Das Almenland als Freiluft-Forschungslabor

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Dreieinhalb Jahre lang sammelte Martin Auer, KEM-Manager im „Klimafreundlichen Naturpark Almenland“, im Forschungsprojekt CLUE wertvolle Erfahrungen für die lokale Energiewende. Nun ist er bei zwei Folgeprojekten dabei.

CLUE startete im Oktober 2019 mit hochkarätigen Partner:innen aus Österreich, Deutschland, Schweden und Schottland. Das Forschungsziel lautete, Wissen darüber zu sammeln, wie lokale Energiegemeinschaften optimiert geplant und betrieben werden können. Ein wichtiger Aspekt dazu sind die lokalen Stromnetze (in Österreich die Netzebenen 6 und 7). Sie wurden einst für eine zentrale Versorgung geplant und stoßen angesichts der Dezentralisierung der Erzeugung vielerorts an ihre Grenzen. Gasen, die Trägergemeinde der KEM Klimafreundlicher Naturpark Almenland, diente neben dem Innovationslabor act4.energy im Burgenland dabei als zweite CLUE-Demoregion in Österreich.

„Hier wurden Energiegemeinschaften simuliert und verschiedene dafür relevante Technologien getestet“, erklärt Martin Auer. Bei der Biomasse Nahwärme Gasen entstand  ein multifunktionales Energiezentrum mit Sektorenkoppelung – mit Biomasse, Sonne, Kraft-Wärme-Kopplung, E-Mobilität und Speichern. Ein Stromspeicher (Lithium-Eisen-Phosphat mit 80 kW Lade- und Entladeleistung und 141 kWh nutzbarer Speicherkapazität) vom österreichischen Hersteller Xelectrix wurde in Betrieb genommen.

Speicherplatz vermieten. „Stromspeicher dienen einerseits der Netzstabilität, erhöhen aber auch den Eigenverbrauchsanteil an regional erzeugtem Strom, was einen effizienten Betrieb von Energiegemeinschaften erleichtert“, erläutert Auer. Im Rahmen von CLUE wurde auch energyLIVE, ein mögliches künftiges Produkt der Energie Steiermark getestet. Das Konzept dahinter: Statt zu jeder kleinen Photovoltaikanlage einen Stromspeicher zu stellen, einen großen errichten, und diesen gemeinschaftlich zu nutzen. „Das Vermieten von Speicherkapazität hat technisch auch sehr gut funktioniert. Das derzeitige Problem dabei sind allerdings die Netzgebühren, die sowohl beim Einspeichern als auch beim Abrufen anfallen“, meint Auer.

Weniger glücklich ist der KEM-Manager mit „Johann“, dem Wasserstoffspeicher, der im Rahmen von CLUE getestet werden sollte, aber erst kurz vor Projektende geliefert wurde. Er konnte bis heute nicht in Betrieb genommen werden.

Energiemanagement der Zukunft. Aktuell unterstützt die KEM die Energienetze Steiermark gleich in zwei Nachfolgeprojekten zu CLUE. Bei PARMENIDES (Plug&plAy eneRgy ManagEmeNt for hybrID Energy Storage) geht es um die hybride Speicherung von Strom und Wärme. Dabei konzentrieren sich die Forscher:innen „auf Ontologien, die eine Möglichkeit bieten, plattformübergreifende Interoperabilität zu erreichen“. Oder vereinfacht gesagt: Wie kann man hybride Speicher so konzipieren und in die bestehenden Netze einbinden, dass sie optimal betrieben werden können und innovative Systeme für das Energiemanagement ermöglichen? PARMENIDES  läuft seit 1. Jänner bis Ende 2025.

Im März startet das dreijährige Forschungsprojekt INNOnet, das lastabhängige Netztarife testen und mehr Flexibilität für Verbraucher:innen und Prosumer:innen schaffen möchte. Im Raum steht auch die Idee für einen größeren Stromspeicher (2 MW) in der KEM Klimafreundlicher Naturpark Almenland. „Wir erleben einen Photovoltaik-Boom, brauchen dazu aber auch dezentrale Speicherlösungen“, ist Auer überzeugt.

Weitere Informationen:

Video Demoregion Gasen (CLUE)