Eine KEM allein reicht ihm nicht

1 Portrait Hummelbrunner

KEM-Manager im Porträt. Er hat bereits acht Photovoltaik-Gemeinschaftsanlagen umgesetzt, die Energieeffizienz von drei Schwimmbädern kräftig gesteigert und zahlreiche weitere Projekte ins Leben gerufen. Ab 1. Jänner folgt der Vorchdorfer Christian Hummelbrunner Horst Gaigg als KEM-Manager der Traunsteinregion nach.

Schon seit Ende 2013 unterstützt der Elektrotechniker Christian Hummelbrunner die KEM Traunsteinregion bei zahlreichen Projekten. Als der 2017 gegründeten Klima- und Energie-Modellregion Energie-Regatta gleich zwei KEM-Manager aus beruflichen Gründen abhanden kamen, sprangen zuerst Sabine Pommer (KEM Vöckla-Ager) und im Mai 2019 dann Christian Hummelbrunner ein und setzten die geplanten Projekte um. „Die Anlaufschwierigkeiten in der Energie-Regatta hatten aber auch einen positiven Aspekt. Daraus ist eine enge Kooperation mit der KEM Traunsteinregion und der KEM Vöckla-Ager entstanden, die wir auch weiterhin in Form von gemeinsamen Projekten pflegen“, sagt Hummelbrunner.

Fundierte Zahlen. In der KEM Energie-Regatta schuf Hummelbrunner mit einem umfassenden Energiemonitoring die Basis für kommende Projekte seines Nachfolgers Bernhard Krug. Hummelbrunner ermittelte den Stromverbrauch und in mehreren KEM-Gemeinden auch den Wärmebedarf. Anhand von Tankrechnungen nahm er außerdem die Mobilitätskosten in den Kommunen unter die Lupe. Auf seine Initiative hin befindet sich nun auch der Verein Energie-Regatta in Gründung, der künftig als Träger der KEM fungieren wird und das „Wir-Gefühl“ der beteiligten Gemeinden stärken soll.

Großen Wert legt der KEM-Manager auf die Bewusstseinsbildung. Dazu veröffentlichte er zahlreiche Beiträge in den Gemeindezeitungen, veranstaltete drei Workshops im Jahr 2019 – und musste drei weitere im Jahr 2020 pandemiebedingt absagen. Bei einem Mobilitätsworkshop entstanden beispielsweise innovative Ideen, wie man die Urlaubsgäste davon abhalten kann, mit dem Auto zu den Seebädern zu fahren: Man errichte versperrbare Boxen für Liegen, Sonnenschirme und andere Badeutensilien in den Bädern. Die ersten wurden bereits aufgestellt.

Herzstück der Bewusstseinsoffensive war das Klima-Sommerfest im August 2019 in Seewalchen mit „Klimamönch“ Edmund Brandner und an die 400 BesucherInnen. Außerdem machte Hummelbrunner Gemeinderäten und der Bevölkerung mit speziellen Werbemitteln – Infofolder mit beigehefteten Gewürzsäckchen – Appetit auf den Klimaschutz.

PV gemeinsam nutzen. Sichtbares Zeichen seiner Arbeit sind mehrere Photovoltaik-Gemeinschaftsanlagen: Das Ärztezentrum in St. Georgen im Attergau erhielt ein PV-Dach, und jenes des Gemeindezentrums Steinbach am Attersee befindet sich gerade in Umsetzung. In Attnang-Puchheim wurde eine Brunnenanlage mit Photovoltaik ausgestattet, und die Pumpen des Freibads arbeiten nach seinem Effizienzcheck nun deutlich sparsamer.

Auch in den Freibädern Laakirchen und Vorchdorf – beide in der KEM Traunsteinregion – konnte Hummelbrunner zusammen bereits rund 73.000 Kilowattstunden pro Jahr einsparen. Am Lehrbuch „Energieräubern auf der Spur“ der KEM Traunsteinregion hat er kräftig mitgearbeitet. Die Publikation wurde 2018 zum KEM-Projekt des Jahres gewählt. Mehr dazu hier.

Teamarbeit. Einmal im Monat geht Hummelbrunner gemeinsam mit Sabine Pommer im Freien Radio Salzkammergut auf Sendung. Natürlich bedient er als Techniker in der Sendereihe KEM ma zam die Regler, meldet sich aber auch selbst zu Wort. Die beiden adaptierten 2019 auch das Klimabündnis-Programm „Green Peers“ für die Unterstufe, bei dem Klimaschutz von Gleichaltrigen vermittelt wird – der KEM-Newsletter berichtete. „Im Zuge des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes 2020 planen wir nun die Gründung einer gemeinsamen Energiegenossenschaft für die KEMs Traunsteinregion, Vöckla-Ager und Energie-Regatta“, erklärt Hummelbrunner. „Damit wird der Ausbau der Photovoltaik noch attraktiver.“

Zukunftspläne. Auch in der KEM Traunsteinregion, die er ab Jänner 2021 managt, wird Hummelbrunner seinen Fokus auf das Energiemonitoring legen. „Wenn man BürgermeisterInnen und Gemeinderäten eine fundierte Tabelle mit verbrauchten Kilowattstunden und den dafür ausgegebenen Geldbeträgen vorlegen kann, dann dient das als ‚Projektöffner‘“, ist er überzeugt. Neben den nackten Zahlen möchte er einerseits große Stromverbraucher und andererseits geeignete Dächer aufspüren, die sich besonders gut für PV-Gemeinschaftsanlagen eignen – zum Beispiel Seniorenheime.

Ein wichtiges Thema wird auch der Tourismus darstellen – schließlich ist für 2024 die Kulturhauptstadt Salzkammergut geplant, die sich bis nach Gmunden und Vorchdorf erstreckt. Bis dahin möchte sich Hummelbrunner der Energieeffizienz in der Hotellerie widmen und E-Carsharing-Angebote ins Leben rufen. Außerdem arbeitet er an einem System zur CO2-Kompensation. „Wir haben in der Traunsteinregion viele Veranstaltungen wie Oldtimer- und Traktor-Treffen, bei denen CO2-Emissionen unvermeidbar sind“, so Hummelbrunner. „Mein Ziel ist, hier in Absprache mit den VeranstalterInnen moderate Beiträge einzuheben, die dann für regionale Klimaschutzprojekte verwendet werden können.“

Technik, Küche, Katzen. Christian Hummelbrunner absolvierte eine Elektrotechnik-HTL  in Linz und studierte an der Johannes Kepler Universität Technische Physik – allerdings nicht bis zum Abschluss. Nach administrativen Tätigkeiten widmete er sich elf Jahre lang der EDV und der Reparatur von Computern. Er verfügt über Gewerbescheine für Elektrotechnik und Mechatronik und machte sich 2009 selbständig.

Der KEM-Manager begeistert sich auch in seiner Freizeit für Technik – nicht nur im Rahmen der Energiegruppe Vorchdorf. Gemeinsam mit seiner Partnerin bewirtschaftet er außerdem einen großen Gemüsegarten. Besonders stolz ist der Hobbykoch auf seine Chilis und Tomaten. Die beiden Kinder der Patchwork-Familie sind längst erwachsen und außer Haus. Nun teilen sich der KEM-Manager und seine Partnerin ihr Revier mit zwei besonderen Katzen – Siam-Perser-Mischlingen mit strahlend blauen Augen.