Berufsbild „Wunderwuzzi“ – Sabine Watzlik ist KEM-Managerin des Jahres 2017

1 Sabine Watzlik C k

Im Rahmen der diesjährigen Hauptveranstaltung der Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) in Alpbach wählten Österreichs KEM-ManagerInnen Sabine Watzlik zur KEM-Managerin des Jahres 2017. Ihr sechsjähriger Einsatz in der Energieregion Vöckla-Ager für die Energie- und Mobilitätswende erntete reichlich Applaus. Und Watzlik darf – nach Gerfried Koch (Baden) und Markus Altenhofer (Donau-Böhmerwald) – als erste Frau den begehrten Pokal aus Holz und Kabelverbindungen mit nach Hause nehmen.

„Ich habe immer das Gefühl, zu wenig zu tun“, sagte Sabine Watzlik, als sie am 14. November im Kongresszentrum Alpbach zur KEM-Managerin des Jahres gekürt wurde. Bescheidenheit ist eine Zier. Allerdings kann sich das, was die gelernte Betriebswirtin in der Klima- und Energie-Modellregion Vöckla-Ager leistet, wirklich sehen lassen. Dank ihres Nachhaltigkeitskonzepts spart die Eishalle in Vöcklabruck jährlich rund 100 Tonnen CO2-Emissionen ein. Aktuell macht Watzlik Klein- und Mittelunternehmen ebensolche  Nachhaltigkeitskonzepte schmackhaft.

Ihr Engagement gilt aber auch der sanften Mobilität. Sie macht sich für Fahrgemeinschaften stark, für den Ausbau des E-Car-Sharing und der Radwegnetze. Ihr  Klimaschulen-Projekt „Energie sparen – Frieden bewahren“ wurde heuer mit dem Klimaschutzpreis Junior ausgezeichnet. Um ihre Reichweite zu erhöhen, moderiert Sabine Watzlik seit heuer jeden dritten Montag ihre Sendung KEM ma zam im Freien Radio Salzkammergut.

 

KEM-Newsletter: Herzliche Gratulation zur Wahl als KEM-Managerin des Jahres 2017! Wie würden Sie das Berufsbild der Managerin einer Klima- und Energie-Modellregion beschreiben?

Sabine Watzlik: Das sollte ein „Wunderwuzzi“ sein (lacht). Man braucht von allem etwas: Auf der einen Seite sollten KEM-ManagerInnen extrovertiert sein, also kreativ, empathisch, überzeugend und optimistisch. Auf der anderen Seite ist auch genaues Arbeiten gefragt, zum Beispiel bei der Entwicklung von Förderanträgen, bei Kalkulationen, Abrechnungen und der Berichterstellung. Wichtig ist auch umfangreiches Wissen im Bereich Energietechnik und Mobilitätsmanagement. Dieses habe ich mir durch Ausbildungen zur Energieberaterin, europäischen Energiemanagerin (EUREM) und im Masterstudium „Energie Autarkie Management“ an der Donau-Universität Krems angeeignet.

 

Auf welche Ihrer Projekte sind Sie besonders stolz?

Auf die Entwicklung eines kommunalen Nachhaltigkeitskonzepts am Beispiel der REVA Eishalle Vöcklabruck, von dem schon einiges umgesetzt wurde. Natürlich bin ich auch auf meine Schulprojekte stolz und auf die vielen engagierten Kinder, Jugendlichen und LehrerInnen in den „Talente Regional“-, FFG- und Klimaschulenprojekten. Ich freue mich sehr, dass die Projekte der Volksschule Wolfsegg und der NMS Neukirchen an der Vöckla zum Klimaschutzpreis Junior 2017 nominiert wurden und der Preis letztlich an die NMS Neukirchen ging. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch meine Masterarbeit „Schulische Mobilität am Beispiel des Schulzentrums Vöcklabruck“ erwähnen, die auf einem sehr intensiven „Talente Regional“-Projekt basiert.

 

 

Was treibt Sie an? Woher nehmen Sie die Energie für all Ihre Projekte?

Mich treibt die Überzeugung an, dass wir alle für den Klimaschutz etwas beitragen müssen und auch können. Die Energie dazu hole ich mir beim Sport: beim Radfahren, Laufen, Skitourengehen, Wandern – oder auch beim Chillen am Attersee.

 

Was ist das Schwierigste bei Ihrer Arbeit?

Die größte Herausforderung besteht darin, Überzeugungsarbeit bei Gemeindemandataren und anderen Stakeholdern zu leisten, die nicht an den anthropogenen Klimawandel glauben und jeden Kilometer mit dem Auto fahren.

 

Wie sehen Sie die aktuelle Situation der Energie- und Mobilitätswende?

Ich versuche optimistisch zu bleiben, auch wenn die Zahlen in eine andere Richtung deuten. Ich fürchte, unsere Enkelgeneration wird ziemlich mit den Auswirkungen des von zwei Generationen initiierten Klimawandels zu kämpfen haben.

 

Wie geht es Ihnen, wenn US-Präsident Donald Trump aus dem Klimaabkommen von Paris aussteigt oder Deutschland den Kohleausstieg weiter verzögert? Wirken solche Nachrichten demotivierend auf Sie oder spornt Sie das erst so richtig an?

Solche Nachrichten machen mich kurzfristig wütend und betroffen. Danach aber kommt wieder meine optimistische Seite zum Vorschein und ich mache motiviert weiter.

 

Welche Themen haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen?

In erster Linie will ich in meiner Region bei der Mobilitätswende vorankommen. Denn im Verkehrsbereich ist der Hebel für den Klimaschutz am größten. An den Themen Raumwärme, Energieeffizienz und erneuerbare Energien werde ich ebenfalls dranbleiben – auch hier schlummert ein riesiges Potenzial. Last but not least möchte ich gemeinsam mit UnternehmerInnen Nachhaltigkeitskonzepte entwickeln und zur Umsetzung bringen.

 

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Ihre Projekte!