Die Klimafitness-Trainerin

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KEM-Managerin im Porträt. Hiltrud Presch-Glawischnig streift mit Kindern durch den Wald und verhilft ihnen auch in der Schule zu frischer Luft. Sie bringt Energieeffizienz in die Amtsstuben und Photovoltaikanlagen aufs Dach. Und sie beschreitet neue Wege in der Klimakommunikation.

Vor drei Jahren nahm die Klima- und Energie-Modellregion Wörthersee-Karolinger ihre Arbeit auf – und mit ihr Hiltrud Presch-Glawischnig. Den Schwerpunkt ihrer Umsetzungsphase legte sie auf die Bewusstseinsbildung – das betrifft die Bevölkerung und die Unternehmen ebenso wie die Gemeinden. „Denn das ist der logische erste Schritt“, sagt sie. Mit Moosburg hat die KEM-Managerin eine Vorreitergemeinde mit an Bord. Die Marktgemeinde nimmt bereits seit 2011 am e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden teil und wurde vergangenen Oktober mit dem fünften „e“ und damit mit dem European Energy Award in Gold ausgezeichnet.

Klimafit. Eben dort startete im Juni 2023 in einem leer stehenden Geschäftslokal auch das Klima-Fitnesscenter. „Wir verbinden hier sportliche Bewegung mit Informationen, wo und wie man CO2 einsparen kann“, beschreibt Presch-Glawischnig das Konzept dahinter. Da werden Gewichte als symbolische Last für CO2-Emissionen gestemmt. Ein Punching Bag bekommt die Emotionen zu den hohen Energiekosten ab, und die Hometrainer dienen als Antrieb für die Mobilitätswende.

Jedes Thema ist mit einem Sportgerät und einer Aufgabe verknüpft. Die Besucher:innen erhalten nicht nur ein Gefühl dafür, wie viel an ­Emissionen man in verschiedenen Lebensbereichen einsparen kann, sondern etwa auch dafür, wie groß ein Kilogramm CO2 ist (Auflösung am Ende des Artikels*). Von September bis Dezember gastierte das Klima-Fitnesscenter in Ferlach (KEM Carnica-Rosental). Nun geht's weiter in die KEM/KLAR! Ossiacher See Gegendtal, im Herbst übersiedelt das Fitnesscenter in die Region Römerland-Carnuntum.

Info, Info, Info. Ebenfalls auf Reisen geht die Energie-BAR, ein mobiler Präsentationsstand, der bei vielen Veranstaltungen dabei ist, an denen die KEM teilnimmt oder die sie organisiert. Die Energie-BAR wurde von zwei Maturanten der HTL Villach entwickelt und gebaut. Sie verfügt auch über Drehelemente mit Fragen und Antworten. Eine der Fragen lautet: „Wer kann zum Schutz unseres Klimas beitragen?“ Die Antwort wird allerdings nicht in Worten, sondern durch einen Spiegel gegeben.

Einsatzbereiche für die Energie-BAR gab es in den vergangenen Jahren reichlich: zum Beispiel bei  Kleidertausch-Events, bei den Klimawochen mit breitem Programm für die Bevölkerung, den energydays mit kostenlosen Impulsberatungen für Tourismusbetriebe und bei zahlreichen Informationsabenden.

Von klein auf. Presch-Glawischnig arbeitet eng mit den Schulen und Kindergärten in der KEM zusammen. Aktuell hat sie die Volksschulen mit Luftmessgeräten für Temperatur, Feuchtigkeit und CO2-Gehalt ausgestattet, damit die Kinder richtiges Lüften lernen. Die Geräte sind nur geliehen. Da sie in den Schulen aber sehr gut ankommen, möchte die KEM-Managerin eigene Messgeräte anschaffen. Als gelernte Waldpädagogin vermittelt sie immer wieder auch Kindergartenkindern die Grundlagen der Natur. Am 6. April veranstaltete die KEM Wörthersee-Karolinger ein Kind-Eltern-Radfahrtraining im Rahmen des Leitprojekts „We KER for safety“, über das der KEM-Newsletter bereits berichtete.

