Sonne pur

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Seit Sommer 2023 tanken im Strandcamping Anderwald nicht nur die Urlaubsgäste Sonne, sondern auch eine Solarthermieanlage mit beachtlichen 140 Quadratmetern Kollektorfläche. Sie sorgt nun für den Großteil des benötigten Warmwassers. Die KEM Terra Amicitiae half mit.

In einem lichten Uferwald am Faaker See betreibt die Familie Anderwald seit über 70 Jahren einen Campingplatz. Hannes Anderwald arbeitet hier heute nicht nur für die Gäste, sondern auch an seiner eigenen Energiewende. Anlässlich eines Zubaus an die Restaurantküche setzte sich Anderwald 2021 mit seinem „technischen Mastermind“ Bernd Obernosterer, Geschäftsführer von eco powertec, zusammen, um ein passendes nachhaltiges Energiekonzept zu entwickeln.

Solarthermie. Warum die Wahl letztlich auf eine große Solarthermieanlage gefallen ist, erklärt Anderwald so: „Wir haben einerseits schon viele Jahre Erfahrungen mit einer alten kleinen Solaranlage, die aber nie gut in unser Energiesystem eingebunden war. Andererseits wäre eine Lösung mit Photovoltaik teurer gekommen, und wir hätten sehr viel Strom ins Netz einspeisen müssen.“

Bernhard Reinitzhuber, ehemaliger Manager der KEM Terra Amicitiae*, stand dem Unternehmen mit der Förderberatung zur Seite. „Gerade ein Campingplatz ist prädestiniert für Solarthermie“, ist er überzeugt. „Denn der größte Energiefaktor ist hier – wie auch bei Freibädern oder Sportplätzen – das Warmwasser. Außerdem liefert die thermische Solaranlage exakt zur Hauptsaison am meisten Wärme.“

Es rechnet sich. Vor Inbetriebnahme der Solaranlage wurde das Warmwasser im Strandcamping mit jährlich 3.000 Liter Heizöl und 30.000 kWh Strom bereitet. Nach einer halben Saison Betriebserfahrung zeigte sich, dass die neue Solaranlage samt drei großen Pufferspeichern an sonnigen Tagen den gesamten Warmwasserbedarf decken kann. An Spitzentagen nutzen bis zu 700 Personen die Duschen und waschen Geschirr, im Restaurant werden bis zu 400 Abendessen serviert. „An solchen Tagen und bei längerem Schlechtwetter müssen wir noch immer den Ölkessel anwerfen. Aber wir verbrauchen sehr viel weniger Öl und keinen Strom mehr“, sagt Anderwald.

Planung und Umsetzung der Anlage kosteten 147.131 Euro, ein gutes Drittel davon wurde aus dem Klima- und Energiefonds-Programm „Solarthermie – solare Großanlagen“ gefördert. Die errechnete jährliche Energiekostenersparnis von 15.600 Euro hält der Campingplatzbetreiber für realistisch. Somit sollten sich die Investitionen innerhalb von sechs Jahren amortisieren. Gleichzeitig reduziert das Unternehmen seinen CO2-Ausstoß um 12,8 Tonnen pro Jahr. „Ich möchte mir die Zahlen von Wärmeaufbringung und Wärmeverbrauch jetzt zwei, drei Jahre ansehen und dann den Ölkessel durch einen passenden Biomassekessel ersetzen“, beschreibt Anderwald seine Zukunftspläne.

Renaissance der Solarthermie? Die erste industrielle Kollektorenfertigung in Österreich startete schon 1978. Doch erst in den 1990ern schossen die heimischen Installationszahlen nach oben und erreichten 2009 ihren Höhepunkt. Seither sanken Produktion, Exporte und die heimischen Installationen massiv. Wurden in Österreich 2009 noch 255 MWth zugebaut, waren es 2022 nur mehr rund 41 MWth. Doch nun scheint es wieder aufwärts zu gehen. 2021 und 2022 verzeichneten Österreichs Hersteller erstmals wieder kräftige Zuwächse, wobei der Exportanteil 95 Prozent beträgt. „Die Solarthermie gehört noch lange nicht zum alten Eisen“, ist Reinitzhuber überzeugt. „Und auch einige andere Tourismusunternehmen in meiner Region zeigen nun Interesse an eigenen Anlagen.“

 

* Die KEM Terra Amicitiae mit den Gemeinden Arnoldstein, Finkenstein am Faaker See und St. Jakob im Rosental war von 2014 bis Ende 2023 aktiv und wird nicht weitergeführt. Die drei Gemeinden möchten sich jedoch mit Bad Bleiberg, Hohenthurn, Nötsch im Gailtal und Wernberg zur KEM Dreiländereck zusammenschließen.

 

Weitere Informationen:

Solarthermische Großanlage Strandcamping Anderwald

Strandcamping Anderwald