Spiel, Satz und Sieg

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KEM-Manager im Porträt. Er treibt den Ausbau der erneuerbaren Energie voran, lässt Bevölkerung und Bauhöfe Elektrofahrzeuge testen und SchülerInnen ihre eigene CO2-Bilanz erstellen. Tennisfan Christian Hütter sprüht vor Ideen und bringt Schwung in die Klima- und Energie-Modellregion Weiz-Gleisdorf. Ihre Erfolgsindikatoren weisen steil nach oben.

Unter dem Titel „Energiebilanz 1.0“ erhob Christian Hütter in einem kooperativen KEM-LEADER-Projekt die Heizungsdaten aller 15.000 Gebäude in den zwölf Gemeinden* der KEM Weiz-Gleisdorf. „Wir haben dazu eng mit Nahwärmeversorgern und Rauchfangkehrern zusammengearbeitet“, erklärt Hütter. „Nun wissen wir von 99 Prozent aller Gebäude, wie sie beheizt werden, sowie welche und wie viel Energie dafür benötigt wird. Wir haben diese Informationen im Adress-, Gebäude- und Wohnungsregister (AGWR) der Statistik Austria eingetragen. Damit haben wir nun eine vielseitig verwendbare Datengrundlage und können gezielte Maßnahmen setzen.“

Entscheidungsgrundlage. Aktuell entwickelt die KEM mit den erhobenen Daten einen Energiemonitor, auf den ihre Gemeinden zugreifen können. Weitere Instrumente werden im Rahmen des Klimafonds-Programms Vorzeigeregion Energie erarbeitet. Zum Einsatz kommen all diese Tools zum Beispiel, wenn es um den Ausbau von Fernwärmenetzen, die Alternativenprüfung bei der Einreichung fossiler Heizsysteme oder um spezielle Förderanreize für die GemeindebürgerInnen geht. Die Daten bilden außerdem eine Basis für die Energieraumplanung im Rahmen der Örtlichen Entwicklungskonzepte (ÖEK) und für eine künftige Energiebuchhaltung der Gemeinden. „Es zeigte sich auch, dass bereits an die 90 Prozent der öffentlichen Gebäude mit erneuerbarer Energie beheizt werden – aber wir wollen natürlich 100 Prozent erreichen“, so Hütter. Schließlich möchte die Energieregion bis 2050 in den Bereichen Wärme, Elektrizität und Mobilität CO2-neutral werden.

Hütter gelang es, seine zwölf Gemeinden zu einer Vereinheitlichung ihrer Förderungen in den Bereichen Photovoltaik und Stromspeicher, Solarthermie, Heizkessel und Dämmung der obersten Geschoßdecke zu bewegen. Und diese werden auch immer öfter in Anspruch genommen. Aber nicht nur die BürgerInnen, sondern auch die Gemeinden investieren kräftig. Innerhalb der vergangenen drei Jahre konnten allein über KEM-Invest 240 kWp Photovoltaikleistung installiert werden, weitere große Projekte mit mehr als 600 kWp sind aktuell in Vorbereitung. Die Stromspeicher in kommunalen Objekten wurden um 100 kWh ausgebaut.

E-Mobilität. Die von der KEM mitumgesetzte kostenlose Fahrradmitnahme in der Weizerbahn wird gut angenommen. Regelmäßig werden zudem Projekte zum Kennenlernen der E-Mobilität durchgeführt. So konnten zum Beispiel mobile soziale Dienste E-Autos in ihren Fuhrparks testen und SchülerInnen E-Bikes und Elektroroller ausprobieren. „‚Generation e-fahren‘, eine Art temporäres E-Carsharing, war ebenfalls sehr erfolgreich“, freut sich Hütter. „Mindestens acht TeilnehmerInnen haben sich danach ein eigenes Elektrofahrzeug angeschafft.“ Vier E-Autos verschiedener Anbieter sind in der KEM im Carsharing-Einsatz – ein fünftes wird derzeit geplant.