Bei allen ihren KEM-Gemeinden** steht die Einführung einer Energiebuchhaltung auf dem Plan, um eine Datenbasis für anstehende Maßnahmen in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien zu schaffen. In Pörtschach wurde 2022 das historische Gebäude der Volks- und Musikschule einer Mustersanierung unterzogen und erweitert, ohne dabei seinen architektonischen Charme zu verlieren. Dank innen angebrachter Mineraldämmplatten, einer Zellulosedämmung unter dem Dach, Fenstertausch und einer kontrollierten Be- und Entlüftung erreicht das Gebäude nun den „klimaaktiv Gold“-Standard. Auch auf gute Akustik wurde geachtet. Nicht nur die Volksschule Pörtschach bekam eine Photovoltaikanlage aufs Dach. In Techelsberg produzieren nun auch Gemeindeamt, Feuerwehr und Volksschule Sonnenstrom – der Grundstein dafür wurde mit einer Solarpotenzialerhebung der KEM gelegt.

Mobilitätswende rollt an. „Wir haben eine gute Radverkehrsinfrastruktur von unseren Wörthersee-Gemeinden nach Klagenfurt, und die Wörthersee Rosental Tourismus Gesellschaft hegt Pläne für einen Radschnellweg zwischen Villach und Klagenfurt. Auch die Verbindung zwischen Moosburg und Krumpendorf wurde verbessert“, freut sich Presch-Glawischnig. Maßnahmen zum Thema Alltagsradfahren stehen in der KEM-Weiterführung auf dem Programm.

Bereits 1999 gründete der Moosburger Maximilian Goritschnig GO-MOBIL, ein gemeinnütziges Mikro-ÖV-Modell, das inzwischen in weiten Teilen Kärntens Verbreitung fand und mit dem Klimaticket gratis genutzt werden kann. In Moosburg ist bei GO-MOBIL derzeit probeweise ein Elektrofahrzeug im Einsatz. Die KEM hat die Einführung von GO-MOBIL in der Nachbargemeinde Krumpendorf mitinitiiert.

Auch E-Carsharing soll in der KEM eingeführt werden. „In Klagenfurt startete zu Jahresbeginn ein neues E-Carsharing-System namens Share4u in die Pilotphase. Ziel ist die flächendeckende Versorgung. Wir wollen uns das genau ansehen, denn natürlich wäre es sinnvoll, wenn wir als Nachbargemeinden der Landeshauptstadt dasselbe System bekämen“, erklärt Presch-Glawischnig.

Touristikerin. Hiltrud Presch-Glawischnig stammt aus Gmünd in Kärnten. Heute lebt sie mit Ehemann, einem 19-jährigen Sohn und einer 18-jährigen Tochter in Krumpendorf. Sie studierte Tourismusmanagement in Wien, arbeitete in Niederösterreich, Wien und Kärnten im Bereich Event- und Tourismusmarketing und machte sich 2010 selbstständig. Sie ist auch als Natur- und Landschaftsführerin tätig und hat vor ihrer Bewerbung als KEM-Managerin eine Ausbildung zur Energieberaterin (A-Kurs) absolviert. Presch-Glawischnig ist nach eigener Definition ein „Bewegungsmensch“. So verbringt sie ihre Freizeit gerne mit Wandern, Radfahren und neuerdings auch mit Skitouren. Auch einen guten Krimi weiß sie zu schätzen.

 

* Auflösung: Ein Kilogramm CO2 entspricht 200 gefüllten Luftballonen.

** Die KEM Wörthersee-Karolinger setzt sich aus den Gemeinden Krumpendorf am Wörthersee, Moosburg, Pörtschach am Wörther See und Techelsberg am Wörther See zusammen.

Weitere Informationen:

KEM Wörthersee-Karolinger

KEM Wörthersee-Karolinger auf klimaundenergiemodellregionen.at