Abschied nach 14 Jahren

Wolfsegger

KEM-Programm-Manager Christoph Wolfsegger verlässt den Klima- und Energiefonds. Im Interview mit dem KEM-Newsletter lässt er die vergangenen eineinhalb Jahrzehnte Revue passieren und verrät, wohin ihn der Hausverstand nun führen wird.

Herr Wolfsegger, Sie verabschieden sich vom Klima- und Energiefonds. Wollen Sie uns die Gründe dafür nennen?

Christoph Wolfsegger: Ich kann mich noch gut an den März 2008 erinnern, als ich zum Klimafonds gekommen bin. Bis dahin hatte ich ernsthafte Jobs nur im Ausland (Schweden und Belgien) inne. Das Klimaschutzökosystem in Österreich war ziemlich neu für mich. Der Klimafonds war auch gerade ganz neu gegründet worden. Es war eine spannende Zeit!

Von Beginn an durfte ich gemeinsam mit vielen Akteur:innen mithelfen, zahlreiche unterschiedliche Programme aufzubauen. Die Bandbreite der Themen und Aktivitäten war über die Jahre ziemlich groß und ich bin sehr dankbar, dass ich so extrem viel lernen durfte. Vor allem schätze ich es sehr, fast nur großartige und konstruktive Mitstreiter:innen kennengelernt zu haben.

Die Jahre vergingen, die Strukturen veränderten sich, die Lernkurve wurde flacher. Ich glaube, ich erzählte bereits im ersten Klimafondsjahr: „Sehr spannende Aufgabe, großartige Leute, jedoch nicht immer einfach, mach‘ ich sicher nicht ewig.“ Damit sollte ich nicht ganz recht behalten. Nach fast „ewigen“ 14 Jahren ist aber nun für mich der Zeitpunkt gekommen, Neues zu gestalten und eine neue Herausforderung zu suchen.

Sie haben 2009 das Programm „Klima- und Energie-Modellregionen“ als Programm-Manager mit aufgebaut. Hätten Sie damals geglaubt, dass das KEM-Programm so erfolgreich wird?

Offen gesagt, ja. Wir haben stets daran geglaubt, dass es der richtige Ansatz ist, ein Bottom-up-Programm auf die Beine zu stellen. Es ist jedoch immer wichtig, sich selbst in Frage zu stellen. Daher war es stets ein Grundpfeiler der Programmgestaltung, diese nicht isoliert mit wenigen Akteur:innen durchzuführen. Stets haben wir versucht, das Gespräch mit den betroffenen Stakeholder:innen zu suchen. So hat sich das Programm auch über die Jahre in vielen Schritten weiterentwickelt.

Was bringen die KEMs für die regionale Energie- und Mobilitätswende? Welche Aspekte sind am wichtigsten?

Die KEMs sind einzigartig in Österreich und – soweit ich die Szene kenne – auch in Europa. Wie schon erwähnt, ist der Ansatz der KEMs schon immer folgender gewesen: Wir geben nicht im Detail vor, was zu tun ist, sondern fragen, was man aufgrund seiner Stärken, Schwächen, Potenziale etc. tun kann. Das ist wie mit der Sehnsucht nach dem Meer und dem Schiffbauen bei Antoine de Saint-Exupéry! Dieser Ansatz motiviert und fördert die Kreativität. Gleichzeitig sorgt eine hochkarätige Jury für die Qualitätssicherung und ein hohes Ambitionsniveau. Immerhin handelt es sich ja um Steuergeld.

Ganz zentral sind natürlich wie immer die handelnden Personen, und das sind die aktuell 120 großartigen KEM-Manager:innen. Diejenigen, die schon einmal diesen hochmotivierten „Haufen an Umsetzer:innen“ zusammen erlebt haben, wissen genau, wovon ich spreche. Tausende Projekte wurden in Österreich seit 2010 mit und durch die KEMs umgesetzt. Das finde ich offen gesagt schon ziemlich fantastisch.

Was waren Ihre persönlichen Highlights im Zusammenhang mit den KEMs?

Eine sehr schwere Frage. Ich durfte die KEMs im Rahmen der COP vorstellen und auch in „Marktgrafhintertupfing“. Ich durfte verstehen lernen, was die Umsetzung beschleunigt und was sie bremst. Ich durfte viele Menschen kennenlernen, denen ich sonst nie begegnet wäre.

Werden Sie die durch die zahlreichen Schulungs- und Vernetzungstreffen zusammengewachsene „KEM-Familie“ vermissen?

Das versteht sich von selbst. Ich habe noch nirgendwo anders eine so hohe Konzentration an motivierten Menschen getroffen, die einen Unterschied machen wollen und gleichzeitig menschlich von einem so feinen Schlag sind.

Sie haben im Klima- und Energiefonds auch andere Programme entwickelt und betreut. Welche waren bzw. sind Ihnen besonders wichtig?

Immer dort, wo ich das Gefühl hatte, dass unser Tun einen Unterschied macht. Und das war zum Glück in der Vergangenheit fast immer der Fall.

Verraten Sie uns, welcher beruflichen Herausforderung Sie sich nun stellen möchten?

Ganz etwas anderes, aber dann doch nicht. Ich gehe in die Privatwirtschaft und darf in einem der größten Unternehmen Österreichs die Klima- und Naturschutzagenden mit vorantreiben – „Klima schützen, sagt der Hausverstand“.