Heuer testen die MitarbeiterInnen der Bauhöfe elektrische Nutzfahrzeuge. Neben zwei Elektro-Kleinbussen sind auch zwei Elion in der KEM Weiz-Gleisdorf unterwegs. „Dabei handelt es sich um Vorserienfahrzeuge eines steirischen Herstellers“, so Hütter. Verschiedene Aufsätze ermöglichen einen Einsatz als Kehr-, Sprüh-, Mäh- und Schneeräumfahrzeug. „Die Erfahrungen aus unserem Projekt ‚e-Kommunal Genial!‘ werden in die Weiterentwicklung des Fahrzeugs einfließen, das im Frühjahr 2021 auf den Markt kommen soll“, sagt Hütter.

Gewinnspiele. Neben der Organisation klassischer Infoabende erschließt Hütter „mit Spiel und Spaß“ auch neue Zielgruppen. Sowohl beim Wettbewerb Photo Days als auch beim E-Adventkalender gibt es alljährlich tolle Preise zu gewinnen.

Hütter hat das Glück, eine KEM zu managen, in der es zahlreiche kreative und klimabewusste Unternehmen gibt. So versorgt beispielsweise das Gleisdorfer Fernwärmenetz eine neue gut gedämmte Wohnhausanlage aus dem Rücklauf. „Das hat in der ersten Heizsaison im vergangenen Winter wunderbar funktioniert und trägt zur Effizienz des gesamten Fernwärmenetzes bei“, freut sich Hütter über die erfolgreiche Maßnahme. Innovativ geht es auch beim Nahwärmenetz St. Ruprecht an der Raab zu. Im September wurde eine 1.600 Quadratmeter große Solarthermieanlage fertiggestellt. Mit ihr kann nun der Biomassekessel in den Sommermonaten außer Betrieb genommen werden. Das spart Geld und 150 Tonnen CO2 pro Jahr.

Jugendarbeit. Aktuell startet Hütters erstes Klimaschulenprojekt zum Themenkreis Konsum, Lebensstil und Ernährung. Die SchülerInnen der VS Weiz, NMS II Weiz und HLW/FW Weiz werden als „KlimaheldInnen“ unter anderem eine persönliche CO2-Bilanz erstellen und mit einem 3D-Drucker ein Brettspiel kreieren. Die Kleinen lernen zudem als Vorbereitung für ihre Fahrradprüfungen in Peergroups, wie man einen „Patschen“ flickt und kleinere Reparaturen selbst durchführt.

Christian Hütter stammt aus Graz und absolvierte ebendort die Studien Betriebswirtschaftslehre und Umweltsystemwissenschaften. 2014 wirkte er erstmals an einem Projekt der Energieregion Weiz-Gleisdorf mit, 2018 übernahm er das KEM-Management. Heuer im Frühjahr startete er auch als KLAR-Manager in die Umsetzungsphase der Klimawandelanpassungsregion. Entspannung findet er beim Wandern und bei einer guten Jause mit Familie und Freunden in den Buschenschenken unterwegs – oder auf dem Tennisplatz. „Obwohl ich seit meinem sechsten Lebensjahr Tennis spiele, reicht es leider bisher nicht für einen Grand-Slam-Titel“, schmunzelt Hütter. Er ist verheiratet und freut sich, seine Frau nicht nur daheim zu sehen. Denn Nicole Hütter arbeitet im LEADER-Büro nebenan.

 

* Die KEM Weiz-Gleisdorf entstand aus der 1996 gegründeten Energieregion Weiz-Gleisdorf und umfasst die Gemeinden Albersdorf-Prebuch, Gleisdorf, Gutenberg-Stenzengreith, Hofstätten an der Raab, Ludersdorf-Wilfersdorf, Mitterdorf an der Raab, Mortantsch, Naas, Puch bei Weiz, Sankt Ruprecht an der Raab, Thannhausen und Weiz.