Wo ist Tourismus am nachhaltigsten?

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Der Tourismus ist mit 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ein wichtiger Wirtschaftszweig und zeichnet für hohe Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Klima- und Energiefonds sucht nun eine österreichische Tourismusregion, für die Nachhaltigkeit weit mehr als ein Lippenbekenntnis ist. Diese wird mit bis zu einer Million Euro sowie mit nationaler und internationaler Öffentlichkeitsarbeit unterstützt.

Mit 150 Millionen Nächtigungen, 90.000 Betrieben und 300.000 Beschäftigten ist der Tourismus ein ökonomisches Schwergewicht in Österreich. Doch nicht nur Flugreisen belasten das Klima schwer. „Wir wollen niemandem das Reisen vermiesen. Es ist wichtig für die Erholung und den kulturellen Austausch“, erklärt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. „Doch wir möchten nachhaltigen Tourismus fördern und mit einer ‚Klima- und Energie-Modellregion Tourismus‘ ein leuchtendes Vorbild für andere Regionen schaffen.“

Klimafaktor Tourismus. Im Urlaub verursacht man an allen Ecken und Enden CO2-Emissionen: Bei der An- und Abreise sowieso, aber auch vor Ort, wenn im Zimmer Heizung oder Klimaanlage auf maximaler Stufe laufen oder energieintensive Sportarten auf dem Programm stehen. Apropos Sport: Geduscht wird auf Reisen auch mehr als daheim – und da die durchschnittliche Buchungsdauer drei Tage beträgt, fällt in der Hotellerie im Vergleich zu daheim ein Vielfaches an Schmutzwäsche an. Am Frühstücksbuffet bleiben oft große Mengen an Lebensmitteln über.

Es gibt sie schon, die Gemeinden mit einer vernünftigen Raumplanung; die wirklich guten Tourismuskonzepte, die den Spagat zwischen Wertschöpfung, Klima-, Natur- und Artenschutz schaffen; die Passivhaus-Hotels; die Packages, mit denen eine klimafreundliche Anreise belohnt wird; die Frühstücksbuffets mit regionalen und/oder biologischen Köstlichkeiten; die Leih-Fahrräder und -E-Cars für die Gäste, die Solaranlagen für Warmwasser und Waschmaschinen. Was trotz zahlreicher engagierter Einzelinitiativen jedoch noch fehlt, sind ganze Regionen, die gemeinsam an einem Strang ziehen.

Nachhaltigste Urlaubsregion. Daher erhalten nun Regionen mit mindestens zwei Gemeinden und mehr als 500.000 Nächtigungen die Möglichkeit, alle Aspekte des nachhaltigen Tourismus durchzudenken und zehn konkrete Maßnahmen zu skizzieren, wie sie ihre Gäste künftig ressourcenschonend, energieeffizient und möglichst frei von fossiler Energie willkommen heißen können. Die Einreichungen sollten ambitioniert, aber umsetzbar sein – und Vorbildwirkung auf andere Regionen haben.

Eine Jury wählt die besten drei Einreichungen aus. Der Klima- und Energiefonds lädt diese Regionen anschließend ein, die Maßnahmen detailliert auszuarbeiten, und unterstützt dieses Konzept mit bis zu 10.000 Euro. Im Mai 2020 fällt die Entscheidung, welche Region bei der Umsetzung der Maßnahmen mit bis zu einer Million Euro unterstützt wird.

Drei Jahre Umsetzung. Wie auch in den KEMs wird die „Klima- und Energie-Modellregion Tourismus“ eine/n ModellregionsmanagerIn bekommen, die oder der eine dreijährige Umsetzungsphase leitet. Einreichen dürfen Gemeinden, Klima- und Energie-Modellregionen (KEMs) oder öffentliche Trägerorganisationen ohne jegliche private Beteiligung. Neben den zehn geplanten Maßnahmen umfasst die Einreichung eine Beschreibung der Ausgangslage, die Zielsetzung und die involvierten Stakeholder. Die Einreichfrist endet am 30. Oktober 2019 um 12 Uhr. Interessierte Regionen können sich mit Fragen an die unten angegebene Kontaktstelle wenden.

Tourismusmagnet Umwelt. Gerade der heimische Tourismus lebt von einer intakten Umwelt. Das Naturerlebnis ist das wichtigste Urlaubsmotiv der Gäste. Gleichzeitig ist Österreich noch stärker vom Klimawandel betroffen als andere europäische Staaten. Ingmar Höbarth: „Es liegt im ureigensten Interesse der Tourismuswirtschaft, die Basis ihres Erfolgs, Österreichs wunderbare Natur, zu schützen. Und seien wir ehrlich: Wenn der Klimaschutz nicht in allen Bereichen ernst genommen wird, ist es mit dem Wintersportparadies Österreich bald vorbei. Ich freue mich daher sehr auf innovative Einreichungen, die sich der drohenden Klimakatastrophe umfassend entgegenstellen.“