Nussbaumer ist heuer auch Sabine Watzlik, KEM-Managerin der Energieregion Vöckla-Ager, unter die RadiomacherInnen gegangen. Und das kam so: „Ich habe mich beim Freien Radio Salzkammergut zum Workshop im Jänner 2017 angemeldet, dort mein Konzept für meine Sendung präsentiert und weiterentwickelt.“ Das Konzept kam gut an und so gestaltet Watzlik nun jeden dritten Montag im Monat ihre Sendung KEM ma zam, die am darauffolgenden Dienstag nochmals als Wiederholung on air geht.

Das Freie Radio Salzkammergut (FRS) in Bad Ischl bot nicht nur den Sendeplatz an, sondern vermittelte im vierstündigen Grundkurs auch einschlägiges Wissen: Geschichte, Philosophie und Richtlinien des FRS, Urheber- und Medienrecht, Darstellungsformen und Sendungsgestaltung sowie Studiotechnik. „In einem zweiten Workshop zum Thema Schneiden, habe ich meinen Trailer produziert“, erklärt Watzlik. Auch sie wurde bislang von tontechnisch vom Sender betreut. Künftig wird „KEM ma zam“ nicht mehr aus dem Studio in Bad Ischl, sondern aus dem Radionest im Otelo – OKH Vöcklabruck auf Sendung gehen. Christian Hummelbrunner von der KEM Traunsteinregion übernimmt die Tontechnik.

Auch Klambauer und Affenzeller bekamen anfangs Unterstützung durch einen Tontechniker, bedienten die Regler jedoch bald selbst. „Etwa drei Viertel der Sendungen gestalten wir live, ein Viertel produzieren wir vor, zum Beispiel um von Veranstaltungen aus der KEM zu berichten“, so Klambauer.

Sendungen kommen an. Was die Reaktionen der HörerInnen betrifft, zeigen sich die grünen RadiomacherInnen sehr zufrieden. „Die Sendungen kommen gut an und ich werde zwei, drei Mal die Woche darauf angesprochen“, sagt Nussbaumer. Und Sabine Watzlik rechnet vor: „Wenn ich unserem Sendegebiet von 200.000 BewohnerInnen nur ein Prozent mit meiner Sendung erreiche, dann habe ich schon 2.000 HörerInnen, das schaffe ich bei einer Veranstaltung nie.“ Berichte in regionalen Printmedien oder Postwurfsendungen erzielten zwar eine größere Reichweite, meint Klambauer, sieht aber das Freie Radio als „wunderbare Ergänzung, die noch dazu Spaß macht“. Alle drei empfehlen ihren KollegInnen aus anderen KEMs wärmstens, mit dem Freien Radio in Kontakt zu treten, sofern es eines in ihrer Region gibt.

Organisiert sind die regionalen Radiostationen im Verband Freier Radios Österreich. Dieser betreibt das cba-Archiv, in dem die Sendungen dauerhaft – und nicht nur sieben Tage wie beim ORF – gespeichert werden. So kann man beispielsweise noch heute eine Sendung der Klimanews von Radio Helsinki aus dem Jahr 2009 nachhören, in der die KEM Ökoregion Kaindorf vorgestellt wird. „Interessierte können unsere Sendungen hier jederzeit nachhören. Das cba-Archiv dokumentiert unsere Aktivitäten fast lückenlos. Bei Printgeschichten wäre der Aufwand ungleich höher, und man hat im Radio bei einer Stunde Sendung deutlich mehr Inhalt“, so Klambauer. Gleichzeitig ermöglicht es das Archiv, die Sendungen über Website und Social Media zu verlinken. Sofern eine Sendung frei von urheberrechtlich geschützten Inhalten ist, wird sie im cba-Archiv auch als Download zur Verfügung gestellt.