Das KEM-Projekt des Jahres 2017 rockt und rollt

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Sie machen nicht „brumm-brumm“ und stinken nicht. Cool sind sie allemal. Die von zwEirad vermieteten Elektroroller – derzeit 19 Stück – kommen bei den vorwiegend jungen KundInnen bestens an. Am 14. November erkoren die ManagerInnen der österreichischen Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) zwEirad zum KEM-Projekt des Jahres 2017. Günther Rampitsch, zwEirad-Gründer und Manager der KEM Energieparadies-Lavanttal, freut sich und hofft auf Nachahmung in anderen Modellregionen.

Im Jahr 2015 reichte Günther Rampitsch zwEirad als Leitprojekt beim Klima- und Energiefonds ein. Gleich nach der Beauftragung startete Rampitsch eine Umfrage unter Jugendlichen. Ein Drittel bekundete spontan Interesse an der E-Mobilität, die kostenlosen Testangebote wurden gut angenommen. So entwickelte Rampitsch gemeinsam mit Stephan Stückler ein Konzept zur Vermietung von Elektrorollern – Service, Verschleißteile, Versicherung und Helm inklusive um 100 Euro pro Monat.

Das Projekt leistet nicht nur einen direkten Beitrag zum Klimaschutz und zur Mobilitätswende, sondern führt auch Jugendliche frühzeitig an die E-Mobilität heran. Gleichzeitig kommt die Fahrzeugmiete den KundInnen oder deren Eltern bei einem Zwei-Jahres-Vertrag um rund 1.000 Euro billiger als der Kauf und Betrieb eines eigenen konventionellen Mopeds. Spaß machen die E-Roller noch dazu, sagen jene, die sie ausprobiert haben. Seit Sommer 2017 sind die ersten fünf Elektroroller der Marke UNU in und um Wolfsberg unterwegs. Inzwischen zählt die Flotte von zweirad.rocks bereits 19 Fahrzeuge.

 

KEM-Newsletter: Herzliche Gratulation zum KEM-Projekt des Jahres 2017! Wie läuft die Vermietung der Elektroroller an?

Günther Rampitsch: Grundsätzlich sehr gut. Wir haben eine rege Nachfrage und hätten auch schon mehr Mietverträge abschließen können, doch dann kam es leider zu Lieferschwierigkeiten beim Roller-Hersteller. Ich glaube, dass wir ein sehr gutes Paket geschnürt haben, das alles inkludiert außer dem Strom.

 

Sie haben sich für Roller von einem jungen deutschen Unternehmen entschieden. War die Entscheidung für den UNU richtig?

Wir sind sehr zufrieden mit den Fahrzeugen. Der UNU funktioniert mit Schlüsselanstecken, Drehen und Gasgeben und muss nicht umständlich mit einer eigenen App gestartet werden, wie manch anderer E-Roller. Die Batterie kann man herausnehmen und an eine ganz normale Steckdose anschließen. Der UNU wiegt samt Batterie nur 68 Kilogramm und ist leicht zu fahren – auch von sehr leichten Personen.

 

Müssen Sie Werbung für Ihr Angebot betreiben oder übersteigt das Interesse bereits die Anzahl der vorhandenen Roller?

Wir haben für die nächste Saison schon InteressentInnen. Aber wir machen auch Werbung in Form von Testtagen im Rahmen anderer Veranstaltungen. Wir haben die Roller auch schon in drei anderen Klima- und Energie-Modellregionen vorgeführt. Denn die beste Werbung für zwEirad ist, die Leute ein paar Runden fahren zu lassen.

 

Richtet sich das zwEirad-Angebot nur an Jugendliche oder auch an andere Zielgruppen?

Unsere Hauptzielgruppe sind nach wie vor die Jugendlichen, aber wir vermieten natürlich gerne auch an Erwachsene oder Unternehmen. Ein UNU ist zum Beispiel am Bauhof der Gemeinde St. Paul unterwegs, einen anderen nutzt ein Bestattungsunternehmer für Behördenwege, statt mit der schwarzen Limousine vorzufahren.

 

Welche Erfahrungen haben Sie mit den bisherigen KundInnen gemacht? Gab's schon beschädigte Fahrzeuge?

Erfreulicherweise hatten wir bislang noch keine Schäden oder Unfälle. Einem ist der Roller einmal umgefallen, aber außer ein paar Kratzern ist nichts passiert. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass wir die Roller für mindestens ein halbes Jahr vermieten. Da entsteht dann so ein Gefühl von „Das ist meins“ und die Leute passen besser darauf auf.

Was waren die größten Herausforderungen beim Aufbau von zwEirad?

Oft betrachten die Leute nur den Kaufpreis eines Rollers. Aber die Folgekosten wie Anmeldung, Versicherung, Wartung und Service übersehen sie. Das zu vermitteln, war nicht ganz einfach. Außerdem war es durchaus herausfordernd, eine Versicherung zu finden, die Mopeds im Verleih vollkaskoversichert. Nur zwei Unternehmen erklärten sich dazu bereit. Aber jetzt haben wir eine Versicherung zu einem akzeptablen Preis.

Und natürlich gibt es – wie bei der E-Mobilität insgesamt – Vorbehalte und Ängste, ob das denn wirklich funktioniert und ob die Reichweite wirklich groß genug ist.

 

Apropos Reichweite. zwEirad bietet einen Extraakku für bis zu 100 Kilometer Reichweite an. Wie viele KundInnen nutzen dieses Angebot?

Niemand. Alle kommen mit den 50 Kilometern Reichweite gut aus, denn die Roller werden ja nur auf der Kurzstrecke eingesetzt. Kaum jemand fährt täglich mehr als 13 Kilometer.

 

zwEirad hat es auch unter die Top Ten bei greenstart, dem Start-up-Wettbewerb des Klima- und Energiefonds, geschafft. Für die Top Drei hat es leider nicht gereicht. Überwiegt bei Ihnen die Enttäuschung oder die Freude über den Top-Ten-Platz?

Eindeutig die Freude. Wir konnten uns durch die greenstart-Workshops und Expertengespräche weiterentwickeln, haben uns auch andere Ansätze angesehen, zum Beispiel im Tourismusbereich, und konnten ein Netzwerk bilden. 6.000 Euro für die Top Ten waren auch nicht schlecht.

 

Sie haben bei der Preisverleihung zum KEM-Projekt des Jahres 2017 anderen KEMs angeboten zu helfen, das Projekt zu kopieren – was ja auch der Intention von Leitprojekten entspricht. Wie viele Anfragen haben Sie schon?

Ich habe im Rahmen der KEM-Hauptveranstaltung in Alpbach Anfragen aus 11 Klima- und Energie-Modellregionen bekommen. Wir können entweder den kompletten Betrieb gemeinsam mit einer regionalen Servicewerkstätte übernehmen oder ein Franchisemodell anbieten.

 

Denken Sie über ein österreichweites zwEirad-Netzwerk nach? Wie könnte ein solches aussehen?

Wir haben das Know-how, ein Logo und eine Website, das ließe sich alles relativ schnell regional adaptieren. UNU kooperiert beim Service mit Bosch. Da es in Österreich über 100 Bosch-Partnerbetriebe gibt, können die Roller in der jeweiligen Region zum Service gebracht werden. Die Abwicklung kann von den KEMs selbst übernommen werden oder über Wolfsberg laufen.

Natürlich sollten die KEMs kräftig die Werbetrommel rühren und Probefahrten organisieren. Es ist sehr wichtig, den Leuten die Möglichkeit zum Ausprobieren zu geben. Ein Moped- oder B-Führerschein reicht. Wenn Regionen selbst auch drei Roller finanzieren, kann das sicher auch nicht schaden.

 

Wie wichtig ist Ihnen dabei die Marke zwEirad?

Der Name ist mir schon wichtig. Wir haben mit zwEirad eine gewisse Bekanntheit gewonnen, die wir auch in anderen Regionen nutzen können.

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!